Netphen. Noch einmal konnten Bürger sich zum vorgeschlagenen Stadtmitte-Plan äußern. Heiß umstritten bleibt der Hufeisenplatz: mit oder ohne Autos?

Mit einer Vielzahl weiterer Vorschläge und Anregungen haben Bürgerinnen und Bürger auf den Rahmenplan für die Stadtmitte reagiert, der im Rathaus vorgestellt wurde und bis Ende September online auf mitteninnetphen.de kommentiert werden konnte. Schwerpunkte der Debatte sind der Hufeisenplatz, das Siegufer und der dazwischen anzulegende „Hufeisenpark“. Allenfalls am Rande auf Interesse stoßen die Vorschläge für den Marktplatz Obernetphen als historische Ortsmitte und Veranstaltungsort und für das Kulturquartier St. Peter in Niedernetphen, wo das Weylandstift neben Peterskapelle und Altem Feuerwehrhaus eine Rolle als Begegnungsort und Gemeinschaftsgarten spielen soll. Die Endfassung des Rahmenplans soll im Dezember vom Rat verabschiedet werden.

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Die Sieg

Das ist geplant: An der Bahnhofstraße gegenüber dem Rewe-Kaufhaus eine „Siegterrasse“, im weiteren Verlauf ein „blau-grünes Band“ entlang der Sieg his auf die Braas mit Picknickplätzen und Waldsofas, Begegnungs- und Bewegungsangeboten für Menschen über 50 und einer Querungsmöglichkeit über die Sieg.

Das meinen die Bürger: „Unter den Bäumen am Wasser ist es sooo schön.“ Anregt wird eine Anlage wie die neuen Ufer der Sieg in Siegen. „Eine Neugestaltung dieses Ortes würde ich sehr begrüßen, da man aus diesem schönen Fleckchen Erde sicher einiges rausholen kann. Das Aufstellen von Liegebänken oder das Anlegen eines Barfußpfades könnten diesen Ort zu einem Wohlfühlparadies machen und zum Verweilen einladen“, schreibt jemand. Die Vision ist konkret: „Holzbänke und Holzliegen laden zum Verweilen am Nachmittag, in der Mittagspause und nach dem Shoppen ein.“ Einbezogen werden könnte auch die Verbindung über die Bahnhofstraße ins Einkaufszentrum: „Vielleicht eine Glasplatte als Fahrbahn, unter der das Wasser in die Stadt gebracht wird.“

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Hufeisenpark

Das ist geplant: Zwei Wohnhäuser stehen jetzt noch zwischen dem Rewe-Markt und dem neuen Quartier Talstraße. Diese Passage zwischen Tal- und Bahnhofstraße sieht der Rahmenplan nun als „Bürgerpark am Hufeisenplatz“ vor, mit Bäumen, Sitz. und Liegeflächen und Spielangeboten und als Standort für einen Weihnachtsmarkt.

Das meinen die Bürger: „Die Fläche ist ideal als Begegnungsfläche.“ Und: „Ähnlich dem Bürgerpark Deuz könnte hier eine Poolbar entstehen.“ Vorgeschlagen wird eine Gastronomie im benachbarten neuen Ärztehaus. „Die Fläche sollte als Grünfläche erschlossen werden, Sitzgelegenheiten und gegebenenfalls einen Spielplatz bieten. So bleibt der gute Zugang zum Einzelhandel erhalten und es kann eine attraktive Begegnungsstätte mit Grünfläche in unmittelbarer Umgebung entstehen.“

Zwischen Quartier Talstraße und Rewe-Markt könnte der Hufeisenpark entstehen.
Zwischen Quartier Talstraße und Rewe-Markt könnte der Hufeisenpark entstehen. © WP | Steffen Schwab

Hufeisenplatz

Das ist geplant: Der Hufeisenplatz wird „urbane Mitte“, autofrei, entsiegelt und mit Raum für Außengastronomie. Hier soll auch der Wochenmarkt stattfinden.

Das meinen die Bürger: „Wir haben jede Menge Parkplätze in Netphen. Diesen sollten wir opfern für einen öffentlichen Ort zum Verweilen.“ Und: „Den Parkplatz entfernen und genügend Sitzmöglichkeiten anbieten. Zudem ein Café Barcelona, in dem auch warme Speisen zu sich genommen werden können, aber auch schöne Abende verbracht werden können.“ Oder in etwas anderer Richtung: „Immobilien durch Cafés und Restaurants nutzen, jedoch keine Systemgastronomie wie Extrablatt oder Barcelona, sondern individuelle Cafés, vielleicht familiengerecht wie das Café Königskind in Siegen.“ „Es gibt so viele Parkmöglichkeiten in Netphen, deshalb für alle mehr Aufenthaltsqualität mit Grünflächen und Spielmöglichkeiten für Kinder, Bänke im Baumschatten.“ Bisher, so eine Meinung, ist die Gastronomie zu eingeengt: „Dort sitzt man im Autogestank am Straßenrand. Nicht schön.“

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Dagegen: „Zum Einkaufen möchte ich auf die zentralen Parkplätze nicht verzichten, so wie auch in Deuz oder Dreis-Tiefenbach nicht. Da parke ich weder außerhalb noch im Parkhaus oder schleppe es zu Fuß. Sonst kann auch ich auch woanders einkaufen.“ Ähnlich: „Die Parkplätze sollten unbedingt bestehen bleiben, vielleicht zwei bis vier für die Geschäfte und mögliche Außenbedienung geopfert werden. Doch sind sie notwendig, da kaum einer nach oben ins Parkhaus fahren will, wenn er in ein paar Minuten die Einkäufe tätigt.“ Und: „Es geht hier nicht darum, das Zentrum zu einem reinen Ort zum Ausruhen und Verweilen zu machen, sondern auch darum, das Angebot an Geschäften des täglichen Bedarfs aufrecht zu erhalten. Oder wollen wir wie Siegen eine verwaiste Oberstadt?“ „Der Hufeisen-Parkplatz sollte erhalten bleiben“, fordert ein weiterer Bürger: „Ich nutze die bequeme Parkmöglichkeit regelmäßig nach der Arbeit. Sobald die Möglichkeit wegfällt, werde ich andere Einkaufsmöglichkeiten nutzen.“

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Schließlich sehr weitreichend: „Ich würde mir wünschen, dass die dazwischen liegenden Gebäude nicht da wären und alles ein großer, schön gestalteter Platz wäre, der nicht zum Parken genutzt würde. Am Rand könnte die Gastronomietische und Stühle zum Verweilen anbieten, in der Mitte wäre ein schöner Brunnen. Einmal pro Woche würde ein Obst und Gemüsemarkt stattfinden. Es ist mir natürlich klar, dass meine Vorstellung nicht umsetzbar ist. Die Gebäude kann man ja nicht so einfach verschwinden lassen...“

Parken oder nicht parken? Am Hufeisenplatz scheiden sich die Geister.
Parken oder nicht parken? Am Hufeisenplatz scheiden sich die Geister. © WP | Steffen Schwab

Keilergasse

Das ist geplant: Stadtplanerin Christine Loth denkt besonders an Angebote für junge Publikum in den Passagen zur Lahnstraße und am Neumarkt, zum Beispiel eine Graffitiwand, ein Rad-Parcours zum Fahrradfahren-Lernen und eine Laufbahn.

Das meinen die Bürger: Wasserspiele, Wasserfall und Bachläufe zwischen Lahnstraße und Neumarkt könnten die Drei-Quellen-Stadt illustrieren. „Der bestehende Spielplatz könnte erweitert und verschönert werden. Mit Sitzmöglichkeiten für die Eltern und ein paar Bäumen würde der Platz eher zum Verweilen einladen.“ Ins Gespräch gebracht wird auch eine Outdoor-Boulderwand für Jugendliche. Die Flächen der Discountmärkte Tedi und Takko würde ein Bürger lieber mit Gastronomie belegt sehen. Das Dach des Ladenkomplexes könnte begrünt und mit einer Photovoltaikanlage versehen werden. Angeregt wird, „die Bäume bei den Schweinchen“ zur Weihnachtszeit stimmungsvoll zu beleuchten. „Damit würde das EKZ vom Rathaus ausgesehen insgesamt einladend wirken.“ Für das leer stehende ehemalige Schuhgeschäft wird Gastronomie vorgeschlagen, immer wieder genannt werden Systemgastronomie wie „Extrablatt“ und „Bar Celona“. Die würden „die Innenstadt deutlich aufwerten und ein Anziehungspunkt für alle Generationen sein“. Und: „Ein Restaurant mit gut bürgerlicher Küche sollte in einer Stadt gerne vorhanden sein .“

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Parkdeck

Das ist geplant: Der Rahmenplan sieht vor, über den Stellplätzen des oberen, dritten Parkdecks Photovoltaikmodule aufzuständern.

Das meinen die Bürger: „Parkhaus schöner und einladend gestalten. Zufahrtsbereich verbessern gegebenenfalls mit Ampelschaltung und besserer Beschilderung. Drittes Parkdeck umgestalten als Jugendbegegnungsstätte.“ Und: „Auf dem obersten Parkdeck könnten Grünfläche, kleine Gastronomie und Aktivitätsspielplatz angeboten werden.“ Bürger sollten die Möglichkeit bekommen, Anteile an der Photovoltaikanlage zu erwerben. Das Parkdeck, so ein weiterer Vorschlag, möge dauerhaft gastronomisch genutzt werden, im Sommer als Strandbar, im Winter in einem Pavillon. „Da der Parkplatz kaum zum Parken genutzt wird, sollte der Platz und die Aussicht anderweitig genutzt werden. Viele Bürger halten sich dort auf, man konnte es hier mit schöner und einladend gestalten.“

Außerhalb

Wenige Anmerkungen gibt es auch außerhalb des Kernbereichs. So landet ein digitaler Pin am Bernstein: „Plätze für Jugendliche zum Chillen etwas abseits, um Lärm und Ruhestörung in der Innenstadt zu vermeiden.“ Und ein weiterer am Beginn der Ortsumgehung, wo es früher über die Lahnstraße direkt ins Zentrum ging: Die Straße solle wieder geöffnet werden, als Zufahrt zum Marktplatz „als Ort der Begegnung, zur Belebung des Einkaufszentrums und der Geschäft an der Lahnstraße.“

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