Hilchenbach. Vor mittlerweile 15 Jahren wurde die Ginsburg neu verputzt. Der neue Putz überstand noch nicht einmal den ersten Winter.
Vor 15 Jahren bekam die Ginsburg ihren neuen Putz – der noch nicht einmal den ersten Winter überstand, bevor er zu bröckeln begann. Seit 2014 prozessieren Stadt Hilchenbach und Siegerländer Burgenverein gegen Architekt und Baufirma. jetzt könnte die Auseinandersetzung vorbei sein – wenn ein beim Oberlandesgericht Hamm gemachtes Vergleichsangebot von allen Beteiligten angenommen wird. Der Hilchenbacher Rat hat jetzt in nicht öffentlicher Sitzung zugestimmt.
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Putz muss komplett erneuert werden
Die Stadt Hilchenbach bekommt Geld zurück – wie viel, sagt Baudezernent Michael Kleber nicht. Wohl aber, dass der Betrag „wahrscheinlich nicht“ ausreichen werde, um den verbliebenen, längst nicht mehr neuen Putz abzuschlagen und neu aufzutragen. Das aber muss die Stadt tun, wenn sie nicht auch noch die 56.000 Euro Landeszuschuss zurückzahlen will. Diese Summe hat das Land wegen „fachlich mangelhafter Ausführung“ zurückgefordert, woraufhin die Stadt die Baufirma und den Architekten verklagte.
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„Wir werden uns nun zusammensetzen, in welche Richtung wir eine vernünftige Lösung hinkriegen“, kündigt Baudezernent Michael Kleber an. Das wird neben dem Burgenverein und dem Verein zur Erhaltung des Ginsburg auch die Denkmalpflege des Landschaftsverbandes sein. „Der Putz muss runter, und das wird nicht ganz billig.“ Nicht in Erfüllung geht der ursprüngliche Wunsch der Stadt, dass die beauftragte Firma selbst noch einmal den Putz aufbringt, statt der Stadt einen Teil der Rechnung zu erstatten. Dabei war bereits verabredet, auf Probeflächen im Winter 2020/21 verschiedene Putzrezepturen zu testen.
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Rechtsstreit landet beim Oberlandesgericht
Vergleichsvorschläge gab es im Laufe der langen Auseinandersetzung schon einige, den ersten schon 2016 – in dem Jahr, in dem die Ginsburg Schauplatz der 200-Jahrfeier des Kreises wurde. Der Vergleich kam nicht zustande. Der Putz bröckelte weiter. 2018, als der 50. Jahrestag des Bergfried-Wiederaufbaus und der 450. Jahrestages des Feldzuges von Wilhelm dem Schweiger begangen wurde, der von hier aus die Wiedereroberung der Niederlande plante. Auch 2019 bröckelte es, als Bauministerin Ina Scharrenbach viel Geld für das neue Millionenprojekt „Barrierefreie Höhenburg“ mitbrachte, das der Verein zur Erhaltung der Ginsburg seit 2015 vorbereitet hatte.
„Es gab unterschiedliche Gutachten und Experten“, sagt Michael Kleber im Rückblick auf den langen Rechtsstreit. Nicht nur ein Vergleichsvorschlag wurde bisher abgelehnt. Und auch als das Landgericht Siegen schließlich eine Entscheidung gefällt hatte, war die Auseinandersetzung über Materialwahl und Verputztechniken nicht vorbei. Weder die klagende Stadt noch die beklagte Baufirma und der Architekt waren mit dem Urteil einverstanden; das Verfahren ging zum Oberlandesgericht in die nächste Instanz. Es wäre auch ohne den jetzt vorgeschlagenen Vergleich weitergegangen: „Die Alternative wären weitere Gutachten gewesen.“
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Burgenverein kauft dem Land die Ginsburg für einen Euro ab
2003 hatte der Siegerländer Burgenverein dem Land das Baudenkmal für einen Euro abgekauft. 2008 hatte der Verein mit der Sanierung des Burgfrieds begonnen. Dabei wurden ein grünes Klassenzimmer, ein Veranstaltungs- und ein Ausstellungsraum eingerichtet, die neue Turmhaube („Laterne“) montiert – und der neue Putz angebracht, der eigentlich wieder 20 Jahre halten sollte. Längst ist die Ginsburg inzwischen wieder Baustelle: Sie wird barrierefreie Höhenburg, mit Aufzug und Museum im Turm, einen historischen Lehr-Rundweg und einem Ausstellungspavillon auf dem Gelände der Vorburg, in dem sich auch ein öffentliches WC befindet.
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Großes Erneuerungsprojekt: Barrierefreie Höhenburg
„Das Museum wird einen Schwerpunkt auf die Baugeschichte der Burg und Wilhelm von Oranien legen“, heißt es auf der Homepage des Vereins zur Erhaltung der Ginsburg (dieginsburg.de), der Träger des unter anderem mit einem „Heimat-Zeugnis“ des Landes finanzierten Vorhabens ist. Ein weiterer Teil der Ausstellung beschäftigt sich unter der Überschrift „Die Ginsburg im ökologischen und ökonomischen Kontext“ mit Themen der Heimat-, Umwelt- und Kulturbildung. Unabhängig davon wurde das 1975 aus dem Weidenauer Stadtteil Boschgotthardshütten versetzte Hammergewerkenhaus unterhalb der Burg saniert, die Hans-Hübner-Stube (nach dem legendären Raubritter benannt) eingerichtet und an die Gastronomie in der 1980 errichteten Burgschänke angebunden.
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