Wittgenstein. Der Termin steht bereits fest: Am 1. Januar kommt ein neuer Kirchenkreis mit Siegen - aber über Namen und Siegel wurde kontrovers beraten.
Es ist Zeitenwende – auch im Kirchenkreis Wittgenstein, der kurz vor der wichtigsten Veränderungen seit seiner Gründung steht. Den Begriff, den Bundeskanzler Olaf Scholz im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine verwendete, benutzte auch die Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Wittgenstein, Simone Conrad, auf der Sommersynode 2022 im Abenteuerdorf Wemlighausen, um auf die vielen bevorstehenden Veränderungen im Kirchenkreis hinzuweisen.
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„Dies ist unsere vorletzte Synode als Kirchenkreis Wittgenstein – die Landessynode hat die Vereinigung unseres Kirchenkreises mit dem Kirchenkreis Siegen zum 1. Januar 2023 beschlossen. Das bedeutet beileibe nicht, dass die Arbeit getan ist und wir uns zurücklehnen können – im Gegenteil: Es gibt noch viel zu beraten, zu beschließen und auf den Weg zu bringen“, kommentierte Simone Conrad die richtungweisende Entscheidung.
Details aus der Urkunde
Fünf Paragrafen enthält die Urkunde zur Vereinigung der beiden Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein, über die die Sommersynode abstimmte. Die Paragrafen schildern die Bedingungen, unter denen sich die beiden Körperschaften zusammenschließen. Das regelt Artikel 48 Absatz 2 der Kirchenordnung der Ev. Landeskirche von Westfalen. Gleichzeitig wird hier auch der Name „Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein“ festgelegt. Dieser ist dann Rechtsnachfolger der Vorgängerorganisationen.
Der Superintendent des Kirchenkreises Siegen wird künftig die Superintendentur des Fusions-Kirchenkreises übernehmen. Das ist rein formell, weil Simone Conrad nur für die Übergangszeit als Superintendentin in Wittgenstein zu Verfügung steht. Generell kann ein künftiger Kandidat auch aus Wittgenstein kommen. Außerdem werden die Pfarrstellen von 1 bis 21 durchnummeriert. Die ersten 13 sind die Pfarrstellen aus dem Bereich Siegen, die folgenden acht Stellen sind aus Wittgenstein. Die Kirchengemeinden des vereinigten Kirchenkreises werden künftig nicht nach ihren bisherigen Regionen aufgeführt, sondern in alphabetischer Reihenfolge. Die Nummerierung der Pfarrstellen hat dafür keine Bedeutung.
Und die waren von den 40 Synodalen durchaus auch kritisch begleitet worden. Immer wieder gab es Gegenstimmen und Enthaltungen auf dem Weg zu einer Fusion mit dem Kirchenkreis Siegen, die zwar längst beschlossene Sache ist, aber dennoch in einzelnen Punkten sowohl in Siegen als auch in Bad Berleburg bei den Sommersynoden abgestimmt werden muss.
Name und Siegel in der Diskussion
Lebhaft wurde die Diskussion beim Namen und dem Siegel des künftigen Kirchenkreises. „Ein neuer Name steht für Aufbruch“, befand Superintendentin Simone Conrad und verwies auf eine Idee: „Soll er schlicht ,Maria’ heißen?“ Das war eine spontanen Eingebung von Pfarrerin Kerstin Grünert bereits im vergangenen Jahr am Anfang der Diskussion gewesen. „Weil dieser Kirchenkreis etwas ganz Besonderes ist, muss er auch einen besonderen Namen haben“, erklärte die Erndtebrückerin noch einmal. Doch juristische Formalia verlangen die Benennung des Ortes. Also Siegen-Wittgenstein. Den Vorstoß von Christine Liedtke, doch die Bestandteile auf „Wittgenstein-Siegen“ umzustellen, setzte sich am Ende nicht durch, weil er doch zu sehr nach dem Wunsch nach Eigenständigkeit klang. Bei 30 Ja-Stimmen, einer Enthaltung und neun Gegenstimmen wurde – wie in Siegen – für „Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein“ gestimmt. Kerstin Grünert hatte am Schluss selbst für diesen schlichten Namen geworben: „Es ist nicht wichtig, was draußen draufsteht. Die Menschen sind wichtig“, sagte sie.
Viele Veränderungen
Durch die Wahl von Rafael Dreier zum neuen Pfarrer für die drei Kirchengemeinden Girkhausen, Bad Berleburg und Lukas wird die zuvor beschlossene Einrichtung eines Interprofessionellen Teams (IPT) notwendig.
Daniel Seyfried wechselt ab November mit einer Dreiviertelstelle vom Kompetenzzentrum des Kirchenkreises in dieses IPT. Deshalb wird Franziska Schneider die Leitung des Kompetenzzentrums bis zur Fusion der Kirchenkreise kommissarisch übernehmen, bis eine Lösung mit dem Jugendreferates in Siegen gefunden wurde. Im Kirchenkreis wechselt außerdem Reinhard Stolz in den Ruhestand und Übergibt seine Aufgaben an Nathalie Winter.
Auch strukturell ändert sich etwas: Aus drei Solidarräumen werden zwei. Bad Berleburg und der HSK werden zusammengeschlossen. Bad Laasphe und Erndtebrück bleiben ein Solidarraum.
Beim Siegel standen neben dem runden Namensschriftzug vor allem zwei Bildmotive im Mittelpunkt. Eine Friedenstaube über einer Arche wurde es nicht. Bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung entschied sich die Synode für ein Kreuz auf einem durch eine Linie stilisierten Berg und ein einem ebenso von einer Linie markierten Fluss. Der Berg könne für das Rothaargebirge stehen, der Fluss für Sieg, Lahn, Eder oder Odeborn, so Simone Conrad.