Siegen-Wittgenstein. Das neue Deutschlandticket ist billiger – steigt Hilchenbach aus dem Schülerticket Siegen-Wittgenstein aus? Das hätte durchaus Konsequenzen.

440.000 Euro hat die Stadt Hilchenbach jährlich für das Schülerticket an die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) überwiesen. Den Preis für elf „SchulwegMonatsTickets“, die je nach Entfernung zwischen Wohnung und Schule monatlich zwischen 46,90 und 90,80 Euro kosten. Und aus denen erst durch die 35 Euro, die der Kreis Siegen-Wittgenstein monatlich drauflegt, „Schülertickets“ werden: Netzkarten für Siegen-Wittgenstein und Olpe, die rund um die Uhr und auch im Ferienmonat Juli gelten.

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Deutschlandticket ist billiger – aber nicht für alle

Die Idee liegt auf der Hand: Wenn sie jedem Schüler ein Deutschlandticket für 49 Euro kauft, kommt die Stadt billiger davon: Hilchenbachs Kämmerer Christoph Ermert hat den Schulausschuss jetzt über eine Rechnung informiert, die mit Gesamtkosten von 389.000 Euro abschließt. Und schon in diesem Jahr, wenn das Deutschlandticket tatsächlich im April eingeführt worden wäre, rund 33.000 Euro Ersparnis gebracht hätte.

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„Mutig“ nennen Fachleute in der Nahverkehrszene diesen Schritt, der den Ausstieg Hilchenbachs aus dem Schülerticket bedeuten könnte – und in der Konsequenz dazu führt, dass der Kreis das entstehende größere Defizit bei den Verkehrsbetrieben selbst decken müsste, wofür er sich das Geld über die Kreisumlage bei allen Städten und Gemeinden zurückholt. Ein Verlust droht aber auch Kindern und Jugendlichen, die zu nah an der Schule wohnen: Sie haben keinen Anspruch auf die Fahrkarte von der Stadt, das Deutschlandticket für sie wäre nur eine freiwillige Leistung. Den Nachmittagsausflug mit Kumpels in die City-Galerie könnten sie womöglich vergessen.

Auch das Land redet mit

Stefan Wied, Geschäftsführer des Zweckverbandes Personennahverkehr (ZWS), sieht noch ein „großes Fragezeichen“ hinter den Überlegungen zu Schüler- und Deutschandticket. „Es gibt noch keine Angaben des Verkehrsministeriums.“ Denn das ist, neben Kreis und Städten und Gemeinden, über Ausgleichszahlungen an die Verkehrsunternehmen, ebenfalls Mitfinanzier des Schülertickets. Stephan Boch, Sprecher der VWS, verweist darauf, dass das Schülerticket ein „Solidarmodell“ ist. Würden einzelne Vertragspartner – jede Kommune hat einen eigenen Vertrag mit den VWS – aussteigen, „dann würde die komplette Finanzierung zusammenbrechen.“

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Tatsächlich dürften die Interessen der Städte und Gemeinden sehr unterschiedlich gelagert sein: Wo die Schulwege kurz sind, ist auch die Ersparnis am geringsten. Teuer ist es aber auch da, wo – wie nach Siegen – viele Schüler aus Umlandgemeinden einpendeln. Denn die Rechnung zahlt immer die Stadt, in der die Schule ist. Solange die Schüler aus demselben Bundesland kommen. Weshalb Eiserfelder Gesamtschüler aus dem Kreis Altenkirchen ebenso leer ausgehen wie Burbacher Kinder, die die Gesamtschule in Haiger besuchen.

VWS rechnen mit Erstattung von Mindereinnahmen

VWS-Mann Stephan Boch rechnet nicht mit dem Aus für das Schülerticket: Das wird es weiter geben, aber nicht teurer als das Deutschlandticket, sagt er voraus. So wie im vorigen Jahr, als sich das Schülerticket für zwei Monate in ein deutschlandweit gültiges 9-Euro-Ticket verwandelt hat. „Wir haben einen Ausgleich für die Mindereinnahmen bekommen.“ Und die Städte bekommen, in der nächsten Woche endlich, ihr zuviel gezahltes Fahrgeld zurück. Nur mit Alleingängen einzelner Kommunen werde das nicht gehen: „Das muss in gemeinsamer Abstimmung stattfinden.“ Nächste Woche berät die Bürgermeisterkonferenz.

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