Siegen. „Wir alle zusammen sind gleich“, sagt Feuerwehr-Chef Matthias Ebertz: Die Freiwilligen Feuerwehren Siegen werden keine Einheiten zweiter Klasse.

Keine Nachteile für niemanden, dafür eine ganze Menge Vorteile verspricht sich die Feuerwehr-Führung vom „Status-Update“ der Hauptamtlichen Wache Siegen zu einer Berufsfeuerwehr. Das, wird ausdrücklich betont, gilt auch für die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr, die damit nicht zu Einheiten zweiter Klasse degradiert werden, sagt Feuerwehrchef Matthias Ebertz im Ausschuss für Feuerschutz, Sicherheit und Ordnung. Das Gremium ist geschlossen für den Plan, ebenso der Rat am 22. Februar – damit ist es beschlossen.

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So sollen Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr gewählt und in die ständige Hierarchie der dann Berufsfeuerwehr Siegen integriert werden – und das ziemlich weit oben. Zudem sollen Führungskräfte den sogenannten A-Führungsdienst machen und als Gesamteinsatzleiter fungieren können. „Das ist ein Novum, das gibt’s selten“, sagt Ebertz und bekräftigt: „Wir alle zusammen sind gleich, da gibt es keine Unterschiede.“

Hauptamtliche Wache oder Berufsfeuerwehr Siegen – das macht einen Unterschied

Auf operativer Ebene ist der Vorteil für die Siegener Feuerwehr ein besserer, schnellerer Zugang zu Wissen und Forschung. „Wir müssen uns neu ausrichten und auf die Zukunft vorbereiten“, erinnert Ebertz einmal mehr an das Zukunftskonzept „Feuerwehr Siegen 2035“. Die spiele im Kreis eine spezielle Rolle, weil Siegen eben in zentralen Lagen mit großstädtischen Probleme konfrontiert sei, die es in Burbach oder Erndtebrück nun einmal nicht gebe. „Wir müssen uns daher mit denen unterhalten, die die gleichen Probleme haben“ – als Berufsfeuerwehr ist das der Fall. Er merke etwa im Deutschen Städtetag öfter, „wie’s an Siegen vorbeiläuft, wenn Dinge besprochen werden“, sagt Ordnungsdezernent Arne Fries, „allein weil unsere Feuerwehr den Titel Berufs-Feuerwehr nicht trägt.“

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Und, nicht zu unterschätzen: Der Status. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel allüberall müsse auch die Feuerwehr in den nächsten Jahren Menschen ersetzen, auch in Führungspositionen, die sie in dieser Zahl nicht selbst ausbilden könne. „Wir müssen von außen einstellen – und da macht es einen Unterschied, ob man bei einer Hauptamtlichen Wache arbeitet oder bei einer Berufsfeuerwehr.“ Auch wenn es exakt das gleiche Geld, die gleiche Arbeit sei. „Es macht uns konkurrenzfähig.“

Nachwuchsgewinnung für Feuerwehr Siegen: „Wage kaum zu prognostizieren“

Ebertz erinnert an die durchaus nicht ganz einfache Nachwuchsgewinnung bei der Feuerwehr: Von 80 bis 100 potenziellen Brandmeister-Anwärtern zehn geeignete Kandidaten zu finden, die die Anforderungen erfüllen, „wird immer schwieriger. Man findet sie aber noch.“ Wobei auch gesetzliche Vorgaben den Spielraum stark und aus praktischer Sicht unnötig einschränken. Brandmeister-Anwärter müssen einen technischen oder handwerklichen Beruf gelernt haben – Tätigkeiten, die generell unter hohem Schwund leiden. „Ich wage kaum zu prognostizieren, wie es in zehn Jahren aussieht“, sagt Ebertz.

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Leute einstellen, die schon in einer Freiwilligen Löscheinheit mitarbeiten, also eingearbeitet sind und offensichtlich die Voraussetzungen mitbringen, sei vom Gesetzgeber nicht vorgesehen. Prinzipiell bräuchten Bewerber einen „in der Feuerwehr verwendbaren Beruf“, erklärt Ebertz. Das sei sehr eng gefasst, „ich bin überzeugt, dass dass bald fällt.“ Mit Blick auf die fortschreitende Digitalisierung könne man auch heute Informatiker einstellen, „die können auch einen PC zusammenschrauben“. Der Feuerwehrchef erinnert an einen Postboten in der Einheit: „Der konnte einen Käfer komplett zerlegen und wieder zusammensetzen. Ich kenne kaum einen besseren Techniker.“ Dennoch sei diese Personalie seinerzeit sehr umstritten gewesen.

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