Siegen. Öffentliche Toiletten sind in Siegen rar gesät. Das bleibt auch so: Ein Antrag der Volt-Fraktion für den Ausbau scheiterte. Das sind die Gründe.

Wer in Siegen mal „muss“, muss auch in Zukunft ohne Netz von öffentlichen – städtischen – Toiletten auskommen. Der Ausschuss für Feuerschutz, Sicherheit und Ordnung stimmte mit großer Mehrheit gegen einen Antrag der Voltfraktion, die Verwaltung mit der Erstellung eines Konzepts „zur bedarfsgerechten Ausstattung des Stadtgebietes mit öffentlichen Toiletten“ zu beauftragen. Mit dem „Nein“ aus der Politik geht allerdings die Zusage der Verwaltung einher, das Programm „Nette Toilette“ noch einmal in den Blick zu nehmen.

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„Die wenigen öffentlichen Toilettenanlagen in Siegen werden ausnahmslos von privaten Anbietern, zum Teil gebührenpflichtig und nicht barrierefrei, betrieben“, schreibt die Volt-Fraktion in ihrer Antragsbegründung. Manchmal seien die Toiletten auch verschlossen oder die Wasserversorgung funktioniere nicht, ergänzte Timo Kamann im Ausschuss. Das Angebot „Nette Toilette“, bei dem Einrichtungen, Geschäfte und Gastrobetriebe den Bürgerinnen und Bürgern ihre Sanitäranlagen kostenlos zur Verfügung stellen und dafür von der Stadt einen Reinigungskostenzuschuss erhalten, sei zwar sehr gut, „deckt aber nicht alles ab“, sagte Timo Kamann: Denn außerhalb der Öffnungszeiten des jeweiligen Anbieters seien nun einmal auch dessen Waschräume nicht zugänglich.

Dank der Aktion
Dank der Aktion "Nette Toilette" finden Menschen in Siegen über das Stadtgebiet verteilt kostenlos nutzbare Toiletten in Einrichtungen, Geschäften und Gastrobetrieben. Das gilt aber nur während der jeweiligen Öffnungszeiten. © WP | Florian Adam

Siegen: „Nette Toilette“ seit 2012 – doch nicht alle Partner sind noch dabei

Die „Nette Toilette“ hat die Stadt Siegen 2012 eingeführt. Die Zahl der Beteiligten stieg seitdem. In der jüngsten Version des entsprechenden Info-Flyers (aus dem Jahr 2020) sind für Siegen-Mitte 14 kostenlos nutzbare Standorte aufgeführt, außerdem die Anlagen am Rathaus und ZOB, für die eine Gebühr von jeweils 50 Cent fällig wird. Nette Toiletten gibt es außerdem laut Flyer in Eiserfeld, Weidenau und Geisweid, ferner am Rosterberg. Ein großer roter Aufkleber an den Gebäuden weist stets daraufhin, dass Menschen mit einem dringenden Bedürfnis an der richtigen Adresse sind. Insgesamt sind im Siegener Haushalt jährlich 17.500 Euro zur Unterstützung der Projektpartnerinnen und -partner vorgesehen.

Viele Betroffene

„Das ist ein ganz wichtiges Thema“, sagt Volker Reichmann, Seniorenbeauftragter der Stadt Siegen, auf Anfrage der Redaktion. „Ein flächendeckendes Netz von öffentlichen barrierefreien Toiletten im Stadtgebiet Siegen wird vom Seniorenbeirat ausdrücklich befürwortet.“ Eine Diskussion darüber sei daher auch kurzfristig auf die Tagesordnung des nächsten Arbeitskreises gesetzt worden, „um dem Thema noch mehr Präsenz zu geben.“

Das Toilettenthema ist nicht nur für viele ältere Menschen relevant. Auch jüngere Leute können aufgrund körperlicher Prädisposition, in Folge von Krankheiten oder wegen der Einnahme bestimmter Medikamente in der Situation sein, im Alltag auf schnell verfügbare Toiletten angewiesen zu sein.

Die Volt-Einschätzung, dass es im frei verfügbaren Toilettennetz Luft nach oben gibt, teilten die meisten Ausschussmitglieder nicht. „Mir ist nicht zu Ohren gekommen, dass da Handlungsbedarf besteht“, betonte etwa Johannes Tigges (CDU) – und eigentlich würden Bürgerinnen und Bürger die politischen Vertreterinnen und Vertreter für gewöhnlich auf Probleme aufmerksam machen. „Wir sollten lieber die Nette Toilette weiter vorantreiben und mit weiteren Gastronomen sprechen.“ Auch Verena Böcking (SPD) merkte an, bisher nicht auf Schwierigkeiten in diesem Bereich angesprochen worden zu sein, gab die Frage aber an die Verwaltung weiter.

Siegen: Frage nach öffentliche Toiletten „ist ein berechtigtes Thema“

„Das ist ein berechtigtes Thema“, unterstrich der zuständige Dezernent, Stadtrat Arne Fries. „Wir müssen die Nette Toilette nochmal verstärkt angehen.“ In den vergangenen zwei Jahren hätten sich manche Beteiligte, auch in Zusammenhang mit den Lockdowns, zurückgezogen. „Ich hoffe, dass wir da wieder Partner finden.“

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Ablehnung erntete Volt auch für den Vorschlag, „die Anschaffung autarker Trockentoiletten für hochfrequentierte Standorte ohne Anschluss an die Strom- und Wasserversorgung und Kanalisation zu prüfen“. Timo Kamann nannte unter anderem den Bereich rund um die Nikolaikirche als Beispiel, der im Sommer ein beliebter Treffpunkt vor allem für jüngere Leute ist und wo es durchaus Probleme mit Wildpinklern gibt – von denen manche sogar an die Kirche urinieren.

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