Siegen/Wilnsdorf. Polizeiarbeit ist enorm vielfältig, sagt Hauptkommissar Andreas Hartmann: Er ist seit 20 Jahren dabei und erzählt, warum er das nie bereut hat.

Eigentlich wollte er nie etwas anderes werden als Polizist und wurde dann doch erstmal Chemielaborant. Aber mit dem Abitur von der Abendschule in der Tasche ging Andreas Hartmann zur Polizei, mit 21. Sein Traumjob, bis heute, knapp 30 Jahre später. Warum? Dafür kann der Wilnsdorfer ziemlich viele gute Gründe nennen: Kameradschaft, Abwechslung, Verantwortung, Action, Demokratie.

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Bei der Polizei geht’s öfter mal hoch her, gerade im sogenannten Wach- und Wechseldienst – im Einsatz auf der Straße, auf Streife, unterwegs in Uniform. Das war auch für den jungen Andreas Hartmann ein typischer Grund und damit wirbt die Polizei auch ganz offen. Action ist jedenfalls kein Selbstzweck, sagt er: Der Hilfsgedanke, „in Situationen zu gehen, in die andere nicht gehen, um Menschen zu helfen“ – das wollte er machen. Das sei bei allen so, früher oder später. Bei Sonja Teichmann war das anders: Sie hat mit Andreas Hartmann im Wach- und Wechseldienst gearbeitet, hatte nicht von klein auf den Wunsch, Polizistin werden, sagt sie. „Ich wusste nicht, was ich nach dem Abi machen sollte…“ Hörte eine Radiowerbung, bewarb sich, wurde genommen, der Helfer-Gedanke kam dann in der Ausbildung. „Den braucht man auch“, ist sie überzeugt. „Für uns ist es vielleicht der dritte Unfall an diesem Tag. Aber für das Opfer der erste.

Beitrag zur Verkehrserziehung: In Werthenbach kontrollieren Kindergartenkinder gemeinsam mit Polizisten den Verkehr.
Beitrag zur Verkehrserziehung: In Werthenbach kontrollieren Kindergartenkinder gemeinsam mit Polizisten den Verkehr. © Polizei Siegen-Wittgenstein (Archiv)

Polizei in Siegen: In diesem Job sind Extremsituationen Berufsalltag

Für die Männer und Frauen der Polizei ist es Alltag, Situationen zu meistern, die für fast alle anderen extreme Ausnahmen sind. Unfälle oder Gewalt: Damit gehen sie um, das trainieren sie, das wird Routine. „Man funktioniert“, erklärt Sonja Teichmann. „Man muss die Aufgabe erledigen.“ Morgens wissen sie eigentlich nie, was der Tag bringt, „abwechslungsreicher geht es kaum.“ Polizeiarbeit, betont Andreas Hartmann, sei aber nicht nur Türen eintreten und Leute verkloppen, wie das oft in Film und Fernsehen dargestellt wird, „da steckt viel mehr dahinter“. Das Nachdenken, das kommt später. Wenn der Adrenalinspiegel gesunken ist. Der gehört dazu, aber dafür machen sie das nicht. Sondern: Gefahrenabwehr. Leuten helfen. Und Strafverfolgung natürlich: Bei der Kripo vor allem, wo Andreas Hartmann seit vielen Jahren in Führungsposition arbeitet. Ein gewisses Jagdfieber gehört wohl auch zum Job, meint er. Wenn die Spuren gesichert, Beweise gesammelt, Täter ermittelt und festgenommen, ihnen in der Vernehmung das Geständnis entlockt ist: „Das ist auch eine Belohnung für die ganze Arbeit.“

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Was den Männern und Frauen bei der Polizei so richtig den Rücken stärkt, ist die Gemeinschaft mit den Kolleginnen und Kollegen. Das A und O, niemand bei der Polizei arbeitet jemals alleine. „Man kommt von einem Einsatz rein, schreibt seinen Bericht, setzt sich zusammen und quatscht das Ding nochmal durch“, erzählt Andreas Hartmann. Wenn alle alles getan haben, was sie konnten, dann war das ein guter Tag. Jeder hat seinen Teil beigetragen, „davon zehren alle.“ Wie überall gibt’s auch mal Neid und Missgunst – aber im Ernstfall, im Einsatz spielt das keine Rolle. „Gemeinsam holen wir die Kuh vom Eis.“ Geht auch gar nicht anders: „Ich lege mein Leben in ihre Hände“, sagt Sonja Teichmann – sie müssen den anderen komplett vertrauen, sich zu 100 Prozent auf sie verlassen.

Hundeführer Ioannis Shinas, hier mit Malinoiswelpe Tequila, bildet bei der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein Polizeihunde aus.
Hundeführer Ioannis Shinas, hier mit Malinoiswelpe Tequila, bildet bei der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein Polizeihunde aus. © WP | Hendrik Schulz (Archiv)

Polizeiarbeit in Siegen: Tiefe Einblicke in die unterschiedlichsten Lebensgeschichten

Die Polizei ist Teil der Exekutive, ein ziemlich wichtiges Rädchen im Staatsgefüge. Der Staat hat das Gewaltmonopol, Staatsdiener kommen in Bereiche, die allen anderen verborgen sind. „Man sieht hinter Kulissen, die niemand sieht. Das gibt es so nirgendwo sonst“, sagt Hartmann. Das schätzt er sehr und das hat nichts mit Neugier zu tun, betont der Erste Kriminalhauptkommissar: Sehen, was es alles gibt, da draußen in der Gesellschaft. Ergründen, warum etwas passiert. „Wenn es gefährlich wird, kennt niemand die Welt und ihre Abgründe besser als die Polizei.“ Gerade die Kripo, die selbst entscheiden kann, wie tief sie hinter die Kulissen blickt; erforscht, was Menschen zu ihren Taten treibt. Und die Schicksale dahinter. Bei Vernehmungen hat Hartmann so manche Lebensgeschichte erfahren.

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Sie machen ihre Arbeit, um die Demokratie genauso zu schützen wie die Menschen. „Ich bin auch Polizist aus Gewissensgründen“, sagt Andreas Hartmann. Sie leisten einen Eid auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Ein sehr gutes Gefühl sei das: „Uns geht es so gut – das findet man woanders kaum auf der Welt. Es macht mich stolz, das mit zu gestalten und zu schützen.“ Dazu gehört auch, mit Frustration umzugehen. Das Grundgesetz regelt die Gewaltenteilung, den Rechtsrahmen. Manchmal wissen sie, dass jemand schuldig ist, aber vor Gericht reicht es nicht. Nicht jeder Straftäter bekommt die gerechte Strafe. „Damit muss man dann leben. Es steht mir nicht zu, das zu beurteilen“, sagt Hartmann. Sie bleiben aber weiter dran. „Das muss man wollen. Eine halbherzige Polizei gibt’s nicht.“

Die Polizei, dein Freund und Helfer: Sonja Teichmann und Thomas Heß von der Pressestelle helfen der 99-jährigen Frau Wied am Siegener Bahnhof.
Die Polizei, dein Freund und Helfer: Sonja Teichmann und Thomas Heß von der Pressestelle helfen der 99-jährigen Frau Wied am Siegener Bahnhof. © WP | Hendrik Schulz (Archiv)

Polizei in Siegen: „Es gibt keine Firma, die so breit aufgestellt ist“

Gute Aufstiegsmöglichkeiten, „super Bezahlung“ und enorme Bandbreite an Spezialisierungsmöglichkeiten: „Man kann das machen, worauf man Bock hat“, fasst Hartmann zusammen. Ob Kinderbetreuung in der Verkehrserziehung oder Ermittlung in der Mordkommission, Arbeit in der Leitstelle, bei der Spurensicherung, als Hundeführer, in Spezialeinheiten oder als Hubschrauberpilot – alles mit einer Ausbildung. „Es gibt keine Firma, die so breit aufgestellt ist“, sagt er. Bei der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein hat er beide „Welten“ kennengelernt, den Wach- und Wechseldienst und Kripo. „Beide Bereiche machen tierisch Spaß.“

Unternehmenspass

TARIF: Ja/Nein – In vielen Bereichen arbeiten bei der Polizei inzwischen auch Regierungsbeschäftigte.

ARBEITSZEIT: Regelarbeitszeiten 39- bis 41-Stunden-Woche – aber kein Tag ist wie der andere, da kann es auch mal länger werden.

ARBEITSPLATZ: Auf der Straße/im Streifenwagen/auf der Wache/im Büro,...

KOOPERATION: mit zahlreichen Behörden, Institutionen und Vereinen

BENEFITS: Im Team 110 haben wir einen krisensicheren und interessanten Job.

WEITERBILDUNGEN: Moderne intensive Ausbildung und anschließend umfassende Fortbildungsangebote.

WEITERE BESONDERHEITEN: „Wir haben den abwechslungsreichsten und spannendsten Job der Welt. Von A wie Autobahnpolizei bis Z wie Zivilfahnder ist alles möglich.“

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