Siegen. In öffentlichen Gebäuden soll die Stadt Siegen künftig Hygieneartikel für Frauen bereitstellen. Die Umsetzung wirft allerdings noch Fragen auf.

In den Toilettenanlagen ihrer öffentlichen Einrichtungen und Gebäude soll die Stadt Siegen künftig Menstruationsartikel bereitstellen. Der Rat beauftragte die Verwaltung nun bei nur zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung, einen Vorschlag zur Umsetzung zu erarbeiten.

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Der zugrundeliegende Antrag der Grünen hatte eigentlich auf eine Entscheidung zur unmittelbaren Realisierung gezielt. Die Diskussion zeigte allerdings, dass es bezüglich der praktischen Lösung noch Klärungsbedarf gibt. Sie machte aber auch die grundsätzlich breite Zustimmung klar, selbst wenn „die Menstruation auch heute bedauerlicherweise noch ein schambehaftetestes Thema im gesellschaftlichen Diskurs und im individuellen Alltag darstellt“, wie es in der Antragsbegründung heißt.

Siegen: Hygieneartikel bereitstellen – denn „Menstruation ist kein Luxus“

Die grüne Stadtverordnete Theresa Pflogsch hatte die Problematik einleitend erläutert. Artikel, die von allen Menschen unabhängig vom Geschlecht benötigt würden, stünden in Sanitärräumen allgemein mit absoluter Selbstverständlichkeit zur Verfügung. „Toilettenpapier und Seife schleppt man ja auch nicht immer mit sich herum“, sagte Theresa Pflogsch.

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Frauen hingegen seien gezwungen, ihre Hygieneartikel stets selbst dabeihaben zu müssen. Da es sich bei der Blutung nicht um etwas Planbares handele, könnten sich außerhalb privater Räume sehr unangenehme Situationen ergeben, wenn Frauen einmal nicht mit entsprechendem Material in der Tasche unterwegs seien. Die Bereitstellung von Hygiene-Artikeln sei insofern auch ein Beitrag zur Barrierefreiheit. Darüber hinaus bedeute eine kostenlose Verfügbarkeit natürlich gerade in Anbetracht der insgesamt gestiegenen Lebenshaltungskosten vor allem für finanziell schlechter gestellte Menschen eine Entlastung. „Menstruation ist kein Luxus“, betonte Theresa Pflogsch.

Siegen: Tampons und Binden könnten aus dem Automaten kommen

In Schottland habe sich das Modell bereits bewährt, auch aus Städten wie Berlin und Heidelberg gebe es positive Erfahrungen. Die Abgabe könne beispielsweise über Automaten geschehen, wie es sie bereits in Schulen gebe, „Sorgen wegen Vandalismus haben sich nicht bestätigt“, merkte die Kommunalpolitikerin an. Gebraucht würde ein solches Angebot faktisch überall. Für andere Einrichtungen, Unternehmen oder auch Gastrobetriebe hat der Ratsbeschluss dabei keine Auswirkungen – außer einer Vorbildfunktion: „Als Stadt können wir nur für unsere eigenen Gebäude die Verantwortung übernehmen.“

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„Uns ist noch nicht klar, wer das Ganze organisieren soll“, merkte Ingmar Schiltz (SPD) an – denn in Frage kämen sowohl städtisches Personal als auch externe Dienstleister. Außerdem gelte es, missbräuchliche Verwendung der Hygieneartikel ebenso wie „Plünderung“ der Bestände zu verhindern – schließlich soll das Material verlässlich zur Verfügung stehen, wenn es benötigt wird; ein leerer Automat wäre nutzlos. Diesbezüglich herrschte im Rat Einigkeit, so dass Grünen-Fraktionschef Michael Groß den Beschlussvorschlag abänderte. Die Verwaltung hat nun den Auftrag, Möglichkeiten zu recherchieren und dann dem Rat für eine endgültige Entscheidung vorzulegen.

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