Wilnsdorf. Erneut ein beeindruckendes Schauspiel an der A 45: Die erste Hälfte der Talbrücke Landeskroner Weiher ist gesprengt. Schon steht die nächste an.
Die A-45-Talbrücke Landeskroner Weiher ist am Sonntag, 30. Oktober, gesprengt worden. Das Besondere hier: Das Bauwerk führt über den namensgebenden Landeskroner Weiher, der für den Abbruch des gewaltigen Bauwerks zu großen Teilen abgelassen werden musste. In dem Gewässer wurde das Fallbett für den Brückenkörper aufgeschüttet.
+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++
Ein langer Fanfarenton, dann zwei kurze, fünf Minuten später stürzt der Betonkoloss 36 Meter in die Tiefe und verschwindet in einer gewaltigen Staubwolke. Der Anspannung folgt die Erleichterung. Sprengmeister Eduard Reisch und sein Team klatschen zufrieden in die Hände und strahlen mit der Sonne um die Wette. Alles lief nach Plan bei der Sprengung des ersten Teilbauwerks der Talbrücke Landeskroner Weiher an der A45 bei Wilnsdorf. „Eine Bilderbuch-Sprengung“, fasst Reisch den Fall der 377 Meter langen Talbrücke zusammen.
Mehr als drei Monate Vorbereitung für die Sprengung der A 45-Talbrücke
Nun liegt die Brücke sicher in ihrem vorbereiteten Fallbett. 16 Pfeiler sind wie ein Zollstock zusammengeklappt und der Überbau ist senkrecht zu Boden gestürzt. Schon in den frühen Morgenstunden ist das Lampenfieber beim Sprengteam und allen Mitarbeitern der Autobahn Westfalen deutlich spürbar. Minutiös wurde dieser Tag geplant – seit mehr als drei Monaten laufen die Vorbereitungen. Nichts wird dem Zufall überlassen: Exakt eine Stunde vor dem eigentlichen Sprengtermin beziehen die 22 Absperrposten ihre Positionen. Es muss ausgeschlossen werden, dass niemand den Absperrbereich betritt. „Die Sicherheit hat oberste Priorität“, schwört Reisch alle Beteiligten auf den Tag ein.
A 45- So lief die Sprengung der Brücke Landeskroner Weiher
Zeitgleich wird die A 45 in beide Fahrtrichtungen voll gesperrt. Um kurz vor 10 Uhr kurze Aufregung, da sich noch Personen im Absperrbereich befinden – Schrecksekunde, Sicherheit hat oberste Priorität. Die Situation ist aber schnell geklärt, so dass es um 10.04 Uhr dann durchs Tal schallt: „Drei, zwei, eins – Zündung“ – und nur vier Sekunden später stürzt das Teilbauwerk in Fahrtrichtung Dortmund in die Tiefe.
Gründliche Prüfung: Hat die andere Brückenhälfte die Sprengung überstanden?
In den folgenden Stunden begutachten nun die Bauwerksprüfer und Statiker das noch stehende Teilbauwerk in Fahrtrichtung Frankfurt und stellen sicher, dass es während der Sprengung keinen Schaden genommen hat. Mit hochauflösenden Drohnen werden die noch stehenden 16 Pfeiler abgeflogen, um alles genaustens unter die Lupe zu nehmen. Um kurz vor 14 Uhr gibt es auch hier Entwarnung: Alles ist unkritisch, das Bestandsbauwerk hat keinen Schaden genommen. Und so kann die A 45 um 14 Uhr wieder, wie geplant, freigegeben werden.
weitere Videos
„Die gelungene Sprengung ist ein wichtiger Schritt für den Neubau der Talbrücke Landeskroner Weiher. Die Vorbereitung auf diesen Tag zeigt, welchen komplexen Aufgaben sich das Team der Autobahn Westfalen an der A 45 beim Neubau der Talbrücken stellen muss“, sagt die Direktorin der Autobahn Westfalen, Elfriede Sauerwein-Braksiek. „Mit oberster Priorität treiben wir Erhaltung, Sanierung und Erneuerung der Autobahnbrücken im gesamten Netz voran“, so Sauerwein-Braksiek weiter.
Nach der Sprengung ist vor der Sprengung: Schon Anfang 2023 geht’s an der A 45 weiter
Auch bei dieser Brückensprengung arbeiteten die Beteiligten der Sprengfirma, Helfer des THW als Absperrposten und die Autobahn GmbH wieder gut zusammen. Nach der erfolgreichen Sprengung der Talbrücke Landeskroner Weiher richtet Sauerwein-Braksiek nun den Blick auf die weiteren Großprojekte, die an der A 45 anstehen. „Natürlich steht sowohl bei den Bürgerinnen und Bürgern als auch bei uns gerade die Talbrücke Rahmede sehr im Fokus, doch auch bei den zahlreichen anderen Brückenbauprojekten bewegt sich sehr viel“, blickt die Chefin der Autobahn Westfalen nach vorne. Anfang des Jahres 2023 steht beispielsweise die zweite Sprengung der Talbrücke Eisern an. 2024 soll dort dann der Autobahnverkehr über die neue Brücke fließen.
Ab Montag, 31. Oktober, wird damit begonnen, die rund 10.000 Tonnen Abbruchmaterial abzufahren. Die Materialien werden getrennt und wieder verwertet. So wird beispielsweise der Beton zu Schotter verarbeitet und auf anderen Baustellen genutzt. Die Arbeiten unter der Brücke dauern rund sechs Wochen. Danach können dann die Vorbereitungen für den Neubau starten.
Hintergrund: Die Vorbereitungen für die Brückensprengung
„Drei, zwei, eins – Zündung“: Bis Sprengmeister Eduard Reisch am Sonntag, 30. Oktober, diese Worte ruft und den Knopf der Zündmaschine drückt, sind noch viele Arbeiten notwendig. Im Zuge des Ersatzneubaus der A45-Talbrücke Landeskroner Weiher erreicht die Autobahn Westfalen dann einen wichtigen Meilenstein: Das erste Teilbauwerk in Fahrtrichtung Dortmund wird gesprengt. Wenn alles glatt läuft, soll die Zündung um 10 Uhr stattfinden. Dann stürzt die 377 Meter lange Brücke rund 36 Meter senkrecht in die Tiefe.
Was ist bisher passiert?
Die Vorbereitungen für die eigentliche Sprengung laufen bereits seit Ende August. 352 Löcher haben Sprengmeister Eduard Reisch und sein Team gebohrt. Dort werden kurz vor der Sprengung 97,8 Kilogramm Sprengstoff platziert.
+++ Lesen Sie auch: Landeskroner Weiher: A 45-Talbrücke in leeren Teich sprengen +++
Damit die Brücke weich fällt und die Erschütterungen durch die rund 10.000 Tonnen Material aus Beton und Stahl verringert werden, wurden bereits 7600 Kubikmeter Erde bewegt. Das entspricht rund 815 Lkw-Ladungen. Neun Brückenfelder, zwei Überbauten als zweizelliger Spannbeton-Hohlkasten sowie acht Achsen mit je vier Pfeilern gehören aktuell zum Bestand der 1967 gebauten Talbrücke Landeskroner Weiher.
Was passiert mit dem Weiher?
Zwei Achsen davon stehen im Landeskroner Weiher. Das beliebte Ausflugsziel, das die Bürger der Umgebung in der Vergangenheit auch gerne zum Baden aufgesucht haben, war immer wieder Teil heftiger Diskussionen im Rahmen der Brückenarbeiten. „Der Zustand des Landeskroner Weihers wird wieder hergestellt und in fünf bis sechs Jahren kann er wieder wie gewohnt genutzt werden“, erläutert Karl-Josef Fischer, Geschäftsbereichsleiter Bau der Außenstelle Netphen der Autobahn Westfalen.
Was ist das Ziel?
Neben dem Weiher, der in seinen Ursprungszustand zurückversetzt werden soll, wird auch die Achse der Autobahn 45 so beibehalten. Nach der Fertigstellung werden dann je drei Fahrstreifen in Richtung Dortmund und Frankfurt vorhanden sein. Plus jeweils einem Standstreifen. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Jetzt konzentriert sich Eduard Reisch auf die Vorbereitungen.
Wie erfolgt die Sprengung?
„Das Verfahren, wo die Brücke planmäßig vertikal nach unten fällt, ist bei zahlreichen Sprengungen erprobt und wird mittlerweile schon als Standard bezeichnet“, so Reisch. „Außerdem ist es sicher, wirtschaftlich und schnell.“ Am Sprengtag wird es einen Ablaufplan geben. Der muss minuziös eingehalten werden. Das fängt schon mit der Sperrung der A45 zwischen Wilnsdorf und Haiger-Burbach an. „Dann wird es eine Unterweisung der Absperrposten und der Polizei geben. Wichtig ist, dass alle auf einem gleichen Stand sind“, erklärt Anke Bruch, Pressesprecherin bei Autobahn Westfalen.
+++ Lesen Sie auch: Siegen: Das haben die Angeklagten im „Baumopferungsprozess“ vor +++
Um auf Nummer sicher zu gehen, dass sich nach Beziehen der 22 Absperrposten keine Personen mehr in der Absperrzone im Radius von 250 Metern befinden, wird vorher das Gelände mit einer Drohne samt Wärmebildkamera abgeflogen. Helfer vom THW Siegen werden einen Großteil der Absperrposten besetzen.
Was ist alles gesperrt?
Die Zufahrt zum Wanderparkplatz „Landeskroner Weiher“ über die L723 ist am Sprengtag nicht möglich. Auch die Zufahrtsmöglichkeiten in die Wald- und Forstwege von der B54 aus werden abgesperrt. Außerdem gilt an der B54, die als Bedarfsumleitung für die abgesperrte A45 fungiert, ein absolutes Halteverbot. Die Sperrung der A45 ist bis 14 Uhr geplant. Die Umleitungsstrecken sind ausgeschildert. In Fahrtrichtung Frankfurt führt die U34 über die B54; in Fahrtrichtung Dortmund wird der Verkehr über die U21 über Gilsbach (L723) zur Anschlussstelle Wilnsdorf geführt.
Wann geht’s los?
Das erste Sprengsignal soll um 9.45 Uhr ertönen. Dies ist ein langer Fanfarenton und kündigt den offiziellen Beginn der Sprengung an. Es erfolgen noch ein zweites Sprengsignal sowie eine Vergrämungssprengung zum Schutz der Vögel. Nach der Sprengung um 10 Uhr erfolgt um 10.15 Uhr eine Überprüfung des Sprengergebnisses durch den Sprengberechtigten. Um 10.30 Uhr wird die Sprengung dann mit dem dritten Sprengsignal (drei kurze Fanfarentöne – Entwarnung) beendet.
+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++
Die Autobahn Westfalen stellt nach der Sprengung einen Film der Sprengung auf ihre Homepage unter www.autobahn.de/westfalenins Netz und bittet alle Schaulustigen, zu Hause zu bleiben.