Hilchenbach. Eltern und Kinder können sich in Hilchenbach entspannen oder in aller Ruhe austauschen. Dafür gibt es zwei tolle Angebote. Was dahinter steckt.

Ein Raum für Familien, in denen keiner verurteilt wird. Das wollen das Stillcafé und das Elterncafé in Hilchenbach sein. Ein Anlaufpunkt für Mütter, Väter und ihre Kinder, bei dem über Erziehung, Probleme und deren Lösungsmöglichkeiten in ganz lockerer Atmosphäre gesprochen werden kann. „Wir wollen allen das Gefühl geben: Du bist okay, so wie du bist“, sagt Silvana Döhr vom Elterncafé, das sie zusammen mit Stefanie Quinke jeden Mittwoch von 15 bis 17 Uhr (außer Ferien) in den KlimaWelten in Hilchenbach veranstaltet. Im Stillcafé mit Hebamme Christina Röther sind ebenfalls alle willkommen, ausdrücklich auch Flaschenkinder. Mit ihren Cafés wollen die drei Frauen explizit junge Familien ansprechen – die Angebote kommen gut an. „Wir könnten noch mehr, aber die Finanzierung ist schwierig“, sagt Stefanie Quinke.

Stillcafé in Hilchenbach: Das steckt hinter dem Angebot

Das Stillcafé richtet sich an Familien mit Kindern von null bis einem Jahr. Christina Röther übernahm es 2019 von Hebamme Dagmar Clemens, die das Projekt ins Leben rief. Aufgrund von Corona fiel es aber lange Zeit aus, im Herbst 2021 konnte es dann endlich weitergehen. Das Stillcafé findet einmal im Monat in den KlimaWelten in Hilchenbach statt: Jeden ersten Dienstag im Monat von 9.30 bis 11.30 Uhr sind dort Mütter und Väter mit ihren Babys willkommen. Es geht längst nicht nur ums Stillen. „Es geht bunt zu“, sagt Christina Röther, die sich dafür ehrenamtlich Zeit nimmt. Da gibt’s die Themen Beikost, Schlafmangel, Zahnen und viele weitere.

Das Stillcafé in Hilchenbach heißt frisch gebackene Mütter und Väter mit ihren Babys im Alter bis zum 12. Lebensmonat in den KlimaWelten in Hilchenbach willkommen - ausdrücklich auch Flaschenkinder.
Das Stillcafé in Hilchenbach heißt frisch gebackene Mütter und Väter mit ihren Babys im Alter bis zum 12. Lebensmonat in den KlimaWelten in Hilchenbach willkommen - ausdrücklich auch Flaschenkinder. © Christina Röther | Christina Röther

Gerade mit dem Stillen haben viele frisch gebackene Mütter am Anfang häufig Probleme. In den KlimaWelten kann darüber ungezwungen gesprochen werden. Gerade beim Stillen würden sich viele Mütter unter Druck gesetzt fühlen, sagt Christina Röther. „Man schnipst nicht mit dem Finger“, sagt sie. Stillen funktioniere nicht selbstverständlich, zum Teil sei es auch mit Tränen und Schmerzen verbunden. „Stillen ist das Beste. Aber es läuft nicht von Anfang an rund“, betont Christina Röther.

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Individuelle Beratungen gibt sie in der Wochenbett-Zeit als Hebamme, das Stillcafé bietet eher ein Forum dafür, zu erfahren, wie andere Mütter damit umgehen. „Es ist auch ein Treff für nicht-stillende Mütter. Keiner soll sich ausgeschlossen fühlen“, unterstreicht Christina Röther. Den Kindern gefällt das Ganze ohnehin super: Sie machen es sich meist auf einer Krabbeldecke gemütlich.

Elterncafé in Hilchenbach: Das steckt hinter dem Angebot

Das Elterncafé knüpft an die Arbeit des Stillcafés an und stellt Kinder ab einem Jahr bis zum Schuleintrittsalter in das Zentrum ihrer Arbeit. Im Durchschnitt sind die Kinder dort derzeit im dritten Lebensjahr. Das Elterncafé ist deutlich neuer als das Stillcafé – vor Kurzem feierten Silvana Döhr und Stefanie Quinke mit den Teilnehmerinnen das einjährige Bestehen dieses Projekts. Silvana Döhr stellte in ihrer Elternzeit fest, dass es kein „Pendant zu Krabbelgruppen ohne kirchlichen Hintergrund“ gab. Mit ihrer Idee habe sie bei der Stadtverwaltung offene Türen eingerannt, schnell holte sie ihre beste Freundin Stefanie Quinke mit ins Boot.

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Zum Teil überschneiden sich die Themen im Still- und Elterncafé, zum Teil verändern sie sich aber auch. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist im Elterncafé natürlich häufiger Thema als im Stillcafé, denn viele Frauen nehmen durchschnittlich ein Jahr Elternzeit und wollen oder müssen dann wieder ins Berufsleben zurückkehren. „Mutterschaft verändert“, sagt Silvana Döhr. Auch sie orientierte sich nach ihrer Elternzeit um, arbeitet jetzt selbstständig als Familienberaterin und Elterncoach statt als Architektin. Stefanie Quinke ist Diplomkauffrau und bildet sich weiter zur Heilpraktikerin für Psychotherapie. Die beiden Frauen haben mit dem Thema also selbst Erfahrung.

Anmeldung nötig

Für weitere Elterncafé-Infos stehen Silvana Döhr per E-Mail an silvanadoehr@web.de oder unter Tel. 0152-02467512 und Stefanie Quinke unter Tel. 0176-24952021 zur Verfügung. Christina Röther vom Stillcafé ist unter Tel. 02733/1629632 erreichbar.

Interessierte Eltern müssen sich vorher auf dem Onlineportal www.kjb-angebote.de für das kostenlose Still- und/oder Elterncafé anmelden, wenn sie daran teilnehmen wollen.

Über ihre Arbeit informiert Silvana Döhr auch auf Instagram unter „new.era.families“ und Stefanie Quinke unter „stefaniequinke“.

In Gesprächen mit Müttern im Elterncafé geht es auch immer mal wieder darum: „Was willst du eigentlich? Und was spricht dagegen?“ Die Kinder können währenddessen in aller Ruhe spielen. Es geht um Austausch, Beratung, Ausgleich und so vieles mehr.

Elterncafé und Stillcafé in Hilchenbach: So sieht die Hilfe aus

Ganz viel ist Netzwerkarbeit im Still- und im Elterncafé, gebürtige Hilchenbacher und frisch Zugezogene knüpfen dort Freundschaften, erzählen die drei Frauen. Leider würden aber längst nicht alle Gesellschaftsschichten die Veranstaltungen besuchen. Meist würden vor allem Familien aus der „guten Mittelschicht“ zu ihnen kommen, sagt Silvana Döhr. Gerade Menschen aus anderen Gesellschaftsschichten oder mit Migrationshintergrund zu erreichen, gestalte sich schwierig, auch aufgrund von Sprachbarrieren oder weil sie einfach gar nicht wüssten, dass es das Still- und Elterncafé gibt. Dabei sei der Raum für alle da.

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„Bei uns kann man auch mal sagen, wie anstrengend das Leben mit Kindern ist“, sagt Stefanie Quinke. Generell sei es schön, den Familien beim Wachsen zuzusehen. Das Kind, was noch nicht laufen konnte, läuft plötzlich und alle können dabei sein. In Zukunft wollen Silvana Döhr und Stefanie Quinke im Elterncafé auch noch stärker Väter ansprechen. „Wir haben tausende Ideen“, sagt Silvana Döhr.

Von links: Silvana Döhr, Christina Röther und Stefanie Quinke kümmern sich um das Stillcafé und das Elterncafé in Hilchenbach. 
Von links: Silvana Döhr, Christina Röther und Stefanie Quinke kümmern sich um das Stillcafé und das Elterncafé in Hilchenbach.  © WP | Ina Carolin Pfau

„Zusätzlich hat das Elterncafé auch eine präventive Funktion“, unterstreicht Stefanie Quinke. „Mütter erzählen, wie ihr Alltag ist“, sagt sie. Dabei könnten sie auch zwischen den Zeilen hören, wie sie klarkommen, ob es z. B. Probleme mit der eigenen Familiengeschichte oder eine Burnout-Gefahr gibt. „Dann können wir sagen: Hol dir Unterstützung“, sagt Stefanie Quinke. Gerade bei Hilflosigkeit sei die Schwelle zur Gewalt gering. „Wir können die Frauen an die Hand nehmen und gemeinsam Unterstützung suchen“, so Silvana Döhr.

Jedes Kind und jede Familie sei individuell, die Musterlösung für alle Probleme gibt es nicht. „Ganz viel läuft gerade bei Erziehung über das Bauchgefühl, den Instinkt, die Intuition“, sagt Christina Röther. Immer wieder ermutigt sie Familien, sich darauf zu verlassen. „In der heutigen Zeit wird häufig jemand von außen gesucht, der die Entscheidungen treffen kann“, so Stefanie Quinke. „Aber die Eltern sind die Experten für ihre Kinder“, unterstreicht Silvana Döhr. „Wir können nur Hilfestellung geben“, betont Stefanie Quinke.

Elterncafé und Stillcafé in Hilchenbach: „Die Finanzierung ist schwierig“

Sowohl beim Still- als auch beim Elterncafé handelt es sich um ein kostenloses Angebot für Familien. Finanziert werden beide Initiativen mit Mitteln der Stadt Hilchenbach, erklärt Heike Kühn, zuständig für das Familien-, Kinder- und Jugendbüro bei der Stadt Hilchenbach, auf Nachfrage dieser Zeitung. Diese Mittel seien freiwillige Ausgaben. Die Mittel der Familienförderung seien ursprünglich aus Mitteln des Kreises Siegen-Wittgenstein zur Verfügung gestellt worden. Im Jahr 2010 gab es eine Zukunftsinitiative „Familie ist Zukunft“, die die Mittel an die Kommunen weitergeleitet habe. „Jetzt gibt es nur noch Mittel für die Arbeit der Seniorenservicestellen, nicht für Familienbüros. Die Mittel der Familienförderung heute sind Eigenmittel der Stadt Hilchenbach und Einnahmen durch Sponsoring oder Spenden (Drittmittel)“, so Heike Kühn.

„Für den Haushalt 2023 sind Mittel angemeldet. Im Jahr 2022 gab es jedoch eine Reduzierung der Mittel aufgrund von Sparmaßnahmen für den Haushalt. Die Hoffnung ist, dass der Kreis Siegen-Wittgenstein demnächst für das Thema ‘Frühe Hilfen’ Fördermöglichkeiten aufzeigt“, erklärt Heike Kühn weiter. Sprich: Die Finanzierung ist noch nicht sichergestellt. Elternbildung, frühe Hilfen und präventive Angebote seien aber Bestandteil des Integrationskonzepts der Stadt Hilchenbach und sollen 2023 fortgesetzt werden. Heike Kühn betont: „Inwieweit die Familienförderung in den nächsten Jahren ausgebaut werden kann bzw. der Status aufrechterhalten werden kann, ist noch unklar. Dazu spielen auch die Entscheidungen der Kommunalpolitik eine Rolle. Der Bedarf an Elternbildung ist vorhanden, die Frage ist, wer ist zuständig bei der Umsetzung und wer stellt künftig Mittel bereit. Nur dann können diese Angebote besser ausgestattet werden.“

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