Siegen. Der Einzelhandel steht unter Druck, den steigende Energiekosten noch verschärfen. Viele sparen: Bei Öffnungszeiten, Beleuchtung, Temperatur.

Mehrere Einzelhändler in der Region Siegen-Wittgenstein und Olpe wollen ihre Öffnungszeiten wegen der gestiegenen Energiekosten künftig reduzieren. Das geht aus einem Bericht für den Einzelhandelsausschuss der Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen hervor.

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„Wir überlegen, montags zu schließen“, berichtete der Inhaber des Möbelhauses Bald, Christian Bald, dem Gremium. Dadurch lasse sich Energie einsparen an einem Tag, an dem sowieso weniger Kunden das Möbelhaus besuchen. Auch die Buchhandlung „bücherbuyeva“ in Hilchenbach soll ab Januar montags geschlossen bleiben. „Im Januar werden weniger Bücher gekauft“, weiß Inhaberin Eva-Maria Graß aus den Vorjahren. Vorerst plant sie, ihre Öffnungszeiten im Weihnachtsgeschäft noch auszuweiten und ihr Geschäft samstags bis 17 statt bis 13 Uhr offen zu halten. Uhren & Schmuck Staehler in Bad Laasphe hat den Weg zu reduzierten Öffnungszeiten bereits beschritten. „Unser Geschäft hat jetzt montags geschlossen“, sagte Inhaber Bernd Petzolt. Die Kunden hätten Verständnis dafür.

Reduzierte Weihnachtsbeleuchtung überall im Bezirk der IHK Siegen

Schön wäre eine gemeinsame Lösung für reduzierte Öffnungszeiten, darin waren sich die Mitglieder des IHK-Einzelhandelsausschusses in der jüngsten Sitzung einig. Um dies erfolgreich umsetzen zu können, sei die Lage in den einzelnen Branchen jedoch zu unterschiedlich.

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Dass für die Händler das Thema Energiesparen derzeit sehr wichtig ist, zeigte sich auch beim Thema Weihnachtsbeleuchtung. In vielen Städten und Gemeinden im IHK-Bezirk wurde sie in diesem Jahr reduziert. „Bei uns in Lennestadt wird im Stadtkern nur jeder zweite Stern beleuchtet“, berichtete etwa Steffen Baumhoff, Inhaber des gleichnamigen Autohauses. Ähnlich wird es auch in Netphen gehandhabt. Und in Freudenberg wird die Weihnachtsbeleuchtung laut Carmen Kikillus, Inhaberin des Modegeschäfts „Fashion NOW!“, im Vergleich zu den Vorjahren zeitlich eingeschränkt leuchten.

Siegener Experte: Welche Möglichkeiten der Handel hat, um Energie zu sparen

Welche Möglichkeiten Händler haben, Energie einzusparen, erläuterte Roger Schmidt, Experte für Energiemanagement bei der IHK Siegen. „Neben einer Reduzierung der Öffnungszeiten können Händler zum Beispiel auch die Höchsttemperaturen in ihren Geschäften senken oder die Beleuchtung gegen energiesparende LED-Leuchtmittel austauschen.“ Ein großes Problem für die Händler seien die derzeit stark gestiegenen Strompreise. „Stromkosten machen immerhin 2 Prozent des Umsatzes aus“, so Schmidt. Am Ende reduziere das den Gewinn. Erschwerend komme hinzu, dass nicht wenige Händler derzeit eine Kaufzurückhaltung spüren: 32 Prozent der Händler würden ihre derzeitige Geschäftslage als schlecht bewerten, das zeigte bereits die jüngste IHK-Konjunkturumfrage. Jeder zweite Einzelhändler meldete in den vergangenen Monaten geringere Umsätze. „Da sorgen die stark gestiegenen Energiepreise für eine weitere Verschärfung der Lage“, bekräftigte Ausschussvorsitzender Wolfgang Keller. „Sie erweisen sich bei vielen derzeit als betriebliche Achillesferse.“

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„Die Last gestiegener Energiepreise ist längst auch im Einzelhandel mit Wucht angekommen. Veränderte Öffnungszeiten, angepasste Raumtemperatur oder eingesparte Beleuchtung: Die Auswirkungen werden auch den Kunden nicht verborgen bleiben“, fasste IHK-Handelsreferent Marco Butz zusammen. Ziel könne nur sein, langfristig negative Folgen für die Attraktivität der Einzelhandelsstandorte zu vermeiden.