Siegen. Keine Fachkräfte, keine Azubis, kein Material – alles wegen der A-45-Rahmedetalbrücke. Unternehmen fordern Ausgleich – und die Route 57.

„Die Unternehmen bekommen keine Fachkräfte mehr, Auszubildende brechen ihre Lehre ab, wir haben mit Materialmangel und fehlendem Frachtraum zu kämpfen.“ Eindringlich warb Walter Viegener bei NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer um Unterstützung in verkehrspolitischen Fragen. Gemeinsam mit einer Delegation von zehn Unternehmern und dem DGB-Kreisvorsitzenden stattete der Präsident der IHK Siegen dem Minister einen Besuch ab.

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A 45

Ihm sei von Anfang klar gewesen, was die Vollsperrung für die Region bedeute, bis hin zu Existenzsorgen in den Betrieben, betonte Oliver Krischer: „Es ist eine Besonderheit des südwestfälischen Wirtschaftsraumes, dass verkehrliche Ausweichmöglichkeiten kaum bestehen. Hinzu kommt der unzureichende Zustand der Schienenverbindungen.“ Mit Hochdruck und in Absprache mit dem Bund würden die Schäden an den Umleitungsstrecken der Rahmede-Talbrücke so gut wie möglich behoben. „Das nachgelagerte Straßennetz kann den Autobahnverkehr nicht einfach aufnehmen, ohne immer wieder Schaden zu nehmen.“

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Michael Kröhl, Leiter Logistik der Krombacher Brauerei und Vorsitzender des IHK-Verkehrsausschusses, warnte vor weiteren Verteuerungen für die Betriebe. „Seit einem Jahr sagt uns niemand etwas dazu, wie der Wirtschaftsraum entlastet werden soll, der nicht nur jetzt, sondern in den nächsten Jahren mit dem immensen Wettbewerbsnachteil durch die Sperrung kämpfen muss. “ Klaus-Dieter Wolf, Geschäftsführer des Behälterbauunternehmens Robert Josef Wolf, wies darauf hin, dass Kunden zunehmend nicht mehr fragten, wie ein Produkt gefertigt werde, sondern nur noch, wie es transportiert werden solle. Man habe sich für einen Nachteilsausgleich für die Region den „Mund fusselig geredet“ und auch konkrete Vorschläge unterbreitet, ohne jemals aus offizieller Stelle eine aussagekräftige Antwort erhalten zu haben, bestätigte auch IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener.

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Route 57

Beim Thema Route 57 machte der Minister deutlich, dass es sich um ein beschlossenes Verkehrsprojekt des Bundes handele, das im Planverfahren weiterlaufen werde. „Gleichwohl sollte allen Beteiligten klar sein, dass die Planungen angesichts der Komplexität voraussichtlich noch viel Zeit in Anspruch nehmen.“ Die Route 57 umfasse Straßenbauvorhaben in einer naturräumlich sensiblen und topografisch anspruchsvollen Region.

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Zuvor hatte Christian F. Kocherscheidt das zentrale Ziel der Route 57 erläutert: Es gelte, die besonders industriell geprägte Region Wittgenstein an die Kreisstadt Siegen anzubinden. „Wir können uns nicht erlauben, noch mal jahrzehntelang auf die Ortsumgehungskette zu warten“, stellte DGB-Kreisvorsitzender Ingo Degenhardt klar. Dirk Pöppel wies auf die fatalen Umweltfolgen des jahrelangen Stop-and-go-Verkehrs in den Ortslagen hin. Der Geschäftsführer der Regupol BSW GmbH berichtete, dass erst im vergangenen Jahr zwei vielversprechende Nachwuchskräfte wegen der schlechten Verkehrsanbindung ihre Ausbildung abgesagt hätten. „Wir fühlen uns gnadenlos vergessen.“ Die Bahnverbindung, auf der zwischen Bad Berleburg und Siegen vor 100 Jahren bereits die Dampflok zehn Minuten schneller unterwegs gewesen sei als der heutige Zug, sei keine ernsthafte Alternative.

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Schwertransporte

Weiteres Thema neben dem Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke und der Siegstrecke waren die schwierigen Rahmenbedingungen für Schwertransporte, die unter anderem für die Energiewende eine wichtige Rolle spielen. Peter Bender, Spedition Bender GmbH, kritisierte die „längst aus dem Ruder gelaufene Bürokratie“: „Wir stellen hier seit Jahren keine Verbesserungen fest, stattdessen sehen wir uns mit einem Wahnsinn an zum Teil absurden Regelungen konfrontiert.

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