Siegen-Wittgenstein. Mobilitätswende, bessere Technik: Die Verkehrsunfallstatistik Siegen-Wittgenstein zeigt einige Veränderungen. Welche Trends sich abzeichnen.
Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Verkehrsunfall verletzt zu werden, ist statistisch gesehen nirgendwo in Nordrhein-Westfalen niedriger als in Siegen-Wittgenstein. Im Jahr 2022 ereigneten sich bezogen auf 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner 231 Unfälle mit Personenschaden, die Zahl „Verunglückter“ – also Schwerverletzter, Leichtverletzter und Getöteter – liegt bei 284 pro 100.000 Menschen (wobei die Zahl der Verkehrstoten mit insgesamt 6 unverändert gegenüber dem Vorjahr blieb). Das geht aus der Verkehrsunfallstatistik hervor, die die Polizei am Mittwoch in Siegen vorstellte.
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Die entsprechenden Häufigkeitswerte für NRW insgesamt gab das Innenministerium noch nicht bekannt. Als gesichert kann aber gelten, dass sie signifikant über den Siegen-Wittgensteiner Daten liegen. Außerdem gab es im Jahr 2022 zwar mit insgesamt 9227 Verkehrsunfällen 524 und mit 779 Verunglückten 61 mehr als im Vorjahr. Die Werte sind jedoch spürbar unter dem Vor-Corona-Niveau mit 10.113 Unfällen und 877 Verunglückten in 2019 und 10.420 Unfällen und 989 Verunglückten in 2018.
Verkehrsunfälle in Siegen-Wittgenstein: Mehr Homeoffice = weniger los auf den Straßen
Eine mögliche Erklärung könne sein, dass sich während der Pandemie das Arbeiten im Homeoffice stärker etabliert hat – was auch über die Lockdowns und sonstige Einschränkungen hinaus zu weniger Verkehr führte, sagt Holger Reitz, Leiter der Direktion Verkehr bei der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein. „Es gibt aber auch mehr Alternativen zur Pkw-Nutzung“, wie die gestiegenen Verkaufszahlen von Fahrrädern und E-Bikes belegen. „Wir müssen das langfristig beobachten.“
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Der Trend zum E-Bike macht sich auch an anderer Stelle in der Statistik bemerkbar. Während 2023 mit 84 verunglückten Radfahrern zwar 32 mehr als 2021 und einer weniger als 2020 zu verzeichnen waren, zeigt die Kurve bei der verunglückten Pedelecfahrern in der Drei-Jahres-Perspektive klar nach oben: 2020 waren es 39, 2021 waren es 38, 2022 dann 53. Von den Betroffenen des vergangenen Jahres wurden 40 leicht und zwölf schwer verletzt, ein Mann verstarb.
Siegen-Wittgenstein: Zahl der bei Unfällen verletzten Motorradfahrer sinkt
Als „sehr positiv für die Region“ stuft Holger Reitz die zurückgegangene Zahl verunglückter Kraftradfahrer ein. Mit 51 Betroffenen, von denen 26 leicht und 25 schwer verletzt wurden, ist es laut Bericht der zweitniedrigste Stand innerhalb von acht Jahren. „Und das in einer landschaftlich für Motorradfahrer reizvollen Region“, wie der Leiter der Verkehrsdirektion anmerkt. Noch dazu war 2022 mit viel Sonnenschein und schönen Tagen bis in den späten Herbst hinein wettermäßig super für Motorradfans. Die Polizei blieb in diesem Bereich aber auch am Ball. „Die einschlägigen Strecken wurden von den Kolleginnen und Kollegen selbstverständlich kontrolliert“, betont Holger Reitz. „Das spricht sich natürlich herum.“
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Zugenommen haben im Vergleich zu den beiden Coronajahren die Unfallfluchten mit 1540 (2021: 1412; 2020: 1516). Die Aufklärungsquote war mit 42 leicht rückläufig. Allein bezogen auf die Unfallfluchten mit Personenschäden hat sie sich aber stark verbessert: In 40 von 54 Fällen konnten die Verursacherinnen und Verursacher herausgefunden werden, die Quote erreicht hier 74 Prozent. „Drei von vier werden ermittelt“, sagt Holger Reitz. Damit die Chancen auf solche Erfolge steigen, sei es wichtig, dass Geschädigte sich einerseits zeitnah bei der Polizei melden und das sie sich idealerweise noch am Unfallort befinden, damit die Beamten Spuren sichern können.
Siegen und Umgebung: Die häufigsten Unfallursachen
Hauptunfallursache bei Unfällen mit Personenschäden war 2022 Missachtung der Vorfahrt beziehungsweise des Vorrangs mit 67 Fällen. Es folgen Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren (59 Fälle) und überhöhte Geschwindigkeit (43). 40 Mal standen die Unfallfahrerinnen oder -fahrer unter dem Einfluss von Alkohol, sieben Mal unter dem von Drogen.
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