Hilchenbach. Ein Lift, ein Servicepavillon, ein Museum: Insgesamt eine Million Euro fließt in die barrierefreie Höhenburg. Ministerin Scharrenbach war da.
Der Traum von der „barrierefreien Höhenburg“ ist keiner mehr – er wird Wirklichkeit. Insgesamt eine Million Euro kann der Verein zur Erhaltung der Ginsburg in den nächsten Monaten investieren, um das Baudenkmal für viele Menschen und lange Zeit attraktiv zu machen. Zum „Heimat-Zeugnis“.
Das Startsignal
Wenn man „Heimat-Zeugnis“ mit dem NRW-Heimatministerium in Verbindung bringt, kommt dabei viel Geld heraus. Das „Zeugnis“ ist die höchste Stufe in dem mit 150 Millionen Euro ausgestatteten Förderprogramm – dafür kommt die Ministerin dann auch persönlich. „Keine Angst, der Turm kippt nicht um“, sagt Dieter Viehöfer, Vorsitzender des Ginsburgvereins, als er Ina Scharrenbach am Fuße des Burgfrieds begrüßt. Wie sollte er auch. 1292 wurde die Ginsburg zwar erstmals erwähnt, 1568 hat sie die Kulisse für den Kriegsrat abgegeben, mit dem Wilhelm von Oranien einen immerhin 80-jährigen Krieg anzettelte. Aber neu gebaut wurde der Turm erst 1968, auf den Ruinen des alten Bergfrieds.
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Heimat, sagt Ministerin Scharrenbach, lebt von Engagement, aufgewendeter Zeit, Ideen und zuletzt auch von Geld. „Sie haben hier besonders viel zu bieten“, sagt sie und lobt das Projekt, an dem vor allem Vize-Vereinsvorsitzender Markus Völkel seit 2014 gestrickt hat. „Sein Meisterstück“, bestätigt Dieter Viehöfer. „Wir haben Jahre darauf hingearbeitet“, sagt er auch, gut 100 Stunden ehrenamtlicher Arbeit. Und dass es letztlich keine Alternative dazu gab, das Millionending durch den Verein zu schultern. „Jetzt oder nie.“
Genau 769.507,65 Euro sind es, die Dieter Viehöfer quittiert, 90 Prozent der Investitionssumme von 855.000 Euro. Nachdem er unterschrieben hat, geht es hinauf auf die Aussichtsplattform. Bürgermeister Holger Menzel ist mit von der Partie, und Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach, die für das Projekt Türen in Düsseldorf geöffnet hat. In einem Jahr vielleicht schon können auch Gäste mit Rollstuhl den Blick bis ins Siebengebirge schweifen lassen: Dazu wird der innere, jetzt tiefgelegte Ring über das Niveau des Außenrings gehoben – und durch einen Aufzug erschlossen.
Der Plan
„Wir starten jetzt mit den Vergaben“, sagt Markus Völkel, der sehr genau ahnt, dass das nicht so einfach wie vor 60 Jahren gehen wird, als Laien mit dem Bagger über das historische Terrain fegten. Archäologen und Denkmalpflege wollen beteiligt sein, und auch die Bau- und Umweltbehörden reden bei dem Projekt mitten im Flora-Fauna-Habitat-Gebiet mit.
Das sind die vier Bausteine:
Die Sanierung des Turms, unter anderem der Fenster und der Abdichtung, ist der am wenigsten spektakuläre Teil des Heimat-Zeugnisses. Auch vorher schon hat der Verein Geld gesammelt: Im vorigen Jahr hat der Bund 71.000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm bewilligt – ein 50-Prozent-Zuschuss zu Renovierungsarbeiten im Gewerkenhaus und in der Burgküche.
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Der Servicepavillon wird gemeinsam mit dem aus Boschgotthardshütten umgesetzten Gewerkenhaus und der in den 1980er Jahren neu gebauten Vorburg mit der Burgschänke einen Hof unter der Zugbrücke bilden. Eingerichtet werden Sanitäranlagen und ein Ausstellungsraum für das künftige Museum. Florian Hestermann ist der Architekt, für dessen Entwurf sich der Verein entschieden hat. Als der Plan 2015 entstand, war er Masterstudent bei Professor Peter Kehrle, der die Ginsburg zum Seminarthema gemacht hat.
Das Museum: Museumsplaner und Kulturpädagogen werden die Ausstellung konzipieren, die sich an Schulen, Kita, Familien und Erwachsene richtet. Im Erdgeschoss, im grünen Klassenzimmer und im Turmzimmer, das zugleich das höchstgelegene Trauzimmer des Siegerlandes ist, wird es natürlich um Wilhelm von Oranien und die Ginsburg gehen. Aber auch um die Ginsburg in ihrem Umfeld: Die Bereiche Eisen und Holz, Grenzen und Handel, Natur und Kultur werden im Turm dargestellt und in Wechselausstellungen im Pavillon vertieft.
Termin im Turmzimmer
Ein Infoabend findet am Mittwoch, 4. September, im Turmzimmer statt. Dort stellt der Verein zur Erhaltung der Ginsburg sein Projekt öffentlich vor – auch, um ehrenamtliche Mitarbeitende und Spender zu gewinnen, die den Eigenanteil des Vereins mitfinanzieren.
Inklusion: Am Pavillon beginnt der Erlebnisweg, der die Burg barrierefrei macht. Wie eine Rampe führt der Weg auf dem Burgwall um den Bergfried herum über die Brücke zum Turm, in den ein Aufzug eingebaut wird. Ruheinseln und Infotafeln machen diesen Weg auch schon zum Teil des Ziels. Auch für die Innengestaltung des Turms und für die Plattform gibt es schon Ideen. Professor Kehrle hat in diesem Jahr weitere 26 Studierende für Arbeiten zur Ginsburg gewinnen können. „Wir sind der Uni sehr dankbar“, sagt Markus Völkel.