Deuz. .

Den Schlüssel für die Schule am Sterndill hatte Rüdiger Bartsch fast auf den Tag genau vor 16 Jahren aus der Hand des Bauunternehmers entgegengenommen. Am Montag hat ihn Paul Wagener, Bartschs Nachfolger im Amt des Bürgermeisters, an AWO-Kreisgeschäftsführer Dr. Andreas Neumann weitergegeben. Und mit dem Schlüssel zusammen sogar das bei der Eröffnungsfeier der Schule angelegte Gästebuch. „Ein bisschen“, so Wagener, tue dieser Abschied weh. Andererseits gewinne die Stadt, wenn die Arbeiterwohlfahrt (AWO) hier 2016 eines der bundesweit ersten inklusiven Aus- und Weiterbildungszentren eröffne: „Ein sehr sympathisches und viel versprechendes Konzept.“

Dr. Andreas Neumann spricht von einem „echten Glücksfall“ für die AWO, die in Deuz die größte der fünf Siegener Werkstätten für Menschen mit Behinderung und direkt nebenan auf dem Sonnenhang eine ihrer beiden Förderschulen für Kinder mit geistigen und mehrfachen Behinderungen betreibt. „Wir waren schon seit einiger Zeit auf der Suche“, berichtet der AWO-Geschäftsführer. Dank neuem Bildungszentrum gewinnen die Werkstätten Raum für weitere schwerst mehrfachbehinderte Mitarbeiter — bereits geplante Anbauten in Deuz und Schameder werden nun vorerst nicht gebraucht.

Was wird

Berufsbildung: Hier erfolgt die gesamte Berufsbildung für Menschen mit Behinderung, die — noch — nicht auf dem regulären Arbeitsmarkt starten können. In sieben Berufsfeldern, so Markus Weil, für die Rehabilitation verantwortlicher Leiter, werde „das gesamte Arbeitsangebot der Siegener Werkstätten abgebildet“: Küche, Montage/Verpackung, Gärtnerei, Bautechnik, Elektro, Holz und Metall. „Wir werden die Umbaumaßnahmen auf ein Minimum beschränken.“ Stets um die hundert Teilnehmer absolvieren die zweijährigen, von der Agentur für Arbeit finanzierten Lehrgänge, an die sich der Übergang zu einem Werkstatt-Arbeitsplatz oder in den „ersten“ Arbeitsmarkt anschließt. Etwa 15 Fachkräfte werden hier reingesetzt
Aus- und Weiterbildung: Zielgruppe sind zunächst die rund 1200 Mitarbeiter in den 54 Kitas und fünf Werkstätten — „ein zentrales Bildungszentrum für alle, die bei der AWO arbeiten“, sagt Dr. Andras Neumann. Die Weiterbildung wird ins eigene Haus geholt, verstärkt durch externe Dozenten. „Das hat für uns auch Kostenvorteile.“ Ein „Riesen-Knowhow“, sagt Uta Weißmüller, die das Bildungszentrum leiten wird, stecke schließlich bereits in der AWO selbst. „Wir wollen das nutzen und weitergeben.“ Das Angebot reicht vom Tagesseminar bis zum berufsbegleitenden Lehrgang mit Fachwirt-Prüfung bei der IHK, um die nächste Generation von Führungskräften zu qualifizieren. Der Service rund ums Seminar — Platz ist für bis zu 80 Teilnehmer gleichzeitig — ist inklusiv, in jeder Hinsicht: Werkstatt-Mitarbeiter finden dort Außenarbeitsplätze.

Was (nicht) kommt

Öffnen wird sich das Bildungszentrum auch für Ehrenamtler er AWO-Ortsvereine, denkbar ist die Buchung durch Externe, die nicht mit der AWO verbunden sind.
Mit dem Bildungszentrum ist das Deuzer Engagement der AWO komplett — für die ebenfalls leer stehende Hauptschule muss die Stadt einen anderen Interessenten suchen. Ja, bestätigt Dr. Andreas Neumann, „wir haben uns die Schule vor einiger Zeit mal angeschaut.“ Und nein: Dafür gebe es „keine Überlegungen“.