Geisweid. Ramadan steht bevor, Corona-Kontaktverbote stellen gläubige Muslime vor Probleme. Wie die Selimiye Moschee Siegen das Miteinander bewahren will.

Keine großen Feste, keine gemeinsamen Gebete, Moscheen bleiben geschlossen: Der Fastenmonat Ramadan wird für gläubige Muslime in Siegen in diesem Jahr ungewöhnlich. Denn wegen den Kontaktbeschränkungen aufgrund des Coronavirus gelten besondere Bedingungen für das Fasten.

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„Eine gewisse Betroffenheit ist da. Es ist sehr schade, dass die gemeinschaftlichen Aktivitäten entfallen, auf die man sich als gläubiger Muslim seit längerer Zeit gefreut hat“, sagt Önder Sahin, Vorstandsmitglied der Selimiye Moschee in Geisweid.

Der Fastenmonat Ramadan für Muslime in Siegen

Ramadan beginnt an diesem Donnerstagabend, 23. April. Bis zum 23. Mai dürfen gläubige Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang unter anderem keine Nahrung und Wasser zu sich nehmen. Normalerweise ein Gemeinschaftserlebnis, soll das abendliche Fastenbrechen, das sogenannte Iftar, in diesem Jahr nur im engsten Familienkreis begangen werden. „Niemand sollte seine Nachbarn einladen, sondern sich an die Einschränkungen halten bis Lockerungen von offizieller Seite verkündet werden“, rät Önder Sahin.

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Die Säulen des Islams wie das tägliche Gebet oder das Fasten bleiben nach Angaben des 55-Jährigen weiterhin bestehen. „Es gilt die Pflicht, seine täglichen Gebete zu verrichten. Jeder muss für sich selbst sehen, wie er das zu Hause oder in den Pausen auf der Arbeit macht.“ Bereits seit dem 13. März gibt es in der Selimiye Moschee keine Gebete mehr. „Ein Gebet muss nicht zwingend gemeinschaftlich in einer Moschee verrichtet werden“, sagt Önder Sahin.

Koran-Rezitationen via Skype

Für die Fastenden daheim bietet die Sulimiye Moschee in Geisweid täglich einen Video-Livestream auf der Plattform Skype an. Jeden Tag um 15 Uhr liest der Imam der Moschee Koran-Rezitationen vor.

Dafür muss ein Skype-Zugang vorhanden sein.

Die Teilnahme ist im Internet möglich unter dem Link .

Um trotzdem den persönlichen Austausch zu bewahren, bietet die Selimiye Moschee, die dem Ditib-Dachverband in Deutschland angehört, einen Video-Livestream über Skype an. Der Imam der Moschee wird dann täglich Verse aus dem Koran für die Fastenden daheim vorlesen.

Normalerweise veranstaltet die Gemeinde das allabendliche Fastenbrechen mit einer großen Zusammenkunft in der Großkantine, zu dem auch ein professioneller Koch aus der Türkei eingeflogen wird, der jeden Abend laut Önder Sahin rund 500 Mahlzeiten für die Gäste kocht. Willkommen sind dann nicht nur Mitglieder der Gemeinde, sondern es werden auch Kirchenvertreter, Politiker und Studenten eingeladen.

Die Gesundheit hat für den Islam und die Siegener Moschee höchste Priorität

Doch trotz eines gesundheitlichen Risikos, wird die Fastenzeit nicht verschoben. Auch vor der Corona-Pandemie hat es Ausnahmeregelungen im Ramadan gegeben. Kinder bis zum Eintritt in die Pubertät, Schwangere sowie kranke Menschen sind nicht verpflichtet, zu fasten. „Die Gesundheit hat höchste Priorität im Islam“, sagt Önder Sahin.

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Fastende, die einer Risikogruppe angehören oder gesundheitlich gefährdet sind, empfiehlt er, sich mit einem Arzt zu beraten. „Das ist eine individuelle Entscheidung. Wir hoffen, dass jeder ehrlich zu sich selbst ist und seine Gesundheit nichts aufs Spiel setzt“, so Önder Sahin.

Die Finanzen der Siegener Selimiye Moschee in Geisweid in der Corona-Krise

Und wie verkraftet die Selimiye Moschee den Ausfall des Fastenmonat Ramadan finanziell? „Es wird Einbuße geben“, sagt Önder Sahin. Die Beiträge der rund 500 zahlenden Mitglieder der Selimiye Moschee laufen weiter. Einnahmen, wie etwa von einer Kirchensteuer, gibt es nicht. Spendensammlungen zu den Gebeten im Ramadan fallen in diesem Jahr aus. Besorgt ist Önder Sahin deswegen aber nicht: „Wir können die laufenden Kosten tragen und sind guter Dinge.“ Wegen des Verbots von Veranstaltungen bis Ende August fällt auch das von der Gemeinde geplante Familienfest an Fronleichnam aus.

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Doch auch unter diesen besonderen Umständen bleibt Önder Sahin optimistisch. Den diesjährigen Fastenmonat Ramadan begeht der Ingenieur im Kreis seiner fünfköpfigen Familie: „Wir hoffen, dass sich das Leben bald normalisieren wird. Dann können wir die Feste gemeinsam nachholen.“

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