Siegen. Der Siegener Skatepark Goldammerweg wird erneuert, wie sich ein Verein von ortsansässigen Skatern dafür einsetzt und bei der Planung mithilft.

Etwas Mut gehört dazu: Mit großer Geschwindigkeit fährt Tom Buxbaum mit seinem Roller die Rampe rauf, setzt zum Sprung an, fliegt ein Stück und landet oben auf dem Plateau der Rampe. Der 10-Jährige weiß, was er hier tut. Angst habe er nicht, sagt er. Im selben Moment fährt ein BMX-Fahrer los, mit Schwung die Rampe runter, die nächste wieder hoch und macht in der Luft einen Trick mit dem Rad. Was von außen beeindruckend aussieht, ist Alltag im Skatepark Goldammerweg. Ein Sprung jagt den nächsten, eine Fahrt folgt auf die andere. Egal ob mit BMX-Rad, Scooter (auf Deutsch Roller) oder Skateboard.

Tom Buxbaum und Oskar Podzimek (von links) fahren mit ihren Scootern eine Rampe im Skatepark Goldammerweg in Siegen hoch.
Tom Buxbaum und Oskar Podzimek (von links) fahren mit ihren Scootern eine Rampe im Skatepark Goldammerweg in Siegen hoch. © Annelie Manche

Der Skatepark Goldammerweg ist bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sehr beliebt, er ist der größte der Siegener Skateparks. Und was einige vielleicht nicht wissen: „Siegen war und ist ein Hotspot der Skaterszene in Deutschland. Das liegt auch an der guten Lage, mitten in Deutschland“, erklärt Sabrina Buxbaum, Vorstandsmitglied im Verein SkateBase57. Bekannt ist der Skatepark in Eiserfeld auch als „der Park mit der Brücke“, aufgrund seiner unmittelbaren Nähe zur Siegtalbrücke, die die Hintergrundkulisse bildet.

Goldammerweg ist der älteste und größte Skatepark in Siegen

Seit 18 Jahren gibt es den Skatepark Goldammerweg bereits. Die Rampen, die aus Holz gebaut sind, zeigen mittlerweile Gebrauchsspuren. Permanent den Witterungsverhältnissen ausgesetzt, werden die Bauten langsam marode. Für die „Locals“, so nennen sich die ortsansässigen Skater, ein großes Problem. „Viele betreiben hier ernsthaft Sport und trainieren für Wettbewerbe oder haben Sponsorenverträge“, sagt Sabrina Buxbaum. Die Rampen und Hindernisse müssen erneuert werden, so viel steht fest.

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Da es sich um eine städtische Fläche und Anlage handelt, ist die Stadt Siegen zuständig. Das Grünflächenamt wartet und erneuert die Einzelteile regelmäßig, was aber natürlich mit viel Aufwand und Kosten verbunden ist. Deswegen soll der neue Park aus Beton gebaut werden.

Der Verein SkateBase57

Die Planung eines neuen Parks ist aufwendig: Zunächst werden alle Nutzer in einem Beteiligungsworkshop nach ihren Wünschen und Vorstellungen befragt, damit auch der richtige „Nerv“ getroffen wird. Dieser Workshop hat vergangenen Sommer unter großer Beteiligung stattgefunden, die Ergebnisse liegen bereits vor. Dann muss ein geeignetes Planungsbüro gefunden werden, das diese Vorstellungen in Entwürfe überträgt und schließlich muss sich auf einen Entwurf geeinigt werden, der dann im Detail ausgeplant wird. Diese Phase erfordert einige personelle Ressourcen, so dass sich der Prozess in die Länge ziehen kann.

Für ein gutes und sicheres Miteinander auf dem Skateplatz gibt es Regeln:

1. Fahrtrichtung einhalten: Es wird in Lines, auf Deutsch Linien, geskatet. Daran müssen sich alle halten und dürfen die Fahrtlinien nicht kreuzen.

2. Rücksicht aufeinander nehmen: Abwarten bis die Fahrt der vorherigen Person beendet ist, bevor man selbst losfährt. Das dient vor allem der Sicherheit aller Fahrerinnen und Fahrer.

3. Der Skatepark ist kein Spielplatz, sondern eine Trainingsstätte: Spielende Kinder haben auf den Rampen nichts verloren. „Die Geschwindigkeit, Höhe und Gewalt bei einem Aufprall sind nicht zu unterschätzen. Das kann gefährlich werden und ist vielen Eltern nicht bewusst“, erklärt Sabrina Buxbaum.

„Vermutlich müsste der Park vorübergehend geschlossen werden. Es käme zu einer Durststrecke, bevor der neue Park entsteht“, so Sabrina Buxbaum. „Wenn der Park weg wäre, gäbe es eine große Anzahl von Kindern und Jugendlichen, die ihrem Hobby nicht mehr nachgehen könnten.“ Deswegen wurde der Verein SkateBase57 gegründet, mit dem Ziel, die Skaterszene in Siegen wiederzubeleben und die Erneuerung des Skateparks in Eiserfeld zu begleiten.

Der Verein und die Stadt Siegen kooperieren für den Skatepark Goldammerweg 2.0

„Der Verein ist zum einen eine Plattform, wo sich die Szene organisieren kann, zum anderen kann der Verein die Planung des neuen Skateparks übernehmen“, so Sabrina Buxbaum, die im Vorstand des neugegründeten Vereins ist. Heißt zusammengefasst: Das Grundstück, Pflege und Instandhaltung der Anlage bleiben weiterhin in städtischer Hand, die Planung und Begleitung des Projekts „Skatepark Goldammerweg 2.0“ übernimmt der Verein SkateBase57.

Vorstandskollege Nils Konrad ergänzt: „Wir haben als Verein kürzere Wege und wir können besser beschreiben, was vor Ort gebraucht wird. Wir wissen, welche Belagsarten verwendet werden dürfen und welche Hindernisse von den Kindern gewünscht werden.“ Eine Flutlichtanlage steht zum Beispiel ganz oben auf der Wunschliste der Nutzer. Der Skatepark Goldammerweg ist rund um die Uhr geöffnet und die Öffnungszeiten sollen in Zukunft noch mehr ausgenutzt werden. Ein guter Skatepark bedarf komplexer Planung, weiß Sabrina Buxbaum: „Wenige Grad Neigungswinkel bei den Rampen machen einen Unterschied beim Befahren. Es gibt Skateparks, die deswegen nicht befahren werden. So ist die Planung in den Händen derer, die ihn nachher benutzen.“

Torben Brinkermann macht einen Trick auf dem BMX-Rad im Skatepark Goldammerweg, der für die Kulisse vor der Siegtalbrücke deutschlandweit bekannt ist.
Torben Brinkermann macht einen Trick auf dem BMX-Rad im Skatepark Goldammerweg, der für die Kulisse vor der Siegtalbrücke deutschlandweit bekannt ist. © Annelie Manche

Die Zusammenarbeit mit der Stadt Siegen läuft sehr gut. „Die Stadt ist sehr engagiert und hat den Bedarf gesehen, dass es hier nötig ist.“ Die finanziellen Mittel für den neuen Skatepark sind genehmigt und die erste Spende an den Verein von der Sparkasse Siegen bereits eingegangen. Der Baubeginn ist für Herbst, spätestens kommendes Frühjahr geplant. Im Sommer 2024 soll – wenn alles gut läuft – die neue Anlage fertig sein.

Skateboard, Scooter oder BMX-Rad: Ein Sport, der verbindet

„Durch Corona gab es einen extremen Aufschwung“, sagt Sabrina Buxbaum. Das liege vor allem daran, dass das sonstige Vereinsleben während Corona weitestgehend lahmgelegt war. Im Skatepark konnte jeder für sich üben. „Es gab sogar Schlangen auf den Rampen“. Auch wenn jeder für sich fährt, wird die Gemeinschaft auf dem Platz großgeschrieben. „Es fahren alle Altersgruppen zusammen, von sechs bis 30 Jahren. Und alle Sportarten fahren zusammen, es gibt keine Hürden. Das kennt man aus anderen Sportarten nicht“, erklärt das Vorstandsmitglied. Die Fahrer unterstützen sich gegenseitig und feuern sich an oder machen sich Mut, wenn mal etwas Neues ausprobiert oder eine höhere Rampe benutzt wird. „Es bringt alle Altersgruppen weiter, das ist immer super spannend zu sehen.“

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Der Verein SkateBase57 soll den Kindern und Jugendlichen jetzt ein Vereinsleben bieten. „Mit 13 oder 14 Jahren hören viele auf, weil es hier keine Mannschaft gibt, die einen mitzieht.“ Diese Lücke soll der Verein schließen. Der erste gemeinsame Ausflug nach Köln in die Skatehalle ist schon geplant. Dabei ist es egal, ob man auf dem Skateboard, Scooter oder dem BMX-Rad unterwegs ist. Im Verein kommen alle Disziplinen zusammen. „Man unterscheidet zwischen den Sportarten, aber eigentlich wollen alle das Gleiche“, erklärt Alex Köhn, der am liebsten mit dem BMX-Rad unterwegs ist. Torben Brinkermann fährt ebenfalls BMX und freut sich auf den neuen Skatepark: „Die neuen Rampen aus Beton sind für Scooter, Skater und Rad perfekt“.

Entstehung der Skaterszene in Siegen

Der Skatepark Goldammerweg entstand auf Initiative von Martin Hoffmann, Organisator des Siegerländer Firmenlaufs. Sein Sohn Bruno Hoffmann ist international erfolgreicher BMX-Fahrer. „Martin Hoffmann hat sich dafür eingesetzt, dass Siegen eine Szene kriegt“, sagt Sabrina Buxbaum. Gemeinsam mit der Stadt Siegen wurde der Skatepark Goldammerweg, wie er heute noch steht, aufgebaut. Früher gab es regelmäßig Wettbewerbe. Das möchte der Verein SkateBase57 auch wieder einführen und so die Siegener Skaterszene neu beleben und weiter eine überregionale Anlaufstelle und Treffpunkt sein.

Wer mit dem Verein in Kontakt treten, selbst Mitglied werden oder Ideen einbringen möchte, kann sich unter info@skatebase57.de melden. Eine Webseite befindet sich gerade im Aufbau.

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