Netphen. Fabian Wittig hat erst in der Industrie gearbeitet. Dann kam er ins Haus St. Anna nach Netphen. Hier erzählt er, warum ihn Altenpflege erfüllt.
Fabian Wittig aus Siegen ist seit der Gründung 2019 im Haus St. Anna in Netphen als Pfleger und Praxisanleiter für Auszubildende tätig. Die Wohn- und Pflegeeinrichtung der Marien Pflege gGmbH hat sich auf Menschen mit mittelschweren und schweren Demenz-Erkrankungen spezialisiert. „Wir orientieren uns immer nach den individuellen Bedürfnissen, die je nach Patient und Krankheitsbild sehr unterschiedlich sein können“, erklärt Fabian Wittig.
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Es gibt keine festen Vorgaben bei der Tagesgestaltung: „Die Bewohner dürfen bei uns jeden Tag selbst entscheiden, worauf sie Lust haben und wann sie schlafen, essen oder sich bewegen möchten.“ Es wird zusammen gekocht und gebacken. Außerdem kommen regelmäßig Tiere zu Besuch. „Das gibt den Leuten ganz viel. Einige von ihnen hatten früher selbst Haustiere“, erzählt Einrichtungsleiter Stephan Berres.
Weg in die Pflege
Nach der Schule hat Fabian Wittig zunächst als Aushilfe in der Industrie gearbeitet. Er wollte studieren, wusste aber nicht was. Daher entschied er sich für eine Ausbildung. Darauf gekommen, einen Pflegeberuf zu erlernen, ist der 29-Jährige durch ein Schulpraktikum in einem Altenheim. „Das war mein erster Kontakt zur Pflege und ich habe direkt gemerkt, dass das was für mich sein könnte“, erinnert er sich. Der Pfleger schätzt den Austausch mit älteren Menschen. „Man kann so viel von ihnen lernen. Schon als Kind fand ich es toll, mich mit meinen Großeltern zu unterhalten.“
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Fabian Wittig hat seine Ausbildung zum Altenpfleger 2018 abgeschlossen. Als in Netphen das Haus St. Anna als Einrichtung für Menschen mit Demenz entstand, hat er sich beworben. „Demenz-Erkrankungen haben mich schon während meiner Zeit im Haus St. Elisabeth fasziniert, da diese Krankheit immer eine ganz besondere Betreuung verlangt“, berichtet er. „Die Arbeit mit unseren Bewohnern erfüllt mich und ich bekomme ganz viel von ihnen zurück.“ Jede Frühschicht startet mit einer Übergabe, bei der er sich mit seinen Kolleginnen und Kollegen bespricht, wie es den Bewohnerinnen und Bewohnern geht und was die Nacht über passiert ist. Danach breitet der Pfleger die Medikamente vor und geht in die Zimmer, um die Bewohner zu wecken, ihnen die Arzneien zu verabreichen und, falls von ihnen gewollt, beim Anziehen zu helfen.
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Fabian Wittig möchte mit seiner Arbeit dazu beitragen, dass die Betroffenen ihr Leben möglichst uneingeschränkt leben können. Für ihn ist das Schönste an seinem Beruf, dass er so nah am Menschen ist. „Ich helfe unseren Bewohnern dabei, ihren Alltag zu meistern und stehe ihnen unterstützend zur Seite. Dabei bin ich in jeder Gemütslage für sie da“, erzählt er. Außerdem gefällt ihm, dass sein Beruf viel Abwechslung bietet. „Kein Tag ist wie der andere und ich weiß nie, was mich erwartet.“ Als Pflegefachkraft müsse man sich immer wieder auf neue Situationen einstellen können. Das sei aber auch sehr anstrengend und herausfordernd. „Es sind die vielen kleinen Momente, in denen ich den Bewohnern mit meiner Arbeit ein Lächeln ins Gesicht zaubern und ihre Wertschätzung deutlich spüren kann, die ich an meinem Beruf liebe“, betont er. Seine Arbeit gibt ihm unheimlich viel.
Besondere Betreuung
An Demenz erkrankte Personen benötigen eine bestimmte Form der Betreuung und Kommunikation. Das Personal im Haus St, Anna wird dafür speziell geschult und über die Krankheit aufgeklärt. Für diese Arbeit ist eine Menge Empathie, Toleranz und Einfühlungsvermögen notwendig. „Es braucht eine gute Beobachtungsgabe, um die besonderen Bedürfnisse der Menschen rechtzeitig zu erkennen und Situationen richtig einzuschätzen“, so Fabian Wittig. Dafür sei es wichtig, sich in die Personen hineinversetzten zu können. Außerdem sollte ein gewisses Interesse an medizinischen Inhalten vorhanden sein. Neue Pflegekräfte bekommen eine Einweisung und begleiten zunächst erfahrene Kolleginnen und Kollegen. Durch die besondere bedürfnisorientierte Pflege hat das Personal mehr Freiheit bei der Einteilung und kann sich für jeden Patienten ausreichend viel Zeit zu nehmen.
Die Betreuung der Angehörigen ist auch ein wichtiger Teil der Arbeit. „Die Verwandten stoßen bei der Betreuung häufig an ihre Belastungsgrenzen“, erzählt Stephan Berres. „Viele unsere Bewohner wurden vorher zu Hause betreut, die Verwandten sind meistens erstmal erleichtert, wenn ihre Angehörigen zu uns ziehen, weil sie wissen, dass wir uns hier am besten um ihre Bedürfnisse kümmern können.“ Denn auf das veränderte Verhalten der Betroffene richtig zu reagieren, ist nicht einfach. Für die Pflegekräfte sind die Verwandten seien wichtige Ansprechpartner, um Einblicke in die einzelnen Lebensgeschichten zu bekommen. „Das ist hilfreich, um im Alltag auf die individuellen Interessen der Bewohner eingehen zu können und eine Bindung aufzubauen“, berichtet Fabian Wittig. Die Pflegerinnen und Pfleger versuchen, an ihrer Biografie anzusetzen, um einen Zugang zu den Personen zu bekommen und besser einschätzen zu können, was jeder von ihnen braucht.
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Bedürfnisorientierte Pflege
Demente Personen tun häufig Dinge, die für andere Menschen unverständlich sind. „Vieles davon ist in ihrer Lebensgeschichte begründet“, sagt Einrichtungsleiter Stephan Berres. Informationen über die Lebensweise der Bewohner sind daher sehr wertvoll, um ihr Verhalten nachvollziehen zu können. „Wir müssen ein Gefühl dafür bekommen, was bestimmte Verhaltensweisen auslöst, um dem vorzubeugen, bevor es zu angespannten Situationen kommt.“ Häufig seien es Kleinigkeiten, die ihr Verhalten hervorrufen. „Wir lassen uns auf unsere Bewohner ein, hören ihnen zu und versuchen sie auf der Gefühlsebene abzuholen, in der sie sich gerade befinden“, erklärt Fabian Wittig.
Die Arbeit in der Pflege bietet viele Fortbildungsmöglichkeiten. „Viele Menschen haben leider negative Vorurteile gegenüber Pflegeberufen, dabei wissen sie gar nicht, wie abwechslungsreich der Alltag als Pfleger ist“, sagt Fabian Wittig. Er rät jedem, der sich vorstellen kann, beruflich für Menschen da zu sein, in die Pflege reinzuschnuppern und es auszuprobieren. Haus St. Anna bietet dafür Praktika an.
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Pflege: Ein Beruf auch für Quereinsteiger
Für die Betreuung braucht es spezielles Fachwissen: „Wenn Menschen mit und ohne Demenz zusammen wohnen, ist das häufig mit Stress verbunden“, weiß Einrichtungsleiter Stephan Berres. Der 57-Jährige war selbst lange in der Pflege tätig.
Die unheilbare Krankheit tritt immer häufiger auf. Ein Grund ist der demografische Wandel: „Die Menschen werden immer älter und so erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, dement zu werden“, so Stephan Berres. „Es erkranken aber auch immer mehr Jüngere.“ Das liege an der heutigen Lebensweise. Im Haus St. Anna werden momentan Personen im Alter von 50 bis 95 betreut. Aufgrund der zunehmenden Fallzahl werden Einrichtungen, die auf die Bedürfnisse zugeschnitten sind, immer wichtiger. „Solche Häuser werden dringend gebraucht. Von diesen geschützten Orten gibt es leider viel zu wenige“, so Stephan Berres. Die Nachfrage nach den Wohnplätzen sei hoch. „Wir bekommen Anfragen aus ganz Deutschland.“
Die Anzahl der Bewerbungen nimmt allerdings ab. Wir müssen aktiv nach Auszubildenden suchen und dem Personal etwas bieten.“ Neben der dreijährigen Ausbildung zu Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann mit Schwerpunkt Altenpflege kann seit diesem Jahr auch der Beruf der Pflegeassistentin bzw. des Pflegeassistenten erlernt werden. „Das ist eine erweiterte Helferstelle und eine tolle Unterstützung für unsere Pflegekräfte“, sagt der Einrichtungsleiter. Die Ausbildung mit festem Gehalt dauert ein Jahr. Das sei gerade für etwas ältere Menschen eine Chance, noch in die Pflege einzusteigen. Ausbildungsstart ist immer im April und Oktober. Für April sucht das Haus noch Auszubildende. Auch für Oktober könne sich schon beworben werden. Die Einrichtung beschäftigt auch einige Quereinsteiger. Alle Mitarbeitenden werden nach Tarif bezahlt.
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