Wilnsdorf. Das Projekt der „Touristischen Serviceeinheit“ ist gestorben: „Wir sind immer schon der Auffassung gewesen, dass wir hier keine Zugspitze haben.“
Die Gemeinde Wilnsdorf wird nicht Teil einer „Touristischen Serviceeinheit“ im südlichen Siegerland. Das ist die Folge des Beschlusses, den der Ausschuss für Tourismus, Kultur und Sport auf Antrag von einstimmig gefasst hat: Die 120.000 Euro Haushaltsmittel für das Vorhaben werden gestrichen. Damit dürfte das Konzept der „Touristischen Serviceeinheiten“ endgültig gescheitert sein, das der Kreis Siegen-Wittgenstein seit 2014 umzusetzen versucht. Auch die Kooperationen im nördlichen Siegerland und in Wittgenstein sind nicht zustande gekommen.
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Wilnsdorf steigt aus Zusammenarbeit aus
„In der derzeitigen Haushaltslage ist es günstiger, das Geld für andere Zwecke auszugeben“, sagte Anne Bender (BfW/FDP), „wir haben hier keinen Königssee, keine Zugspitze und keine Ostsee. Ich würde auch nicht auf die Idee kommen, hier einen längeren Urlaub zu verbringen.“ Dennis Schneider (CDU) unterstützte den Antrag: „Wir sind immer schon zu der Auffassung gelangt, dass wir hier keine Zugspitze haben.“ Es handele sich um eine „rein kaufmännische Entscheidung“, betonte Frank Klein (SPD).
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Der Beschluss wende sich nicht gegen touristische Betriebe, sagte Rainer Danier (Grüne). Dass der Gutachter für die interkommunale Zusammenarbeit dem Gemeinderat im Oktober eingestanden habe, keinen Urlaub in Wilnsdorf verbringen zu wollen, sei „das dümmste Argument, das ich je gehört habe“. Danier: „Ich bin auch Zugezogener, und ich werde gern hier bleiben.“ Ins Leere lief die Frage von Ralf Schmelzer (CDU), was die Gemeinde mit den 120.000 Euro stattdessen anfangen könne. Beigeordneter Johannes Schneider: „Wir sollten unseren Gesamthaushalt entlasten.“
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Nur Burbach einstimmig für Tourismus-Verbund
Das Gutachten – die Gemeinde war mit 50.000 Euro beteiligt – hatte für eine Touristische Serviceeinheit mit drei Vollzeitstellen ein Budget von 360.000 Euro kalkuliert, die Burbach, Neunkirchen und Wilnsdorf zu gleichen Teilen tragen sollten. Standort einer gemeinsamen Tourist-Information sollte die Alte Vogtei in Burbach werden. Wilnsdorf hatte die Entscheidung darüber zunächst vertagt. Auch Neunkirchen wollte abwarten und zunächst noch für ein Verlängerungsjahr mit der Fachkraft arbeiten, die das Projekt vorbereitet und deren Kosten vom Land getragen werden.
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In Neunkirchen, so eine Vorlage aus dem dortigen Rathaus, wurde die „konkrete Herausarbeitung der Mehrwerte“ für die Gemeinde vermisst und der Bedarf an drei Personalstellen in Frage gestellt. „Dem unterschiedlich hohen Nutzen der Kommunen sollte auch in der Form Rechnung getragen werden, dass ein anderer, gerechter Verteilschlüssel der zukünftigen Kosten gefunden wird.“ Ein einstimmiges Votum für die Touristische Serviceeinheit gab es nur vom Burbacher Gemeinderat – sowohl für die Gründung eines Touristik-Zweckverbandes als auch für den jährlichen Kostenbeitrag von 120.000 Euro.
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Beigeordneter Johannes Schneider berichtete von Bemühungen um professionelle Werbung. „Wenn wir mit anderen Kommunen konkurrieren wollen, müssen wir zumindest mit dem Buchungsportal auf einem aktuellen Stand sein“, sagte Schneider. „Das hat natürlich alles seinen Preis.“ In Wilnsdorf sind 45 Übernachtungsbetriebe mit insgesamt 554 Betten bekannt. In der offiziellen Statistik des Landes werden die zehn Betriebe geführt, die mehr als zehn Betten (insgesamt: 384) haben. Dort wurden 2021 insgesamt 10.930 Ankünfte und 23.579 Übernachtungen registriert. Darüber hinaus gibt es an vier Standorten insgesamt 12 Wohnmobilstellplätze.
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Sorge um Gastronomie in Wilnsdorf
Während der Pandemie sei das Beherbergungsgewerbe „ziemlich zum Erliegen gekommen“, sagte Johannes Schneider, „so langsam erholt es sich.“ Ob die Übernachtungen auf das Konto von Monteuren und Geschäftsreisenden gehen oder ob die Gäste in Wilnsdorf Ferientage verbringen, wird nicht erhoben. Größere Sorgen mache er sich um die Gastronomie: „Der eine oder andere Betrieb wurde an den Rand der Existenz gedrängt“, sagte der Beigeordnete, „unser Angebot ist aber nicht so üppig, dass wir auf einen Betrieb verzichten könnten.“
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