Bühl. Die Wanderung um Bühl weist gleich mehrere Höhepunkte auf: Almweiden, Gipfelschau und einen stillen Teich. Eine Route bietet sich besonders an.
Das Gipfelbuch am Ischeroth ist beides: Poesiealbum für Naturbegeisterte und linierte Plattform für Empörung. „Hier ist es wunderschön und ruhig“, haben Menschen aus Plettenberg und Soest an einem Sonntag im Juli notiert. Eine Woche später finden sich gleich mehrere Statements, die darauf drängen, „dieses Paradies“ nicht zu zerstören. Es wäre „ein Verbrechen“, aus einem „super romantischen Ort“ ein Industriegebiet zu machen. Und so bündelt sich an dem „Lug ins Land“ auf 466 Meter Höhe ein Konflikt, der die Spannung von Tun und Lassen in einer Welt des „Höher-schneller-Weiter“ sichtbar macht.
Freudenberg: Idylle ganz in der Nähe der Autobahn
Nur einen Steinwurf entfernt rauscht die Autobahn, bietet die Abfahrt „Freudenberg“ allerlei Gewerbe reichlich Raum. Es wäre dem Ischeroth zu gönnen, dass er bleibt, was er ist: der wohl famoseste Platz, um das Siegerland, eingefasst von den Höhenzügen des Rothaarkamms und des Westerwalds, in seiner ganzen Pracht betrachten zu können.
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Schön, dass auf dem massiven Steintisch zu lesen ist, was das Auge alles entdecken könnte; schön auch, dass ein Fernrohr diese Details aufspüren hilft. Aber vielleicht ist es tatsächlich ratsam, einfach nur still dazustehen, um den Eindruck dieses Cinemaskope-artigen Panoramas zu genießen.
Freudenberg: Unterschiedliche Wander-Routen zum Ischeroth
Viele Wege führen zum Ischeroth: von Büschergrund aus (was eine echte Empfehlung ist) oder ab Wilhelmshöhe (schneller Zustieg). Auch ab Hünsborn – der Flugplatz liefert an Gutwettertagen eine entspannte Geräuschkulisse – lässt sich der Aussichtspunkt erklimmen. Doch der vielleicht lohnendste Weg ist der mit der Nummer F14.
In rund zwei Stunden führt er vom Wanderparkplatz „Altenfelds Kopf“ aus großzügig um den kleinen Freudenberger Stadtteil Bühl herum. Dabei ist der Ischeroth ein Highlight, aber bei Weitem nicht der einzige Glanzpunkt dieser vom Heimatverein so klug eingerichteten Tour.
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Anfangs ist es nur einer kurzer Waldabschnitt, und schon öffnet sich an der Schutzhütte mit Grillplatz ein erster Blick auf den Ort, der von Wiesen und Weiden umgeben ist. Schlösse man gedanklich die Augen, ließen sich die freien Grasflächen rund um die nicht nur sprichwörtlich „lange Bank“ glatt irgendwo im Allgäu oder gar in Südtirol finden.
Die Route- Bühl und Ischeroth (F14)
Start/Ziel: Bühl, Wanderparkplatz „Altenfelds Kopf“ an der Kreuztaler Straße, Busse L150 (ab Freudenberg), R37 (ab Siegen bzw. Freudenberg), Haltestelle „Bühl Hof Löw“.
Distanz/Gehzeit: 7,4 Kilometer, rund 2 Stunden, bergauf-bergab: 140 Meter.
Markierung: Highlight-Tour mit Höhepunkten in Sachen Flora, Fauna und Botanik, mit grandioser Aussicht und durchaus politischer Brisanz.
Der Weg führt rasch hinunter ins Tal, passiert den Dorfteich, quert die Bühler Straße und dort, wo vor 700 Jahren der Hof Dröningen stand, die junge Alche. Er wird zum Pfad durch dichtes Blätterwerk und windet sich bergan zum Wirtschafts- und Waldweg, wieder mit Postkartensicht auf Bühl. Knapp touchiert wird Oberholzklau, um jenseits der Kreuztaler Straße ins Naturschutzgebiet „Richelsbach und Alche“ einzutauchen.
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Eine Infotafel erzählt vom Artenreichtum dieses, wie es heißt, „ökologisch und landschaftsästhetisch“ besonders wertvollen Areals mit Hochstaudenfluren, Sumpfdotterblumenwiesen und Waldsimsensümpfen. Eben hier begann 1353 die Geschichte von Bühl – mit einem ersten Gehöft, dem Hof Engelbrecht. Und selbst wenn man weiß, dass sich nicht weit von hier ein idyllischer Teich mitten im Wald versteckt, gelingt die Überraschung beim Blick auf das dunkel-klare Wasser, das Hütte und Boot, Entenhäuschen und Baumkronen spiegelt. Ein Kraftort.
Freudenberg: Alpen-Feeling im Siegerland bei Wanderung um Bühl
Beim Aufstieg zum schon porträtierten Ischeroth verstärkt sich das schon erlebte Alpen-Feeling mit dem Grüßen der Kühe hinterm Stacheldrahtzaun. Die Ruhebank über dem Friedhof von Bühl verleitet dazu, den F14 für einen Moment zu verlassen. Nach der Pause geht es schnurstracks hinauf – der Berg ruft!
Beim Abstieg wiederholen sich die sanften Landschaftsschwünge wie ein Refrain: Wiese, Weide, Kuh, Wiese, Weide … Straße. Just in diesem Augenblick schwenkt eine Motorradfahrer-Armada zum Wanderparkplatz ein. Alte Herren auf Sauer- und Siegerlandtour. Ihr nächstes Ziel: die Dörnschlade bei Altenhof, „den Eremiten besuchen“. Gar keine schlechte Idee!
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