Weidenau. Sieben Monate war die St. Josephs-Kirche in Weidenau geschlossen. Nach der Sanierung bietet sie nun ein paar Neuerungen und ein besonderes Extra.

Eine Veränderung fällt nach der Sanierung der St. Josephs-Kirche besonders ins Auge. Hinter dem Hauptportal, mittig im Eingangsbereich (aber keinesfalls im Weg!) steht nun der Taufstein. „Die Taufe ist das Eintrittssakrament in die Kirche“, sagt Dechant und Gemeindepfarrer Karl-Hans Köhle. „Da dachten wir, es sei doch schön, wenn der Taufstein am Eingang steht.“

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Sieben Monate lang war die Kirche wegen der Sanierungsarbeiten geschlossen, nun wurde die Wiedereröffnung gefeiert. Planungen und Vorbereitungen begannen bereits 2017 – die Sanierung eines Bauwerks aus dem späten 19. Jahrhundert ist komplex. 1893 wurde das Gebäude seiner Bestimmung übergeben, Mitte der 1960er erhielt es im hinteren Bereich einen Anbau, um die Kapazität von 400 auf 600 Plätze zu erweitern. „Das musste sein“, erläutert Werner Durth vom Kirchenvorstand. Obwohl es damals an jedem Sonntag vier bis fünf Messen gab und sich die Gläubigen somit terminlich verteilen konnten, „war die Kirche trotzdem zu klein“.

Der Taufstein aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert steht in der St. Josephs-Kirche Weidenau nun im Eingangsbereich. Die Taufkapelle in einem Seitenflügel wurde zu einer Werktagskapelle umgestaltet
Der Taufstein aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert steht in der St. Josephs-Kirche Weidenau nun im Eingangsbereich. Die Taufkapelle in einem Seitenflügel wurde zu einer Werktagskapelle umgestaltet © WP | Florian Adam

Siegen: St. Josephs-Kirche Weidenau innen und außen saniert

Der hintere Gebäudeteil kam hinzu, für die 60er typisch von außen mit Waschbetonplatten verkleidet. In der jüngeren Vergangenheit sei durchaus die Frage diskutiert worden, ob der Anbau nicht wieder entfernt werden solle, merkt Karl-Hans Köhle an. In St. Joseph findet sonntags nun noch eine Messe statt. Allerdings ist die Gemeinde inzwischen auch Teil des Pastoralen Raums Siegen-Freudenberg mit insgesamt zwölf Kirchen und somit in einen größeren gemeinschaftlichen Rahmen integriert.

Pastoraler Raum

Der Pastorale Raum Siegen-Freudenberg ist aus Umstrukturierungen hervorgegangen. Dafür haben sich die katholischen Kirchengemeinden der Stadt Siegen und in Freudenberg zusammengeschlossen.

Aus den vorherigen Gemeinden beziehungsweise Pastoralverbünden wurden drei Pfarreien: Die Pfarrei Heilige Familie, bestehend aus den Gemeinden St. Joseph und Heilig Kreuz Weidenau, St. Marien Geisweid und St. Marien Freudenberg; die Pfarrei Christkönig mit St. Peter und Paul, St. Marien Eiserfeld und St. Liborius Niederschelden sowie den Filialgemeinden Heilig Geist in Seelbach und St. Lukas auf dem Fischbacherberg; und die Pfarrei St. Johannes der Täufer, bestehend aus den Gemeinden St. Michael, St. Marien Siegen-Oberstadt und St. Bonifatius Kaan-Marienborn.

Leitender Pfarrer ist Dechant Karl-Hans-Köhle.

Architekt Aloys Sonntag, Vater des für die jüngste Sanierung der St. Josephs-Kirche zuständigen Architekten Norbert Sonntag, hat übrigens nicht nur den Anbau von St. Joseph in den 1960ern realisiert, sondern auch die Kirchen St. Marien Geisweid und Heilig Kreuz erbaut.

Die Fugen zwischen den Waschbetonplatten standen unter anderem auch auf der Sanierungsliste, außerdem Schadstellen an den älteren Fassadenteilen und die Überarbeitung und Reparatur der sogenannten Betondickverglasung an den Kapellen; jener ebenerdigen, mannshohen Beton-Glas-Konstruktionen, die von außen gräulich und ziemlich massiv wirken, ins Innere der Kirche aber zauberhaft farbiges Licht eindringen lassen, das ein Gefühl von luftiger Offenheit weckt. Die Taufkapelle wurde zu einer Werktagskapelle umgestaltet, in der in kleinem Rahmen Gottesdienste stattfinden und die einen barrierefreien Zugang hat.

Warmes Plätzchen: Die meisten Sitzbänke in der St. Josephs-Kirche Weidenau wurden mit beheizbaren Sitzkissen ausgestattet. Die Verkabelung liegt unter dem aufgearbeiteten Holzboden. Langfristig lassen sich so Heizkosten sparen.
Warmes Plätzchen: Die meisten Sitzbänke in der St. Josephs-Kirche Weidenau wurden mit beheizbaren Sitzkissen ausgestattet. Die Verkabelung liegt unter dem aufgearbeiteten Holzboden. Langfristig lassen sich so Heizkosten sparen. © WP | Florian Adam

Siegen: St. Josephs-Kirche Weidenau – Sitzheizung ist „eine geniale Idee“

Viele der Maßnahmen waren notwendig, um die Substanz zu schützen oder die Klima- und Kostenbilanz zu verbessern, etwa der Einbau einer neuen Heizungsanlage. Die Gemeinde stieg von Öl auf Gas um. Die Entscheidung stammt aus der Zeit vor dem Ukraine-Krieg, erklärt Karl-Hans Köhle, und sei später diskutiert worden. „Wir haben lange überlegt, ob wir nicht auf Pellets oder Holzhackschnitzel umsteigen sollen“, sagt der Pfarrer. Letztlich sei es aus technischen und baulichen Gründen bei der Entscheidung für die Gasheizung geblieben.

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Die Gemeinde geht trotzdem davon aus, dass sie ihre Heizkosten dank der modernen Anlage künftig trotz steigender Preise im Rahmen wird halten können. Architekt Norbert Sonntag, dessen Vater Aloys in den Jahren 1965/66 den Anbau der St. Josephs-Kirche konzipierte und den Bau leitete, hatte darüber hinaus aber eine „geniale Idee“, sagt Karl-Hans Köhle spürbar begeistert. Der Großteil der Bänke wurde mit beheizbaren Kissen ausgestattet. Möglich wurde das, weil der Holzboden unter den Sitzreihen aufgearbeitet wurde und dabei die Kabel unsichtbar verlegt werden konnten. Zu sehen sind nun lediglich kleine schwarze Kästen jeweils an der Innenseite einer Bankreihe.

Die St. Josephs-Kirche in Weidenau ist wieder geöffnet. Auch außen wurde während der siebenmonatigen Sanierung Einiges gemacht. So wurden unter anderem Schadstellen an der Fassade repariert und Fugen ausgebessert.
Die St. Josephs-Kirche in Weidenau ist wieder geöffnet. Auch außen wurde während der siebenmonatigen Sanierung Einiges gemacht. So wurden unter anderem Schadstellen an der Fassade repariert und Fugen ausgebessert. © WP | Florian Adam

St. Josephs-Kirche Weidenau: Sitzheizung spart auf lange Sicht Heizkosten

In der kalten Jahreszeit ist es deshalb nicht mehr notwendig, vor dem Gottesdienst stundenlang das gesamte Kirchengebäude aufzuheizen – denn die Kissen fahren schnell hoch und liefern den Besucherinnen und Besuchern körpernahe Wärme. Im seitlichen Bereich ließ sich die Technik an einigen Bänken nicht installieren, weil der Boden dort aus Marmor ist und die Leitungen sich nur mit sehr großem Aufwand hätten einsetzen lassen. „Das ist aber okay“, betont der Pfarrer nach den ersten Rückmeldungen aus der Gemeinde. Sitzheizung nämlich „mögen nicht alle“. Die besonderen Sitzkissen, so die Berechnungen, sind zwar zunächst etwas teurer, werden sich aber nach weniger als zehn Jahren aufgrund der damit erzielten Heizkosteneinsparung amortisiert haben.

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Die Steinböden wurden in weiten Teilen der Kirche abgeschliffen und anschließend nicht mehr versiegelt, ihre Oberfläche ist nun matt. Vor dem Altarbereich ist eine Sitzreihe entfallen, um Menschen mit Rollstühlen und Rollatoren mehr Platz zu bieten. Die vom Altar aus betrachtet letzte Sitzreihe gibt es ebenfalls nicht mehr. Eine Gemeinde in Polen hat diese Bänke übernommen.

Der Taufstein in der St. Josephs-Kirche Weidenau war 1897 ein Geschenk der Gemeinde an ihren Pfarrer Norbert Brack.
Der Taufstein in der St. Josephs-Kirche Weidenau war 1897 ein Geschenk der Gemeinde an ihren Pfarrer Norbert Brack. © WP | Florian Adam

Siegen: Sanierung der St. Josephs-Kirche Weidenau bleibt im geschätzten Kostenrahmen

Rund 850.000 Euro hat die Sanierung gekostet und liegt damit im Rahmen der Schätzung. „Das hängt mit der Sorgfalt unseres Architekten zusammen“, sagt Karl-Hans Köhle – Norbert Sonntag habe mit der Sanierung von Kirchen viel Erfahrung. Das Feedback der Gemeinde auf die Sanierung sei positiv und das Interesse groß, berichtet Ramona Breuer-Gjemaili vom Pfarrgemeinderat. Bei der Wiedereröffnung „waren auch viele Gesichter, die man länger nicht gesehen hat.“

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Der Taufstein übrigens, den Fachleute aus Olpe wegen einer Beschädigung reparieren mussten, empfängt die Besucherinnen und Besucher von St. Joseph mit einem kleinen Ausflug in die Geschichte der Gemeinde. Aus der Widmung am Sockel geht hervor, dass dieses besonderes Stück ein Geschenk der Gemeinde an ihren Pfarrer Norbert Brack war, als dieser 1897 seine 25-jährige Amtszeit feierte.

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