Dahlbruch. Auch die SMS group in Hilchenbach bekommt weniger Bewerbungen auf ihre Ausbildungsstellen. Ein tolles Projekt soll helfen, Azubis zu gewinnen.
Steckdose, Schalter und Lampe müssen wie zuhause miteinander verbunden werden: Katharina Bohn (14) fädelt das Stromkabel durch die Löcher der Installationsschaltung, die nicht durch Decken und Wände läuft, sondern auf einem Brett befestigt ist. Das Prinzip ist das Gleiche. Natalie Bauer (19), die eine Ausbildung zur Elektronikerin bei der SMS group macht, schaut, dass auch alles klappt. Katharina Bohn macht bei der Ingenieur-Akademie des Gymnasiums Stift Keppel mit und kann sich bei ihrem Besuch im „LernWERK“ der SMS group richtig ausleben. „Ich mache Mathe und Physik sehr gerne“, erzählt sie. Sowohl die Schule als auch der Dahlbrucher Anlagenbauer profitieren: Die Schüler können die Arbeit als Elektroniker ausprobieren und danach im Optimalfall entscheiden, ob die Arbeit im Betrieb bzw. Ingenieurbereich eine ernsthafte Berufsperspektive für sie ist – oder ob das Ganze einfach nur Inhalt eines Schulkurses bleiben soll.
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„Die Schülerinnen und Schüler bauen eine normale Hausinstallationsschaltung“, erläutert Stefan Haus, zuständig für die elektrotechnische Ausbildung bei der SMS group. Anhand eines Schaltplans wird alles genau ausgeführt. In der Schule gäbe es keine Möglichkeit, solch eine „authentische Schaltung“ aufzubauen, erklärt Physiklehrer Markus Diehl.
Weg vom Eisenerz bis zum Auto
16 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Stift Keppel machen bei der Ingenieur-Akademie mit. Dabei handelt es sich um einen Wahlpflichtkurs in der neunten Klasse. „In der 10. Klasse geht der Kurs weiter“, erläutert Lehrer Markus Diehl. Manche ehemaligen Teilnehmer hätten die Themen der Ingenieur-Akademie so fasziniert, dass sie sich nach der Schule für eine Ausbildung oder ein duales Studium in diesem Bereich entschieden hätten.
Die Anschubs-Finanzierung der Ingenieur-Akademie leistete beim Start des Projekts die Telekom-Stiftung mit 10.000 Euro, berichtet Markus Diehl. Die Idee hinter der Akademie sei, dass die Schülerinnen und Schüler „den Weg vom Eisenerz bis zum Auto“ nachvollziehen könnten. Weitere Kooperationspartner seien beispielsweise die Deutschen Edelstahlwerke und die Uni Siegen.
Er besucht zusammen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Ingenieur-Akademie unterschiedliche Firmen, um ihnen Einblicke in die Berufswelt zu geben. Rund neun Jahre gibt es das Programm schon – aufgrund von Corona waren Firmenbesuche lange nicht möglich. Seit diesem Jahr geht das wieder, sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch alle anderen Beteiligten sind froh darüber. „Es ist wirklich interessant und man kann viel selbst machen“, sagt Katharina Bohn.
SMS group in Hilchenbach: Corona sorgt für Einbruch bei Azubi-Bewerberzahlen
Gleichzeitig wird bei dem Projekt die Möglichkeit geschaffen, sich für die Zukunft zu orientieren. „Die Bewerberzahlen für die Ausbildungsstellen sind eingebrochen. Früher konnten wir uns die Leute aus einer Bewerberzahl aussuchen, jetzt ist die Auswahl sehr gering“, sagt Stefan Haus. Er macht diese Entwicklung vor allem an der Corona-Pandemie fest. Über zwei Jahre gestalteten sich die Berufsorientierungsmöglichkeiten schwierig.
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Hinzu kommen die demografische Entwicklung, der Studiumsdrang vieler junger Menschen und viele weitere Gründe. „Wir sind lange nicht da, wo wir vorher waren“, sagt Stefan Haus über die Folgen der Pandemie auf die Azubi-Bewerbersituation. Damit steht die SMS group nicht allein da: In fast allen Unternehmen in der Region nimmt der Andrang von potenziellen Azubis ab.
Dabei seien gerade Werkstattberufe eine „gute Grundlage“, unterstreicht Stefan Haus. Natalie Bauer möchte zum Beispiel an ihre Elektroniker-Ausbildung ein Lehramtsstudium für das Berufskolleg anschließen. „Damit habe ich mehr Praxiserfahrung als herkömmliche Lehrer“, sagt sie. Darum entschied sie sich für die Ausbildung bei der SMS group.
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„Es macht Spaß, hier kann man viele Sachen fürs Leben lernen. Mit Strom kann nicht jeder umgehen“, betont Elektroniker-Azubi Louis Brandt (19), als er Schüler Samu Dünger (14) hilft, die Schaltung aufzubauen. Außerdem sei Elektroniker ein Beruf, den man nicht automatisieren könne, und der damit relativ zukunftssicher sei.
Für Samu Dünger ist klar, dass er in Zukunft „etwas Praktisches“ machen will – bloß nicht zu viel Theorie. Katharina Bohn löst derweil die Ummantelung des Kabels, sodass sie auf die einzelnen Adern darin zurückgreifen kann. Alles läuft bisher so wie geplant. Einen Stromschlag haben die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Stift Keppel ohnehin nicht zu befürchten, erläutert Louis Brandt: „Es würde die Sicherung auslösen, wenn man das Kabel vertauscht.“
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