Siegen. „Das ist mein Wohnzimmer“, sagt Achim Scheen über sein Café in der Oberstadt. Damit Gäste und Team sich im Stadtkind wohlfühlen, tut er Einiges.

„Ein normales Chef-Angestellten-Verhältnis gibt’s hier nicht“, sagt Achim Scheen. Der „Stadtkind“-Inhaber macht das Café auch mal einen Tag zu, damit seine Mitarbeiterin die Konzertkarten nicht verfallen lassen muss. Natürlich ist das nicht die Regel, ein Ruhetag würde „situationsabhängig“ entschieden. „Ich sage aber immer: Was nützt das schönste Auto ohne Motor? Allein wäre das hier nicht zu schaffen“, sagt er.

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Doch gerade in der Gastronomie fällt ein Chef, der für seine Angestellten auch mal einen Ruhetag einlegt, auf. Für den 47-Jährigen ist das gar nichts so Besonderes: „Wir sind hier wie eine Familie“, sagt er. Jeden Tag ist das Stadtkind von montags bis sonntags geöffnet (siehe Box). „Das ist mein Wohnzimmer hier, ich bin mehr hier als Zuhause“, betont der Wendener. Den ganzen Tag über gibt es etwas zu tun. Nur einen halben Tag in der Woche versucht sich Achim Scheen zu nehmen, an dem er dann einmal nicht im Café ist. „Ich arbeite am liebsten durch“, sagt er.

Das Stadtkind

Mehr Infos über das Stadtkind, Alte Poststraße 6, gibt’s im Internet unter www.stadtkind-siegen.de oder auf der Facebook- und Instagram-Seite des Cafés. Dort wird auch über kurzfristige Änderungen der Öffnungszeiten auf dem Laufenden gehalten.

Generell hat das Café von montags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Reservierungen werden telefonisch entgegengenommen: unter 0271 – 31394189.

Unterstützt wird er von zwei Festangestellten und zwei bis drei Mini-Jobbern. Viele Kundinnen sprechen ihn regelmäßig darauf an, dass er ihren Traum leben würde: Ein kleines Café (50 Quadratmeter) mit hausgemachten Kuchen und Torten. „Das ist Knochenarbeit“, sagt Achim Scheen. 70 bis 80 Stunden kümmert sich er um das Café und alles Drum und Dran. „Gastro ist echt anstrengend, das vergessen viele.“

Siegen: Im Café Stadtkind soll das Team sich wohlfühlen. Das überträgt sich auf die Gäste

Gerade in der heutigen Zeit sei es schwierig, Menschen für diese Branche zu begeistern und sie auch als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten. Dass gute Leute auch bleiben, hängt viel von der Arbeitsatmosphäre ab und wie sehr auf die Bedürfnisse jedes einzelnen eingegangen wird. Als Chef eines kleinen Unternehmens legt Achim Scheen viel Wert darauf, dass sich alle untereinander verstehen. „Wir haben eine gute Truppe“, betont er.

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Vor Kurzem war die Crew sogar gemeinsam auf den Kanaren im Urlaub. Den ganzen Tag über verbringt sie sonst zusammen im Café, redet dabei auch über Privates. „Alles ist locker, aber nur solange es läuft“, sagt Achim Scheen. Wenn etwas schiefläuft, müsse es eben auch einmal ein ernstes Wort geben. Doch auch das sei kein Problem.

Mit Außenterrasse: Seit 2014 gibt es das kleine Café „Stadtkind“ in der Alten Poststraße in Siegen.
Mit Außenterrasse: Seit 2014 gibt es das kleine Café „Stadtkind“ in der Alten Poststraße in Siegen. © WP | Ina Carolin Pfau

Café Stadtkind in Siegen setzt bewusst auf kleinere Räumlichkeiten

Das Stadtkind gibt es seit April 2014. Obwohl oder gerade, weil das Geschäft gut läuft, will Achim Scheen das Café nicht vergrößern: „Ich habe lieber einen kleinen Laden voll als einen großen Laden halbleer.“ Dass es so gut läuft, ist auch seinem Team zu verdanken. Als Achim Scheen 2014 anfing, wollte er den Laden eigentlich allein betreiben. „Ich hatte vom ersten Tag an gut zu tun“, erzählt er. Nicht alle hätten an ihn und das Konzept geglaubt. „Die Poststraße war zu der Zeit tot. Viele haben gesagt: Was willst du in der Straße, wo zu 80 Prozent alles dicht ist?“ Doch Achim Scheen glaubt an die Oberstadt. „Die Poststraße ist auch einfach unheimlich schön.“

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„Ich habe den Laden hier ein Dreivierteljahr entkernt und von Grund auf neu aufgebaut“, sagt der Siegener Gastronom über das heutige Stadtkind-Lokal. 26 Sitzplätze befinden sich im Café, nach und nach vergrößert er die Außenterrasse auf 50 Sitzplätze. „Ich habe weiter investiert“, erzählt er, und mit der Zeit kamen auch Angestellte dazu. Dass er überhaupt einmal ein Café eröffnet, war nicht vorhersehbar: „Ich war zwanzig Jahre lang hauptberuflich Postzusteller. Dann hatte ich einen Unfall und musste mir was anderes überlegen.“ Da Achim Scheen nebenberuflich immer in der Gastronomie arbeitete, entschied er sich für diese Branche.

Siegen: Die Hefewaffeln aus dem Café Stadtkind sind „stadtbekannt“

Besonders beliebt sind im Siegener Café die Hefewaffeln: „Sie sind stadtbekannt und sättigen auch ganz schön“, erzählt Achim Scheen. Lange stand er dafür in der Küche: „Ich habe verschiedene Rezepte ausprobiert und dachte mir irgendwann: Das könnte es sein.“ Die Gäste essen auch gerne die hausgemachten Kuchen und Torten. Zudem kann im Stadtkind gefrühstückt werden. „Da empfiehlt es sich, vorher einen Tisch zu reservieren.“ Jeden Tag gibt es auch ein Mittagsgericht, zum Beispiel Rinderbraten mit Kohlrabi oder Erbsen und Möhren mit Frikadellen („Das ist der Renner“). „Bei mir wird wie zuhause gegessen“, erzählt Achim Scheen, der die Mittagsgerichte selbst kocht. Die „Chichi“-Küche finde man im Stadtkind ganz bewusst nicht.

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Sein Reich im Laden sei vor allem die kleine Küche: „Wenn ich mich einmal umdrehe, komme ich an alles dran“, sagt Achim Scheen und lacht. Um 6.30 Uhr fängt er dort morgens mit den Vorbereitungen für den Tag an. Über den Tag kommen jüngere und ältere Gäste ins Café: „Familien, Marktbesucher, Studierende, Professoren“, zählt Achim Scheen auf. Viele sind zu Stammgästen geworden. Da gibt es aber auch die vereinzelten Kundinnen und Kunden, denen trotz vieler Mühen einfach nichts Recht gemacht werden kann. „Meine Gäste wissen, dass ich nett bin, bis zu einem gewissen Punkt“, erzählt Achim Scheen. Wenn es Gäste übertreiben, spricht der Chef auch mal ein Machtwort. Dazu kommt es allerdings nur überaus selten: „Wir haben fast nur nette Gäste“, betont Achim Scheen. Und die fühlen sich pudelwohl in seinem „Wohnzimmer“.

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