Siegen. Corona sei schuld am massiven Besucherrückgang, betonen die Verantwortlichen des Siegener Apollo-Theaters – die Zahlen würden wieder steigen.

Die Besucherzahlen sind massiv eingebrochen während der Pandemie – inzwischen, darauf legen die Verantwortlichen des Siegener Apollo-Theatern größten Wert, würden sie wieder steigen. „Das Publikum kehrt langsam zurück“, sagt Intendant Markus Steinwender – langsamer als gedacht, aber es kehre zurück. Die Auslastung des Saales liege inzwischen wieder bei 69 Prozent (vor Corona 88 %). Dennoch bleibe ein Defizit – und um das auszugleichen, hoffe man weiter auf den Zuschuss auch vom Kreis, den dessen Kulturausschuss abgelehnt hatte. Die insgesamt gebeutelte regionale Kulturszene solle künftig mit einer Stimme sprechen.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Das Apollo war vorgeprescht mit seiner Bitte um öffentliche Gelder: Drei Mal 50.000 Euro pro Jahr, jeweils von Stadt und Kreis, in Summe 450.000 Euro, würden benötigt, um den Betrieb am Laufen zu halten, während sich das Theater zukunftssicher aufstellen und danach wieder weitgehend selbst finanzieren soll. Kreispolitik und andere Kultureinrichtungen hatten sich kritisch geäußert über den Alleingang – anderen gehe es auch schlecht. Eine Debatte war entbrannt: auch über die künstlerische Qualität des Theaters, vor allem aber um die Frage der „Strahlkraft“ des Apollo über Siegener Stadtgrenzen hinaus, das sich als (über)regionales Theater versteht. Was, wie sich zeigte, einige anders wahrnehmen. „Das denkt beim Cinestar keiner“, wundert sich Siegens Stadtrat Arne Fries, Beigeordneter im Apollo-Trägerverein.

Apollo Siegen bei der Vernetzung in der Kulturszene „nicht führend“

Siegen trägt die Kosten für das Gebäude, nicht für das Theater darin – für die Umlandkommunen mit, betont Fries, er verstehe die Wahrnehmung als „Siegener Theater“, auch wenn er es gern anders hätte. Die Verantwortlichen möchten das ändern. Viele Einrichtungen liegen im Oberzentrum und würden von der Bevölkerung der Umlandkommunen als dessen Vorzüge wahrgenommen und genutzt. Das Apollo habe schon von der Zahl der Veranstaltungen her eine andere Dimension als andere Kultureinrichtungen, so Intendant Steinwender. Man habe als erste eine Zahl genannt in einer Zeit, in der Geld an allen Ecken und Enden und für so gut wie alles fehlt: „Was ist Kultur wert?“ Man könne dem Apollo schlecht vorwerfen, dass andere ihren Finanzbedarf nicht formulieren würden, meint Arne Fries.

Schulklassen im Apollo-Foyer: 9500 Kindergarten- und Schulkinder haben den Zahlen des Theaters zufolge das Weihnachtsmärchen „Die kleine Muck“ besucht.
Schulklassen im Apollo-Foyer: 9500 Kindergarten- und Schulkinder haben den Zahlen des Theaters zufolge das Weihnachtsmärchen „Die kleine Muck“ besucht. © Hendrik Schulz

Bei der Vernetzung mit anderen Kultureinrichtungen im Kreis sei das Apollo nicht gerade führend, gibt Steinwender zu, „da gibt es Luft nach oben“. Daran werde man arbeiten, „wir sitzen alle im selben Boot.“ Man arbeite nun für eine Lösung, die allen hilft – und hoffe auf einen Kompromiss mit dem Kreis.

Apollo: Kein Theater nur für Siegen – Publikum aus dem ganzen Kreisgebiet

Zuschauer: Jeweils rund ein Drittel des Publikums kommt Apollo-Angaben zufolge aus der Stadt Siegen, aus dem übrigen Kreisgebiet, aus angrenzenden Gebieten. Bei den Abonnenten sind gut die Hälfte aus Siegen, 40 Prozent aus dem Kreis. Zwei Drittel der „Klassenzimmerstück“-Aufführungen fanden im Kreis statt. „Wir gewinnen Abonnenten zurück“, berichtet Markus Steinwender – etwa 1000 habe man während der Pandemie verloren, 105 habe das Haus seit seinem Amtsantritt aber auch wiedergewinnen können. „Wir haben nicht verloren, weil das Theater schlecht war, sondern weil Corona war.“

Qualität: Die Pandemie habe den Kulturbetrieb gründlich umgewälzt, vor neue Herausforderungen gestellt – und die werde man annehmen, betont der Intendant: In einer so schwierigen Lage, in der die letzten Rücklagen von gut 91.000 Euro (am Stichtag 30. Juni 2022) in Kürze völlig aufgebraucht seien, müsse man auch ein Stück weit ins Risiko gehen, um sich stabil und zukunftssicher aufstellen zu können. Das Apollo erwirtschaftet einen Gutteil seiner Einnahmen selbst, hat weniger Ticketeinnahmen bei steigenden Kosten. Mit kleinerem Budget gelte es, Zuschauergunst und Einnahmen wieder aufzubauen. „Erste Erfolge zeigen, dass es aufwärts geht“, so Steinwender: Etwa die Philharmonie-Konzerte oder Dieter Falks Weihnachtskonzerte.

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++

Geld: „Kultur ist immer ein Zuschussgeschäft gewesen“, sagt Arne Fries. In dieser kritischen Lage benötige es den Sonderzuschuss, um das strukturelle Überleben für drei Jahre zu sichern, während sich das Apollo zukunftssicher aufstelle. Gleichzeitig gebe es zumindest Restrisiken bei den 300.000 Euro Corona-Hilfen vom Bund – womöglich muss ein Teil zurückgezahlt werden. Diese Förderung als Teil der Finanzplanung sei hochkomplex. „Das Apollo ist eine Investition“, bekräftigt Florian Leipold, Vorsitzender des Förderkreises: In den Standort Siegen und in den Standort Siegen-Wittgenstein. Um in Zeiten des Fachkräftemangels Menschen für die Region zu begeistern, dürfe man die Bedeutung des Apollo nicht unterschätzen.