Netphen. Mehr als 200 Netphener haben Ideen für ihre Innenstadt eingebracht. Konturen für den Rahmenplan zeichnen sich ab. So verändert sich Netphen:

Die Arbeit am Rahmenplan für die Netphener Stadtmitte läuft. In den Überlegungen des von der Stadt beauftragten Siegener Büros Loth Städtebau und Stadtplanung kristallisieren sich diese Themen heraus, die bei den bisherigen Beteiligungsveranstaltungen erarbeitet wurden:

>>> Ein Sieg-Boulevard als Verbindung von Talstraße über Bahnhofstraße zum Siegufer, das wiederum als „blau-grünes Band“ Niedernetphen, Zentrum und Obernetphen verbindet;

>>> ein autofreier Hufeisenplatz;

ein für kulturelle Veranstaltungen ausgestatteter Rathausplatz;

>>> ein nicht mehr zum Parken genutztes drittes Parkdeck über dem Rewe-Petz-Markt .

Im nicht öffentlich tagenden „Arbeitskreis Stadtentwicklung“ wurde am 27. Juni Wert darauf gelegt, dass die Ratsfraktionen sich vor allem über den Hufeisenplatz und den Abriss der beiden leer stehenden Wohnhäuser für den Sieg-Boulevard verständigen und eine „einheitliche politische Willensbildung“ erzielen. „Es soll vermieden werden Luftschlösser zu planen, die später aufgrund der nicht gegebenen Finanzierbarkeit nicht umgesetzt werden können“, heißt es im Protokoll.

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Das ist bisher passiert

Mit einer „Schatzsuche“ in der Stadtmitte am 3. Juni, an der rund 30 Bürgerinnen und Bürger teilgenommen haben, hatte die Bürgerbeteiligung an dem neuen Rahmenplan begonnen. Vorher hatte eine Infoveranstaltung mit Einzelhändlern und Eigentümern der Immobilien im Geschäftszentrum stattgefunden.

Bis 6. Juni lief zudem die Online-Bürgerbeteiligung, an der sich 222 Bürgerinnen und Bürger beteiligt haben. Unter ihnen stellten die 36- bis 50-Jährigen mit 55 Teilnehmenden die größte, die 50- bis 65-Jährigen mit 39 die zweitgrößte Gruppe. Zwei Drittel waren Frauen. die Hälfte kam aus Netphen-Mitte, fast drei Viertel sind mindestens einmal in der Woche im Einkaufszentrum.

Im Arbeitskreis Stadtentwicklung, der vom Stadtentwicklungsausschuss des Rates eingesetzt worden ist und der nach der Schatzsuche getagt hat, wurden die Ergebnisse der bisherigen Bürgerbeteiligung vorgestellt.

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Die Themen

49 Prozent setzten ihre Priorität auf eine „Lebendige Mitte Netphen“, 40 Prozent auf den „Einzelhandel der Zukunft“, 39 Prozent auf die „Mobilitätswende Stadtmitte“ und 15 Prozent auf „Mehr Grün bitte“.

Schatzsuche in Netphen: Entdeckt werden die Sieg(ufer) als „blau-grünes Band“ und ein möglicher „Boulevard“ zum Einkaufszenrtum, für den die leer stehenden Häuser zwischen Bahnhof- und Talstraße abgerissen würden.
Schatzsuche in Netphen: Entdeckt werden die Sieg(ufer) als „blau-grünes Band“ und ein möglicher „Boulevard“ zum Einkaufszenrtum, für den die leer stehenden Häuser zwischen Bahnhof- und Talstraße abgerissen würden. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Lebendige Mitte: Brunnen und Keiler-Skulptur, Eiscafé und Hufeisenplatz, Rathausplatz, Bücherschrank und das neue Café in der Talstraßen-Passage kommen gut an. Vermisst werden Gastronomie, Verweilmöglichkeiten und Angebote für junge Menschen. Kritisiert wird, dass viele öffentliche Orte ungepflegt und verschmutzt seien. Auf den Wunschzetteln stehen Outdoor-Fitnessgeräte und Veranstaltungsangebote. Auch eine „Kultur- oder Festhalle“ steht auf der Wunschliste.

Einzelhandel: Positiv bewertet wurden ein vielfältiges Angebot für den täglichen Bedarf, individuelle, nur in Netphen vorhandene Angebote und die räumliche Nähe der Geschäfte zueinander. Dagegen fallen die Leerstände negativ auf. Kritisiert werden auch mangelnde Attraktivität der Angebote und ein fehlender weiterer Discounter. Ausdrücklich vermisst werden ein Blumen-, ein Bekleidungs- und ein Schuhgeschäft.

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Mobilität: Barrierefreiheit, kurze Wege, Parkmöglichkeiten, schnelle Erreichbarkeit und der kurze Weg zu Ärzten und Apotheke werden positiv hervorgehoben. Autos werden als störend empfunden, sowohl die geparkten als auch die fahrenden. Es gebe zu viele Parkplätze, das Rewe-Parkhaus werde zu wenig genutzt. Vermisst werden Angebote für Fahrradfahrer und speziell ein direkter Radweg in die Stadtmitte. Konkret gefordert wird, Stellplätze wegzunehmen und Bordsteine abzusenken. Für den Bereich der ehemaligen Tagesklinik wird eine Tiefgarage vorgeschlagen.

Grün: Die Sitzbänke bei den Keilern und der Zugang von der Bahnhofstraße zur Sieg werden positiv bewertet. Viele Kritikpunkte betreffen die Sieg: Der Fluss sei nicht in die Stadt integriert, es gebe keine Sitzmöglichkeiten. Für Kinder fehlten Wasserspiele, die Bepflanzung sei nicht attraktiv. Gewünscht werden Bäume und eine Wildblumenwiese. Ausdrücklich gewünscht werden die Begehbarkeit des Siegufers, grüne Freiflächen mit Sandkästen und Spielgeräten und eine „Außengastronomie mit Grün“. Die Sieg müsse ein „Ort der Begegnung“ werden.

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Das sind Ideen für zentrale Orte

Siegufer: In den Vorschlägen der Bürgerbeteiligung werden die neuen Ufer der Sieg in Siegen als Vorbild für die Gestaltung in Netphen genannt. Radweg, Barfußpfad und Liegbänke stehen auf der Vorschlagsliste.

Rewe-Parkdeck: Das dritte Parkdeck könnte „Jugendbegegnungsplatz“ mit Spielfeldern für Soccer und Basketball, Strandbar, Open-Air-Kino und/oder Standort für eine Bürger-Photovoltaikanlage werden.

Marktplatz Obernetphen: Daraus könnte ein Bürgerpark mit verbesserter Gastronomie werden. Vom Ufer des Obernaubachs ist ein Weg an den Gewässern entlang bis zum Petersplatz in Niedernetphen denkbar.

Feuerwehrgerätehaus auf der Braas: Dort könnte mit Setzsteinen eine Überquerungsmöglichkeit über die Sieg anlegt werden. Die Wiese zum Siegufer bietet Platz für Picknicken, Waldsofa, Sitzbänke und Spielplatz.

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Grünfläche zwischen Tal- und Bahnhofstraße: Da, wo jetzt noch zwischen dem neuen Talstraßen-Quartier und dem Rewe-Markt zwei leerstehende Wohnhäuser stehen, die bereits beide in städtischem Besitz sind, könnte als Verbindung zwischen Einkaufszentrum und Sieg eine Grünanlage mit Freizeitangeboten entstehen.

Schatzsuche in Netphen: Vom dritten Parkdeck fällt die Blick auf den Hufeisenplatz. Beide Orte sollen sich verändern.
Schatzsuche in Netphen: Vom dritten Parkdeck fällt die Blick auf den Hufeisenplatz. Beide Orte sollen sich verändern. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Rathausplatz: Bäume, Brunnen und Bänke sollen den bisher vor allem als Parkplatz genutzten Rathausplatz aufwerten. Vielfach gewünscht wird eine fest installierte überdachte Bühne.

Hufeisenplatz: Massiv gewünscht wird eine Reduzierung oder Aufgabe aller Parkplätze zugunsten von Gastronomie, Bäumen, Spielplatz, Brunnen und Wasserspielen. Der Erhalt der Parkplätze als „unverzichtbar für schnelle Einkäufe und für den Einzelhandel“ wird auf der anderen Seite aber auch ausdrücklich gefordert. Bei der Schatzsuche wurde auch ein „Pop-Up-Biergarten“ genannt.

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Neumarkt-Passage: Die Passage zwischen Norma-Markt und den anderen Geschäftshäusern könnte Platz für Außengastronomie und Wasserspiele bieten. Platz wäre für Bäume, Sitzmöglichkeiten und Spielgeräte.

So geht es weiter

28 Teilnehmende, die sich um einen Platz beworben hatten, haben am 11. Juli an der ersten Planungswerkstatt teilgenommen. Vier Stunden lang haben sie – so die Darstellung der Verwaltung – sich mit der Vielzahl an Ideen, Wünschen, Kritikpunkten und Bedenken aus der Bürgerbeteiligung intensiv befasst und daraus erste Maßnahmen zur möglichen Realisierung der Wünsche entwickelt. „Dabei wurden im ersten Teil der Veranstaltung alle Zielgruppen berücksichtigt und deren Belange untereinander abgewägt.“ In der sich daran anschließenden zweiten Phase wurden konkrete Maßnahmen skizziert. Zum Ende der Veranstaltung wurde ein Maßnahmenpaket erarbeitet, das dem Stadtplanungsbüro Loth aus Siegen zur Weiterbearbeitung „mitgegeben“ wurde.

Eine zweite, ebenfalls nicht öffentliche Planungswerkstatt folgt am Montag, 8. August. Der Entwurf des Rahmenplans soll am Donnerstag, 15. September, der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Nachgedacht wird dafür über einen Pop-Up-Markt mit Food-Trucks. Für den November ist eine Beratung im Stadtentwicklungsausschuss vorgesehen.

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