Siegen. Der Fachkräfte-Engpass ist fast nirgends so extrem wie im Bäderwesen. Warum Siegen nicht gleichzeitig drei Hallen- und zwei Freibäder öffnen kann

Ein großes Zentralbad hätte den nicht zu unterschätzenden Vorteil gehabt, dass es mit weniger Personal betrieben werden kann. Eine große politische Mehrheit ist dafür, stattdessen ein „Kompaktbad“ in Weidenau neu zu bauen und das Hallenbad Eiserfeld zu erhalten – dafür benötigt die Stadt Siegen mehr Personal. Und hat immer größere Probleme, Menschen zu finden, die als Schwimmmeister oder Badeaufsicht arbeiten wollen. Was nichts am erklärten politischen Willen ändert.

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In der Bäderabteilung ist eine Stelle zu besetzen und Dirk Helmes fällt kaum noch etwas ein, wie er Bewerber finden kann. „Bei der Ausbildungsmesse in der Siegerlandhalle haben wir die Hälfte unseres Stands für diese freie Stelle genutzt“, berichtet der Leiter der städtischen Personalabteilung im Haupt- und Finanzausschuss (HFA). Reaktion: Null. „Wir sind kurz davor, mit einem Lasso auf solche Messen zu gehen“, ulkt Helmes mit einem Anflug von Galgenhumor – es finde sich einfach niemand, egal was man tue. Selbst den Tarif im Vergleich zu anderen Kommunen nach oben hin ausreizen, mehr Geld zu bieten – Fehlanzeige. Für andere Tätigkeitsfelder bei der Stadt werde durchaus noch Interesse gezeigt, aber im Schwimmbereich komme einfach gar nichts. „Es gibt auf dem Markt niemanden, der wechselwillig ist.“

Siegener Freibäder noch nicht auf, ein Hallenbad schon zu – das ist der Grund

In dieser Situation sei es auch „völlig logisch“, dass aktuell die Freibäder noch nicht auf- und das Hallenbad Eiserfeld schon geschlossen habe, sagt Bürgermeister Steffen Mues. Grünen-Fraktionsvorsitzender Michael Groß hatte kritisiert, dass genau das schwer zu vermitteln sei, vor allem hinsichtlich des Schulschwimmens: Freibäder noch nicht offen, Hallenbad zu. Das müsse aufhören, auch wenn es gute Gründe gebe – spätestens dann, wenn viele Millionen für Instandsetzung und Neubau der beiden Bäder ausgegeben werde, „am besten bevor saniert und gebaut wird“.

Das liege nicht am Wetter, erinnert der Bürgermeister an besagte gute Gründe – sondern am Personal, das jetzt nicht mehr in Eiserfeld das Hallenbad beaufsichtige, sondern in den Freibädern dafür sorge, dass die Menschen dort in Kürze schwimmen können. „Das braucht auch ein paar Tage.“ Denn mit dem Personal von derzeit noch drei Hallenbädern könne man nicht über den Sommer insgesamt fünf Bäder betreiben. Zusätzliche Leute sind auf dem Markt nicht nur gar nicht erst verfügbar – wenn es sie gäbe, müsste man sie auch über den Sommer hinaus beschäftigen, was „enormen finanziellen Aufwand“ bedeute.

Badeaufsicht beim Schwimmen wird auch in Siegen immer schwieriger

„Was wir hier machen, ist gut gemanaged“, sagt der Verwaltungschef, regelmäßig bescheinige die Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) der Stadt Siegen in diesem Bereich „exzellenten Personaleinsatz“. Der „extreme Engpass“ in dieser Berufsgruppe sei nunmal groß wie in kaum einer anderen Branche – im Umland mussten Bäder zeitweise oder auch längerfristig schließen, weil keine Badeaufsicht gewährleistet werden konnte – mache es auch in Siegen „zunehmend schwieriger“.

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Abgesehen davon scheitere der Schwimmunterricht nicht am seit Jahren erprobten Öffnungskonzept sondern falle eher wegen fehlender Fachlehrkräfte aus. Wenn im Sommer die zwei Warmwasserfreibäder öffnen, wird dafür ein Hallenbad geschlossen, „das ist sei eh und je bekannt“, betont Steffen Mues. „Die Lehrpläne können so gestaltet werden, dass Schulschwimmen stattfindet, das ist machbar.“ Jede Schule könne sich darauf einstellen, dass es ab Ende April ins Freibad oder eben auf den Sportplatz geht, „an uns solls nicht scheitern“.