Netphen. Vorschlag für Netphener Stadtmitte-Rahmenplan ist da. Sieg verbindet Kulturquartier Sankt Peter und Marktplatz. Vision trifft auf Wirklichkeit.
Der Rundgang durch die neue Stadtmitte beginnt am Hufeisenplatz. Bäume und Sitzgruppen sind da eingezeichnet, wo in Wirklichkeit heute noch Autos stehen. „Die Quintessenz ist eindeutig“, sagt Christine Loth, die an diesem Nachmittag im Rathaus ihren Vorschlag für einen Stadtmitte-Rahmenplan vorstellt: Die Mehrzahl der Stimmen bei der Online-Beteiligung, der „Schatzsuche“ an Ort und Stelle und bei den Planungsworkshops war für einen autofreien Platz. „Ich bin mir sicher, dass die Stadtmitte gewinnt, wenn dort ein autofreier Stadtplatz entsteht.“
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Die Vision
Richtung Niedernetphen könnte es durch den Hufeisenpark weitergehen. Die beiden Häuser zwischen Rewe und dem neuen Wohn- und Praxenhaus sind abgerissen, an Marktständen und Spielgeräten vorbei führt der Weg über die Bahnhofstraße zur Siegterrasse. Platz zum Sitzen, Liegen, Konzerte geben und Theaterspielen. Und dann immer weiter an der Sieg entlang, mit Waldsofas, Picknickplätzen, Liegewiesen, Hängematten, Spielgeräten für ganz junge und Bewegungsgeräten für ältere oder gehandicapte Menschen, auch am anderen Ufer vor der Feuerwache – wohin die Sieg auf Trittsteinen über einen Steg überquert wird.
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Man kann auch die Talstraßen-Allee gehen. Kleine Rundwege zu ermöglichen, „auf denen man sich sicher bewegen kann“, sagt Christine Loth, sei gerade für die vielen hier lebenden älteren Menschen wichtig.
So oder so: Entweder über das „blau-grüne Band“ der Sieg oder über Talstraßen-Allee und die als Wohnstraße umgestaltete Oranienstraße kommt man zum „Kulturquartier Sankt Peter“. So hat das Team aus dem Siegener Stadtplanungsbüro das Ensemble von Petersplatz mit Feuerwehrhaus und Kapelle und dem benachbarten Weylandstift benannt.
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Ein „eigenständiges, lebendiges Quartier“, so heißt es auf dem Plan, in dem das (Kultur)Feuerwehrhaus durch ein neu genutztes Weylandstift ergänzt wird: für Vereine oder auch eine Genossenschaft, die einen öffentlichen Garten, den „Weylandgarten“, anlegt und dort Obst und Gemüse anbaut, die das Haus als „dritten Ort“ der Begegnung rund um das Thema Nachhaltigkeit öffentlich zugänglich machen.
Am anderen Ende der Innenstadt liegt zwischen den beiden Kirchen der historische Marktplatz von Obernetphen, mit einem Pavillon als Touristen-Info, Servicestation für Fahrräder und Technikzentrale für Veranstaltungen auf dem Marktplatz. Hier beginnen Themen-Rundwege zu Katharina Diez, der Dichterin, die hier gewohnt hat, zu Handwerk und Eisenverhüttung. Ein Weg führt zum Katharina-Diez-Platz über dem evangelischen Friedhof, den das Kulturforum als Freilichtbühne ausgebaut hat. Auch den unter Denkmalschutz stehenden Friedhof selbst bezieht Christine Loth in den Rundgang ein: „Ein Schatz.“
Für einen Rückweg entlang des Obernaubachs reicht noch nicht einmal die visionäre Phantasie: Solange die Bauunternehmung noch nicht umgesiedelt ist, müssen städtische Pläne zurückstehen. Von der Lahnstraße aus führen Stufen zum Neumarkt, der Ladenpassage im Einkaufszentrum. Falsch: in die Keilergasse. „Es ist wichtig, dass diese Passage einen anderen Namen bekommt“, sagt Christine Loth. Die Zeile mit den Geschäften soll wieder mehr werden als nur die Rückseite der Lahnstraßen-Bebauung. Keiler? Das ist das Wappentier der Stadt, das am anderen Ende des Weges am Rathausplatz gleich in mehrfacher Ausfertigung weidet. Und Fahrrad fährt.
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Die Wirklichkeit
Drei Stunden lang haben die Netphener an diesem Nachmittag Zeit, sich die Ideen anzuschauen, Anmerkungen zu machen, Zustimmung oder Ablehnung mit Smiley-Aufklebern zu signalisieren.
Beteiligung möglich
Der Entwurf des Rahmenplans kann bis 30. September auf www.mitteninnetphen.de kommentiert werden. Der mit den Anregungen überarbeitete Plan wird im Dezember vom Rat verabschiedet und dann Teil des „Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts“ (ISEK). Damit werden Städtebauförderungsmittel beantragt, um den Rahmenplan umzusetzen.
Und direkt das Gespräch zu suchen wie die Netphenerin, die wissen will, wie sich der Anspruch auf „Verweilqualität“ mit dem martialischen Auftreten der von der Stadt eingesetzten Security verträgt, die das Glasflaschen-Verbot durchsetzt. „Die haben sich gleich provoziert gefühlt“, berichtet ihr Sohn, wie er mit Freunden zunächst vor dem Rewe gewartet hat und dann mit – nicht verbotenem – Dosenbier zur Bushaltestelle gegangen ist. Beigeordneter Andreas Fresen sagt Besserung zu: „Wir geben das weiter.“
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