Eichen. Immer mehr Menschen suchen Ruth's Kleiderstube Kreuztal auf, weil sie sich Neuware nicht mehr leisten können. Dort gibt es viel für wenig Geld.
Ruth’s Kleiderstube ist ein bisschen wie ein Labyrinth, aber eins, wo man an jeder Ecke etwas Neues entdeckt und den Weg nach draußen gar nicht mehr finden will. Es gibt nicht nur zahlreiche Kleidungsstücke, auch Tischdecken, Bücher und mehr finden sich in verschiedenen Ecken in dem 230 Quadratmeter großen Ladenlokal. Immer wieder strahlt einen auch ein fröhliches Gesicht an: Bärbel Wahlers und Fata Efendić sortieren gerade ein paar Sachspenden. „Ich helfe schon seit bald 20 Jahren hier mit“, erzählt Fata Efendić. In Zeiten der Krise und Inflation kommen nun immer mehr Menschen in die Kleiderstube in Eichen.
Ruth's Kleiderstube in Kreuztal: Das ist das Konzept
„In erster Linie sind wir für Notbedürftige da“, sagt Kleiderstuben-Leiterin Ethel Schneider. Prinzipiell könne aber jeder kommen und dort einkaufen. Besonders viele ukrainische Geflüchtete würden den Laden derzeit aufsuchen. „Es kommen aber auch viele Einheimische, die bis jetzt nicht gekommen sind“, berichtet Ethel Schneider. Neue Sachspenden werden somit immer wieder benötigt, gerade, weil nicht vorhersehbar ist, wann etwas Neues kommt. Es gibt Zeiten, da spenden Bürgerinnen und Bürger besonders viel, in anderen Zeiten eher wenig. Viele von ihnen würden schon seit Jahren Ruth’s Kleiderstube unterstützen, freut sich Ethel Schneider und bedankt sich.
Seit 2008 betreibt die Stiftung Diakoniestation Kreuztal Ruth’s Kleiderstube. Gegründet wurde sie einst von Ruth Vetter, die das Angebot 1988 erst in ihrem privaten Wohnzimmer schuf, dann in den Räumen in Eichen tätig war.
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Auch für die rund 15 Ehrenamtlichen, darunter Bärbel Wahlers und Fata Efendić, ist der Laden nicht mehr wegzudenken. Sie können etwas Gutes tun und gleichzeitig schätzen sie die Geselligkeit. „Ich komme auch an meinem Geburtstag hierher“, sagt Fata Efendić.
Ruth's Kleiderstube in Kreuztal: Das sind die Preise
Zu kaufen gibt es in der Kleiderstube außer Kleidung auch Bettwäsche, Hausrat, Dekoration, Spielsachen und einiges mehr. Alles für den kleinen Geldbeutel. „Wir sind die günstigste Kleiderstube weit und breit“, betont Ethel Schneider. Eine Lederjacke für zehn Euro bekomme man woanders kaum. Eine Hose kann schon ab 1,50, ein Pullover ab 2 und einen Anzug ab 7 Euro gekauft werden. Markenware ist etwas teurer.
Aufgrund der sowieso schon kostengünstigen Preise ist Ethel Schneider zu Verhandlungen nicht bereit. Vereinzelt gebe es auch immer wieder Kunden, die augenscheinlich nicht sparen müssten, dann aber jeden Cent herausschlagen wollten. „Da sag ich einfach: Ne!“, so Ethel Schneider. 13 Jahre lang leitet sie schon die Kleiderstube – ausgeflippt sei sie ganz selten, erzählt sie. Sie sei eher eine von der ruhigen Sorte. Und es sind, wie fast überall, ja nur vereinzelte Kunden, die den Bogen auch schon einmal überspannen.
Second-Hand: Kunden werden in Ruth's Kleiderstube in Kreuztal immer wieder fündig
Viele Kunden haben längst Vertrauen zu den Ehrenamtlichen aufgebaut. Einmal habe ihr eine ältere Dame zugeflüstert, ob sie auch Reizwäsche hätte, berichtet Ethel Schneider. „Ich habe alles verkauft“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Kundin Susanne Ramoser kommt vor allem wegen des Nachhaltigkeitsgedankens in die Kleiderstube, bringt auch ihrer Tochter regelmäßig von dort etwas mit.
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„Unzählbar“ seien die Teile, die sie dort bereits gefunden hat. Ihr neustes Highlight: eine Trachtenhose für einen bayrischen Abend. In den verwinkelten Ecken würde man immer etwas Neues finden, der Laden sei eine große Fundgrube. „Man befriedigt zu 100 Prozent seinen Kaufrausch hier“, sagt Susanne Ramoser.
Susanne Leyendecker, stellvertretende Geschäftsleitung und Pflegedienstleitung der Stiftung Diakoniestation Kreuztal, nutzt vor allem das Bücherangebot gerne. Die Ehrenamtliche Martina Burgmann sorgt unter anderem dafür, dass die Literaturauswahl möglichst aktuell ist.
Die Öffnungszeiten
Geöffnet ist Ruth’s Kleiderstube, Eichener Straße 116, montags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr, dienstags von 14 bis 18 Uhr. Sachspenden können zu den Öffnungszeiten dort abgegeben werden. Telefonisch ist Ruth’s Kleiderstube unter 02732/769164 erreichbar. Weitere ehrenamtliche Helfer und Sachspenden sind jederzeit willkommen.
„Alte Schätzchen“ aus den 60er und 70er Jahren sortiert sie meist aus. Sie sind etwa durch Wohnungsauflösungen nach Eichen gekommen. Ansonsten wird in der Kleiderstube nur das aussortiert, was defekt oder schmutzig ist. Schief gelaufene Schuhe könne niemand mehr gebrauchen, so Martina Burgmann. „Die meisten bringen schöne Sachen“, sagt Ethel Schneider.
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