Geisweid. Die Türkisch-Islamische Gemeinde zu Siegen trifft sich in Geisweid mit vielen Gästen zum Fastenbrechen. Es geht um viel mehr als „nur“ ums Essen.
Pünktlich zum Sonnenuntergang am Donnerstagabend um 20.26 Uhr wurde in der Selimiye Moschee der Ditib – Türkisch-Islamischen Gemeinde zu Siegen in Geisweid – mit dem gemeinsamen Abendessen begonnen. Die Gemeinde hatte zum Fastenbrechen eingeladen. Seit dem 23. März feiern Muslime Ramadan, in dem sie zwischen Sonnenauf- und -untergang weder essen noch trinken.
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Das sei nicht immer leicht, erzählen einige Gemeindemitglieder. Der Fastenmonat sei nicht immer zum gleichen Zeitpunkt im Jahr, mitten im Sommer könne es durchaus schwierig werden, ganz aufs Trinken zu verzichten, berichten vor allem junge Frauen. „Unsere Religion hat für mich höchste Priorität“, sagt ein Mädchen, „die Gesundheit geht aber immer vor.“
Siegen: Fastenbrechen in Geisweid mit 180 Muslimen und Nicht-Muslimen
Zum Fastenbrechen waren am Donnerstag Muslime und nicht Nicht-Muslime in die Moschee nach Geisweid gekommen. Nach einem Gebet und den Rufen des Imams der Moschee, Hasan Sami Arvas, ließen es sich die Männer und Frauen gemeinsam schmecken: Linsensuppe mit gemischtem Salat als Vorspeise, als Hauptgericht gebratenes Fleisch mit Reis und Gemüse, zum Nachtisch Baklava und Kadayif.
Fastenmonat
Der Fastenmonat Ramadan 2023 begann in Deutschland am Abend des 22. März’. Er endet am Abend des 21. Aprils.
Das Fasten bedeutet, dass der Muslim oder die Muslima von Beginn der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang keine Nahrung zu sich nehmen, nicht rauchen und sich sexuell enthalten.
Da die Muslime nach einem reinen Mondkalender leben, schiebt sich der Ramadan pro Jahr um etwa zehn bis elf Tage nach vorne.
Allein für die Zubereitung der Süßspeise Baklava hatten die fleißigen Frauen zwei Tage in der Küche verbracht. Diesmal für rund 180 Mitglieder der Selimiye Moschee und geladene Gäste, darunter auch Siegens Bürgermeister Steffen Mues und Vertreter von Kirchen und Vereinen. Denn sonst findet Iftar – das ist das Mahl am Abend, das während des Fastenmonats Ramadan von Muslimen nach Sonnenuntergang jeden Abend eingenommen wird – mit bis zu 600 Teilnehmern statt.
Fastenbrechen in Siegen: Ramadan als Phase der Besinnung und Reflexion
„Dann lassen wir auch für den kompletten Fastenmonat einen in der Türkei ausgebildeten Koch zu uns kommen, der jeden Tag das Essen frisch zubereitet“, erklärte Adnan Demir, der als Moderator und Dolmetscher bei einigen Wortbeiträgen durch den Abend führte.
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Zwei Jahre mussten die Muslime auf die Tradition des Fastenbrechens wegen der Corona-Pandemie verzichten. Da gab es nur Treffen im engsten Kreis der Familie. In den vielen Wortbeiträgen an alle Gäste wurde noch einmal deutlich: Fasten bedeutet für die Muslime weit mehr als nur Verzicht auf Essen und Trinken. Einen Monat lang sollen sich alle noch einmal selbst und ihr Verhalten reflektieren. Jede einzelne Person soll sich fragen, was sie richtig oder falsch gemacht hat. Dann kann aus Fehlern gelernt werden.
Siegen: Fastenbrechen in der Geisweider Moschee auch ein Beitrag zum Miteinander
Beim Treffen in der Moschee ging es um das Beisammensein, darum, mit seinen Mitmenschen Zeit zu verbringen und etwas für die Gemeinde zu tun. Sei es in Form von ehrenamtlicher Arbeit oder von Geldspenden. Das reichhaltige gemeinsame Abendessen wird sehr oft von Geschäftsleuten aus der Gemeinde übernommen.
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Bürgermeister Steffen Mues hob in seiner Ansprache noch einmal das gute und vertrauensvolle Verhältnis der Menschen in Siegen hervor. Diesen Worten konnte sich von Seiten des Kreises Siegen-Wittgenstein die stellvertretende Landrätin Ursula Belz anschließen. Auch der türkische Vizekonsul Mustafa Aldi war in den Siegener Stadtteil Geisweid zum Fastenbrechen gekommen. Zudem hatte Kürsat Özcan in seiner Dienstuniform den Weg in die Moschee gefunden. Als Kontaktbeamter Muslimische Institution (KMI) ist der in Siegen geborene Polizist Ansprechpartner und Vertrauensperson für Migrantinnen und Migranten sowie für Vereine oder Gemeinden in polizeilichen Angelegenheiten. Dies umfasst auch religiöse Themen, so dass sich zum Beispiel auch muslimische Mitbürgerinnen und Mitbürger oder deren Gemeinden an den Kontaktbeamten wenden können. Er freute sich über neue Kontakte und freundliche Gespräche.
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