Hilchenbach. . „Wilhelmus“ hat Nassau und damit auch Hilchenbach in den Niederlanden dauerhafte Verehrung eingebracht. Die Ginsburg im Glanz von 1568 und 1968

Vor 450 Jahren, am 31. März 1568, hat Wilhelm der Schweiger, Prinz von Oranien, sich auf der Ginsburg vier Tage lang mit seinen Brüdern, Offizieren und weiteren Getreuen beraten, wie er in seinen niederländischen Provinzen, wo ihn der spanische Kaiser Philipp II als Statthalter eingesetzt hatte, wieder das Sagen bekommen könnte. In ihrer Nationalhymne verehren die Niederländer heute „Wilhelmus“, den nassauischen Prinzen aus Dillenburg, weil er sie von der spanischen Herrschaft befreit und in die Unabhängigkeit geführt hat. Diese Hymne spielen die fünf Bläser von Trombe e Tromboni am Freitagabend im Burgzimmer des Bergfrieds. Die Festgesellschaft erhebt sich vor Wilhelms Büste.

Das wird groß gefeiert

Gefeiert wird die Gegenwart:

Die Ginsburg: Sie wird in diesem Jahr 50. Denn 1960, als der Verein zur Erhaltung der Ginsburg mit dem Wiederaufbau begann, war von dem 1255 erstmals erwähnten „Novum Castrum“ nicht mehr viel übrig. Am 31. August 1968 wurde der wieder neu errichtete Bergfried seiner Bestimmung übergeben. Das und Wilhelm sind die Anlässe für das ganzjährige Festprogramm.

Der Treffpunkt: In der Ginsburg finden Konzerte und Theater statt, werden Gottesdienste gefeiert, Schulklassen im grünen Klassenzimmer unterrichtet, Ehen geschlossen, zählt Dieter Viehöfer, Vorsitzender des Vereins zur Erhaltung der Ginsburg auf. „Oder sie steht einfach da und beeindruckt.“

Der Ruhm: „Ein Stoff, aus dem man einen richtig guten Film machen könnte“, findet Landrat Andreas Müller, „vor 450 Jahren ging es hier richtig zur Sache.“ Ja, bestätigt Historiker Olaf Wagener in seinem Vortrag über Wilhelm, jener 31. März 1568 sei wohl eine „Sternstunde der Ginsburg“ gewesen.

Das Wahrzeichen: „Ein toller Ort“, sagt Landrat Andreas Müller. Mit dem „höchstgelegenen Trauzimmer des Siegerlandes“. Die Ginsburg, gerade auch von niederländischen Gästen gern besuchtes Ziel, sei ein „Ort, der für Hilchenbach sehr wichtig ist“, sagt Bürgermeister Holger Menzel: als Wahrzeichen, aber auch wegen des Ausblicks oben vom Turm.

Die Zukunft: „Pläne haben wir reichlich“, sagt Dieter Viehöfer. Und meint damit nicht die Reparatur des verunglückten Verputzes, über den die Stadt und ihre Auftragnehmer sich vor Gericht streiten. Nicht ohne Grund ist auch Prof. Dr. Peter Karle von den Uni-Architekten da, der den Verein bei seinem großen Modernisierungsprojekt berät. Und deshalb kleidet auch Burgenvereins-Vorsitzender Paul Breuer seine Dankesworte an die Politik in eine Bitte: „Wir brauchen Ihre Hilfe auch in Zukunft.“

Das wird weniger gefeiert

Etwas zurückhaltender gefeiert wird die Geschichte um das Entfachen eines langen Krieges.

Die Befreiung der Niederlande: „Die Unabhängigkeit war kein Thema“, stellt Olaf Wagener klar. „Es ging um Geld, das Ansehen des Hauses Nassau und die Rechte der Adeligen.“ Erfolgreich war die Aktion auch nicht. „Sie ist komplett danebengegangen.“ In der Schlacht bei Heiligerlee am 15. November 1568 fällt Wilhelms jüngster Bruder Adolf. Der Feldzug mit dem legendären Heerlager auf dem Giller beginnt erst 1572. Wilhelm wird 1584 in Delft ermordet. Der Krieg endet 80 Jahre nach seinem Beginn. „Vollzogen wurde die Spaltung zwischen Niederlanden und Belgien, die Wilhelm eigentlich immer vermeiden wollte.“

Der Prinz: Ohne ihn, sagt Paul Breuer, „säßen wir heute nicht hier.“ Um eine „Heroisierung“ Wilhelms gehe es nicht, wohl aber um die Erkenntnis, dass Freiheit erkämpft werden müsse.. „Was auch immer sie dabei falsch gemacht haben – es war wichtig.“

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