Siegen. Die Initiatoren des Bürgerentscheids finden, dass zu viele Gesamtschulkassen gebildet werden. Haupt- und Realschüler würden so benachteiligt.

Am Mittwoch, 1. März, 16 Uhr, sind die Würfel gefallen: Bis dahin haben rund 80.000 kommunalwahlberechtigte Siegenerinnen und Siegener die Möglichkeit, sich per Briefwahl am Bürgerentscheid zu beteiligen: „Sollen Haupt- und Realschulen in Siegen erhalten werden?“ Wenn mindestens 8000 mit Ja stimmen (und nicht mehr als 8000 mit Nein), wird es auch in den nächsten Jahren Anmeldeverfahren für diese beiden Schulformen geben – unabhängig vom Anmeldeverfahren für dieses Schuljahr, nachdem allenfalls für eine der beiden Realschulen 5. Klassen gebildet werden können, für die Hauptschule nicht.

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Erst in drei Jahren würde der Rat dann wieder einen Beschluss zur Schließung von Haupt- und Realschulen fassen dürfen. Unberührt davon bleibt die Errichtung der neuen Gesamtschule Am Rosterberg, die nach den Sommerferien mit vier 5. Klassen in den Räumen des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums startet.

Siegen: „Bedarf und Interesse an Haupt- und Realschulplätzen“

Nach dem Abschluss der Anmeldezeit zu den weiterführenden Schulen melden sich die Initiatoren des Bürgerentscheids mit einer Einschätzung. „Wir rufen weiterhin alle Bürgerinnen und Bürger Siegens dazu auf, sich am Bürgerentscheid zu beteiligen“, schreibt Michael Petin, der auch auf die Unternehmensbefragung der IHK Siegen verweist. Dort hatte sich eine Mehrheit der teilnehmenden Firmen für den Erhalt der Schulen ausgesprochen. „Was die Anmeldezahlen eigentlich schon immer hergaben, von den Entscheidungsträgern der Stadt aber nicht gesehen wurde, ist nun durch das diesjährige Anmeldeverfahren an den weiterführenden Schulen bewiesen: In Siegen besteht auch ein Bedarf und ein Interesse an Haupt- und Realschulplätzen.“

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Die bisher angemeldeten 87 Kinder seien nicht Abgewiesene der Gesamtschulen, die Eltern hätten sich bewusst für eine Haupt- oder Realschule entschieden. Jetzt sei die Politik gefordert, auch den Wunsch dieser Eltern ernst zu nehmen: „Oder sind diese Eltern etwa weniger wert, als die Eltern, die einen Gesamtschulplatz wünschten und nicht bekommen haben?“ Wäre der Ratsbeschluss unwidersprochen umgesetzt worden, würden mindestens 70 Kinder keinen Schulplatz haben. Denn auch ein möglicher fünfte Zug an der neuen vierten Gesamtschule reiche für diese Anzahl an neuen FünftklässlerInnen nicht aus.

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Siegener Bürgerinitiative: „Wir wollen den Ratsbeschluss außer Kraft setzen“

Das Bürgerbegehren, so die Initiative, richte sich nicht gegen die bestehenden Gesamtschulen, aber dagegen, dass die Haupt- und Realschulen in Siegen zugunsten einer neuen Gesamtschule geschlossen werden sollen. „Wir haben uns nie für die Errichtung einer vierten Gesamtschule ausgesprochen, wir wollen den Ratsbeschluss vom Juni 2022 durch einen Bürgerentscheid außer Kraft setzen.“

Die Problematik nun an die Bezirksregierung in Arnsberg weiterzugeben, zeige, dass sich die Politik im Vorfeld ihrer Entscheidung im Frühjahr 2022 nicht ausreichend mit den Zahlen und Bedürfnissen auseinandergesetzt habe. Wie die Erfahrungen an den Schulen in den letzten Jahren auch zeigen, seien immer noch einige Kinder nicht an weiterführenden Schulen in Siegen angemeldet worden. Dies war vor allem an der Hauptschule sichtbar. Gerade in diesem Jahr könnte auch die Verunsicherung, ob diese Schule erhalten bleibt, dazu geführt haben, dass bisher wenige Anmeldungen dort vorgenommen wurden.

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Die Stadt hatte die Anmeldezahlen der Bezirksregierung vorgelegt. Nachdem für keine der beiden Realschulen Am Oberen Schloss und Auf der Morgenröthe die Mindestzahl von je 50 Fünftklässlern erreicht wurde, stellt die Stadt die Option in den Raum, zumindest an der Realschule Am Oberen Schloss Klassen zu bilden. Außerdem muss entscheiden werden, ob am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium und/oder am Gymnasium Auf der Morgenröthe zusätzliche 5. Klassen gebildet werden, weil das Gymnasium Am Löhrtor Anmeldungen abweisen muss. Noch nicht bekannt ist, wie viele der noch an keiner Siegener Schule angemeldeten Kinder in der vorigen Woche an der Freudenberger Gesamtschule (vor allem aus Seelbach und Trupbach) oder an der Wilnsdorfer Realschule (vor allem aus Kaan-Marienborn) angemeldet worden sind.

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Initiative: Siegener Gesamtschulen bilden zu viele Klassen

„Im Interesse unserer Kinder fordern wir die Verwaltung, die Siegener Ratsmitglieder und die Bezirksregierung Arnsberg auf, den durch das Anmeldeverhalten bewiesenen Willen der Siegener Bürgerinnen und Bürger zur Kenntnis zu nehmen und entsprechende Entscheidungen zu treffen.“ Die Konsequenz der Anmeldezahlen sei offensichtlich: Es gebe zu viele Klassen an den Gesamtschulen. Gymnasien seien ausreichend vorhanden. „Realschulen mit insgesamt vier Zügen und eine Hauptschule, die dann auch für sogenannte Abschulungen zur Verfügung stünde, sollten in Siegen weiterhin angeboten werden. Damit wäre tatsächlich eine zukunftsfähige und vielfältige Schullandschaft in Siegen vorhanden.“ Die Politik sei aufgefordert, „die entsprechenden Vorkehrungen bis zum Bürgerentscheid zu treffen“.

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