Netphen. Der Netphener Tisch hat nun eine neue Ausgabestelle: Dort gibt es Lebensmittel für Menschen in Not. Immer mehr nehmen dieses Angebot wahr.

Der Netphener Tisch hat endlich wieder eine Bleibe: Nachdem die Zweigstelle der Siegener Tafel die Georg-Heimann-Halle verlassen musste, hat sie mit dem Gemeindehaus der Freien Evangelische Gemeinde in der Elisabeth-Grube-Straße 5 in Netphen eine neue Ausgabestelle gefunden. „Wir sind glücklich und dankbar, dass wir dieses Angebot bekommen haben“, sagt Tim Müller, Pressesprecher der Siegener Tafel.

Netphen: Das ist die neue Ausgabestelle des Netphener Tischs

Am 27. September habe die Siegener Tafel einen Anruf der Stadt Netphen erhalten, der deutlich machte, dass der Netphener Tisch die Georg-Heimann-Halle nicht mehr nutzen könne. Die Stadtverwaltung Netphen bereitete diese als Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine vor (wir berichteten). Die Mitteilung kam „überraschend“, so Tim Müller. Nach dem Schock „haben wir eine neue Bleibe gesucht“. Nach kurzer Zeit habe sich Pastor Paul-Gerhard Knöppel von der Freien Evangelische Gemeinde in Netphen bei der Tafel gemeldet, erzählt Tim Müller. Er schlug das Gemeindehaus vor.

Das Gemeindehaus der Freien Evangelische Gemeinde in der Elisabeth-Grube-Straße 5 in Netphen ist die neue Ausgabestelle des Netphener Tischs.
Das Gemeindehaus der Freien Evangelische Gemeinde in der Elisabeth-Grube-Straße 5 in Netphen ist die neue Ausgabestelle des Netphener Tischs. © Jürgen Schade | Jürgen Schade

„Am Dienstag haben wir uns die Räume angeschaut und direkt zugesagt“, erklärt der Pressesprecher. Das Gemeindehaus sei behindertengerecht und somit für jeden gut zu erreichen. Und auch die Verladung der Lebensmittel funktioniere dort gut, weil die mobile Rampe der Tafel ganz leicht an eine Treppe angelegt werden kann, schildert Tim Müller. Es könnten so leichter 50 bis 60 Kisten verladen werden, manche davon würden um die 20 Kilo wiegen. „Das ist langfristig nicht gut für den Rücken.“

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Die Stadtverwaltung hatte der Initiative direkt die Dreisbachhalle als Alternative vorgeschlagen. „Aber wir brauchen das Zentrale in Netphen. Wir müssen von allen umliegenden Ortschaften gut erreichbar sein“, betont Tim Müller. Umso glücklicher ist er jetzt mit der neuen Lösung, die nur rund 200 Meter vom ehemaligen Standort entfernt liegt. Auch die Gäste des Netphener Tischs hätten sich gewünscht, dass sie in der Kernstadt bleiben. „Wir hätten sonst bestimmt viele verloren.“ Die Anfahrt bis Dreis-Tiefenbach könne sich nicht jeder leisten. „Auch ein Busticket kostet Geld.“

Die Ausgabestelle der Siegener Tafel in Siegen ist mittlerweile fest etabliert. Nach Raumproblemen gibt es nun auch eine Lösung für Netphen.
Die Ausgabestelle der Siegener Tafel in Siegen ist mittlerweile fest etabliert. Nach Raumproblemen gibt es nun auch eine Lösung für Netphen. © Siegener Tafel | Siegener Tafel

Netphener Tisch: Das Lebensmittel-Angebot für Bedürftige wird gerne wahrgenommen

Zwei Mal ist das Angebot des Netphener Tischs aufgrund von Raumproblematik bereits ausgefallen. Ab nächster Woche kann es nun wieder, wie gewohnt, losgehen: Jeden Mittwoch von 13 bis 14.30 Uhr können Bedürftige das Angebot nutzen. „Hauptsächlich kommen Bürger aus Netphen“, erzählt Tim Müller, darunter Arbeitssuchende, Geflüchtete und Rentner. Insbesondere die Zahl der Geflüchteten, die das Angebot nutzen, steige, so Tim Müller. Zwei Monate nach Beginn des Ukraine-Krieges sei das losgegangen.

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Mittlerweile stellt Tim Müller einen erneuten Anstieg an geflüchteten Bedürftigen fest. Als Nachweis für ihre Bedürftigkeit reicht zunächst der ukrainische Pass aus. „Wir machen es unkompliziert. Der Nachweis ist dann zeitnah nachzureichen“, so Tim Müller. Aus der Flüchtlingskrise 2015 habe man gelernt, dass das Warten auf Nachweise schon einmal lange dauern kann. Bei Arbeitssuchenden reicht ein Nachweis vom Jobcenter, bei Rentnern der Rentenbescheid.

Netphener Tisch: Steigende Preise und Krise stellen Helfer vor Herausforderungen

Mittlerweile bediene man um die 100 Gäste beim Netphener Tisch und die Zahl der Anmeldungen steigt. „Bei der Siegener Tafel waren es mal 1500 Einzelpersonen, jetzt sind es 1500 Familien bei der Hauptausgabestelle“, sagt Tim Müller. Und auch in Netphen könne es am Anmeldetag zu Spitzenzeiten auch einmal 25 Neuanmeldungen geben, im Schnitt seien es sonst fünf bis zehn.

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In Zeiten, wo überall die Preise steigen, steigt zeitlich auch die Zahl der Bedürftigen: „Vor Kurzem kam eine Mutter mit drei Kindern. Sie hielt ihr Handy hoch, da stand drauf: ‘Meine drei Kinder haben Hunger’“, erzählt Tim Müller. „Aber wir hatten nichts mehr.“ Das sind Momente, die auch an den Helferinnen und Helfern nicht spurlos vorbeigehen.

130 Ehrenamtliche

Im Jahr 2020 hat die Siegener Tafel den Netphener Tisch vom Lebenshilfe Center Siegen übernommen. Sie kümmert sich seitdem um die Lebensmittelbeschaffung und die wöchentliche Lebensmittelausgabe.

130 Ehrenamtliche helfen bei der Siegener Tafel mit, viele davon natürlich auch beim Netphener Tisch, betont Pressesprecher Tim Müller.

Die Lebensmittel für den Netphener Tisch würden aus Siegen angeliefert, erläutert Tim Müller. Doch trotz aller Anstrengungen: Irgendwann sind die Lebensmittel des Ausgabetages aufgebraucht. Wer nichts bekommen hat, muss in der nächsten Woche wiederkommen, so Tim Müller.

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Die Politik habe die Tafel in die Richtung gelenkt, dass sie „im Endeffekt der Grundversorger für Bedürftige ist“. In Zeiten der Krise gibt sie alles, um für die Bedürftigen da zu sein – aber auch sie stößt an Grenzen. Lebensmittel müssten jetzt schon zugekauft werden. „Wir müssen gucken, dass die Tafel am Laufen bleibt“, betont Tim Müller. Angesichts (Lebensmittel)Preise ist sie noch wichtiger als zuvor.

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