Deuz. Service, Housekeeping, Tagungsbetreuung: Drei Menschen mit Handicap berichten von ihrem Arbeitsalltag im Inklusions-Hotel Fünf10 in Netphen-Deuz.

Das Hotel Fünf10 lebt Inklusion. „Menschen mit Handicap sind bei uns in allen Bereichen tätig“, sagt Nadine Dangendorf, die Leitung im Servicebereich. Insgesamt 35 Beschäftigte sind im Haus tätig. Aus allen Alterssparten – von jungen Praktikanten aus den umliegenden Förderschulen bis hin zu denjenigen, die kurz vor der Rente stehen. Voraussetzung für die Beschäftigung im Hotel ist die Kommunikation. „Die Beschäftigten müssen mit Gästen kommunizieren können, sie ansprechen können“, so Nadine Dangendorf.

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Als Inklusionsbetrieb der AWO ist das Hotel komplett barrierefrei: mit Aufzügen, Zimmern, in denen man problemlos mit dem Rollstuhl in die Dusche fahren kann, Blindenleitsysteme auf dem Boden der Flure und Blindenschrift an den Zimmertüren. „Eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung versteht man hier nicht als Einschränkung“, so steht es auf der Webseite des Hotels geschrieben.

Die Arbeit im Hotel gibt den Beschäftigten einen strukturierten Alltag. Damit sie möglichst selbstständig arbeiten können, bekommen alle einen Laufzettel. Auf dem steht, was wann erledigt werden muss. Kurze, klare Anweisungen helfen den Beschäftigten, ihren Arbeitsalltag zu organisieren. Teamwork wird hier groß geschrieben. Alle helfen sich gegenseitig und unterstützen sich, wo es nur geht. Schief laufen kann immer etwas. „Es gibt keine fehlerfreien Menschen, hier eben auch nicht“, erklärt Nadine Dangendorf. Wichtig ist der Team-Chefin, dass alle gerne zur Arbeit kommen: „Sie kommen morgens mit einem Lächeln rein“, freut sie sich.

Insgesamt zwölf Personen sind im Service tätig, dabei in ganz unterschiedlichen Bereichen. Jeder wird nach den eigenen Stärken und Interessen im Hotel eingesetzt.

Das Serviceteam mit Leitung Nadine Dangendorf (Mitte) kommt immer gut gelaunt zur Arbeit im Hotel Fünf10. 
Das Serviceteam mit Leitung Nadine Dangendorf (Mitte) kommt immer gut gelaunt zur Arbeit im Hotel Fünf10.  © WP | Annelie Manche

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Gäste im Restaurant betreuen

Im Restaurant ist schon einiges los, es ist Frühstückszeit für die Gäste. Christian Thomas ist seit Eröffnung des Hotels dabei, das ist knapp drei Jahre her. Er arbeitet im Service im Restaurant und ist für die Betreuung der Gäste zuständig. Das macht ihm am meisten Spaß: „Gäste bedienen und ihnen alles zeigen.“ Im Frühdienst startet sein Arbeitstag um 8.30 Uhr. Gäste begrüßen, ihnen einen Kaffee bringen und bei Fragen mir Rat und Tat zur Seite stehen.

Bis 10 Uhr können die Gäste frühstücken, danach wird aufgeräumt und für das Mittagessen vorbereitet. Noch wird das Mittagessen in der Großküche der AWO am Weiherdamm gekocht. Die eigene Küche des Hotels wird gerade gebaut. In der vorhandenen Küche können nur Kleinigkeiten gekocht werden, wie zum Beispiel das Rührei für das Frühstücksbuffet.

Christian Thomas kümmert sich um die Vorbereitung des Mittagsbuffets. Salat, Schweine- oder Tofugeschnetzeltes mit Kartoffeln steht auf dem Speiseplan. Er legt Löffel und Zangen neben die Warmhaltebehälter. Die kleinen Schälchen fürs Dessert werden aus dem Schrank geholt und noch einmal gezählt, damit auch für alle Gäste genügend vorhanden sind. Die letzten Frühstücksgäste verabschieden sich. „Tschüss! Einen schönen Tag noch“, ruft Christian Thomas ihnen freundlich hinterher.

Über Kontakte ist er damals auf das Café Fünf10 in Geisweid aufmerksam geworden: „Ich hab da was für dich, das könnte dir gefallen“, so hieß es. Und einen Tag nach dem Vorstellungsgespräch fing Christian Thomas schon im Café an. Und die Arbeit mit den Kunden macht ihm bis heute sehr große Freude.

Zimmer mit Liebe zum Detail

Neben dem Restaurant gehört auch das Housekeeping zum Service. Insgesamt 44 Doppelzimmer und vier Einzelzimmer gibt es im Hotel Fünf 10. Wenn Steffi Moll ihren Arbeitstag um 9 Uhr startet, dann informiert sie sich zuerst an der Rezeption, welche Zimmer für neue Gäste reserviert sind. Mit einem Zettel, auf dem steht, welche Zimmer gemacht werden müssen, zieht sie los.

Das Housekeeping ist in zwei Gruppen aufgeteilt: Die einen beziehen die Betten, die anderen putzen das Bad und den Boden. Je nach dem, was für die Beschäftigten möglich ist. Steffi Moll kümmert sich um die Betten. Vor jedem Zimmer überprüft sie, ob es für eine oder zwei Personen reserviert ist. Dann heißt es Betten abziehen und mit frischen Laken neu beziehen. „Manchmal will die Decke nicht so wie ich“, lacht sie. Aber im Handumdrehen ist das Bett neu bezogen. Dann legt sie noch frische Handtücher bereit. Wenn die Kolleginnen dann Bad und Boden gewischt haben, können sie diese im Bad aufhängen.

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„Es gibt Schilder“, Steffi Moll zeigt auf die Filzhänger, die die Gäste an der Tür aufhängen können, um zu zeigen, ob eine Zimmerreinigung gewünscht ist. „Rot heißt nicht stören, bei grün dürfen wir reingehen. Wenn nichts hängt, gehen wir auch nicht rein“, erklärt die Servicekraft das Vorgehen.

Steffi Moll bezieht die Betten im Hotel Fünf10, sie ist das Allroundtalent aus dem Housekeeping.
Steffi Moll bezieht die Betten im Hotel Fünf10, sie ist das Allroundtalent aus dem Housekeeping. © WP | Annelie Manche

Seit vergangenem Jahr ist Steffi hier im Hotel Fünf10, sie arbeitet vier Stunden jeden Tag. „Wegen meiner Psyche“, erklärt sie. Ab April gehe sie hoch auf fünf Stunden. „Es macht mir sehr viel Spaß. Und ich bin überall im Einsatz, mal im Service, im Housekeeping oder in der Akademie. Wenn jemand Hilfe braucht, bin ich immer dabei.“

Zum Schluss noch die Karte mit dem Willkommensgruß unterschreiben und mit einem Keks auf das Bett legen. So wissen die Gäste, wer das Zimmer vorbereitet hat. „Über jedes Feedback was an der Rezeption über die Zimmer ankommt, freuen sich Beschäftigten im Housekeeping sehr“, verrät Nadine Dangendorf.

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Tagungsräume vorbereiten

Direkt neben dem Hotel ist die Akademie Neun10. Hier stehen Tagungsräume für Schulungen oder Weiterbildungen zur Verfügung. Hier ist es sehr viel ruhiger als im Restaurant. Auf dem Flur sind noch keine Gäste zu sehen. Christine Schmidt ist seit kurzem alleine für die Tagungsräume verantwortlich. Davor wurde immer gewechselt: eine Woche war sie in der Akademie, eine Woche im Service. Jetzt kann sich die Netphenerin voll auf ihre Aufgaben in den Tagungsräumen konzentrieren: „Ich bin total glücklich hier.“

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Sie richtet Tassen, Gläser, Milch, Zucker und Wasser auf den Tischen an. Wie viel Kannen Kaffee sie kochen muss, rechnet sie vorher aus. Den Umgang mit Zahlen übt sie noch, aber sie kommt immer besser zurecht. Seit 1998 ist sie bei der AWO und als Vollzeitkraft im Hotel. Wie viele ihrer Kollegen war sie davor schon im gleichnamigen Restaurant in Kreuztal und im Café in Geisweid tätig. Dass ihr Arbeitsweg nun nicht mehr so weit ist, freut sie sehr.

Servicemitarbeiterin Christine Schmidt bereitet die Tagungsräume in der Akademie Neun10 vor.
Servicemitarbeiterin Christine Schmidt bereitet die Tagungsräume in der Akademie Neun10 vor. © WP | Annelie Manche

Wenn es mal einen Tag gibt an dem keine Tagungen gebucht sind, nutzt Christine Schmidt die Zeit für die Grundreinigung der Seminarräume und Vorbereitungen. Langweilig wird es ihr nicht. „Hier zu arbeiten ist etwas besonderes, diese Chance kriegt nicht jeder“, sagt Christine Schmidt stolz.

Aktuell werden Servicemitarbeiter im Hotel Fünf10 gesucht, egal ob Vollzeit, Teilzeit oder als Minijob, mit oder ohne Handicap.

Unternehmenspass

Hotel Fünf10, Nauholzer Weg 19, 57250 Netphen – Deuz, Telefon: 02737/9848040, www.hotel-fuenf10.de, E-Mail: Info@hotel-fuenf10.de

30 Mitarbeitende, Branche: Hotellerie

TARIF:TG Systemgastronomie DeHoGa

ARBEITSZEIT: 6 bis 24 Uhr

ARBEITSPLATZ: Verwaltung, Rezeption, Küche, Service, Housekeeping, Facility

BENEFITS: E-Bike-Leasing, Jahressonderzahlung, Homeoffice, Parkplatz etc.

KOOPERATIONEN: DeHoGa, IHK, LWL, Aktion Mensch, etc.

AUSZEICHNUNGEN: *** DeHoGa-Zertifiziert, Qualitätsbetrieb Rothaarsteig, Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland

WEITERBILDUNG: Außer- und innerbetriebliche Seminare:

WEITERE BESONDERHEITEN: Inklusionsbetrieb

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