Kreuztal. Chorgemeinschaft Kreuztal und Blasorchester Stadt Kreuztal sind von den Folgen des Feuers getroffen. Klein kriegen lassen sie sich nicht.

„Wir haben noch nicht aufgegeben“, sagt Christel Thiemer, Vorsitzende der Chorgemeinschaft Kreuztal. Dabei kommt so viel zusammen. Nicht nur, dass die Stadthalle abgebrannt ist, die seit 2002 Schauplatz der jährlichen Opern- und Operettengala der Chorgemeinschaft Kreuztal war – mit immerhin rund 130 Mitwirkenden auf der Bühne, Chöre, Solisten, Orchester. Da war auch die Pandemie, die den Chorgesang über lange Strecken unmöglich gemacht hat – eine Zeit, in der kein Nachwuchs zum Chor kam und in der sich viele Ältere für immer vom Chorgesang verabschiedet haben. Auch die Ehrenamtlichen, die Funktionen und Verantwortung im Vorstand übernehmen müssten, sind weg.

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2018 fand die letzte Gala in der Stadthalle statt, die danach für die bevorstehende Erweiterung zum Bürgerforum stillgelegt wurde. 2019 gastierte die Chorgemeinschaft Kreuztal mit der Gala im Apollo-Theater in Siegen. 2020 wären sie im Gläsersaal gewesen. „Den hatten wir schon fest gebucht“, berichtet Christel Thiemer. Doch dann kam Corona. 2022 hätten sie im neuen Bürgerforum gesungen – es gab einmal die Ankündigung einer Eröffnung im Spätsommer. Die Halle war nicht nur nicht fertig, sondern abgebrannt. In der Waldorfschule auf dem Giersberg blieben dann, erstmals bei einer Kreuztaler Gala, sogar Plätze frei. Auch die Chorgemeinschaft erwischte der Publikumsschwund, über den nach der Pandemie alle Veranstalter klagen. „Das hat nur noch dank der Nachfinanzierung unserer treuen Sponsoren geklappt“, sagt Christel Thiemer.

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Am 18. Juni gibt die Chorgemeinschaft ein „Hymne“-Konzert in der Ferndorfer Kirche. Das ist ein paar Nummern kleiner als die Gala, dafür hat sich aber immerhin schon wieder ein Chor von rund 60 Personen („Wir könnten noch Männerstimmen brauchen“) gefunden: „Wir freuen uns alle darauf“, sagt Christel Thiemer, „das wird richtig klasse.“ So lange es Projekte gibt, auf die hinzuarbeiten sich lohnt, werden die Aktiven in der Chorgemeinschaft bei der Stange bleiben. Da ist sich Christel Thiemer sicher. Spätere Gala nicht ausgeschlossen.

Überhaupt: So wertvoll die Stadthalle war, um mit den Nebenräumen und den Reserven der Schulen Auftritte mit großer Besetzung zu realisieren, so ungünstig war sie für den Chorgesang. „Schwierig“ nennt Christel Thiemer die Akustik – nicht für das Publikum, sondern für die Sänger selbst, die sich nicht hören konnten. Mike Brombach kann das nachvollziehen: „Ich war dort Schüler am Gymnasium und habe selbst als Sänger auf der Bühne gestanden.“ Heute ist Brombach von Beruf Lehrer und im Ehrenamt Vorsitzender des Blasorchesters Stadt Kreuztal, das mit Frühjahrs- und Herbstkonzert der andere große Stamm-Nutzer der Stadthalle war. Für die Bläser waren die offene Decke und die Vorhänge optimal: Der Schall wurde geschluckt, „wir waren nie zu laut.“

Blasorchester in der Kreuzkirche

2018 spielte das Blasorchester zum letzten Mal in der Stadthalle. 2019 wurde das Konzert in die Buschhüttener Kirche verlegt, 2022, nach der Pandemie, in die Kreuzkirche. „Da bleiben wir erst einmal.“ Rund 45 Musiker bilden nun das Orchester, „wir sind leider ein paar weniger geworden“, sagt Mike Brombach – vor Corona waren sie um die 60. Aber: Die Zuschauerzahlen steigen wieder, neue Musikschüler melden sich an und sichern den Nachwuchs, die Kirche hat gerade die richtige Größe für die Konzerte. Mike Brombach ist also zuversichtlich. Was nicht heißt, dass das Blasorchester die Stadthalle nicht vermisst, die mit Bühne und Veranstaltungstechnik das wichtige Drumherum für den professionellen Auftritt hat.

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