Kreuztal. Bei „WATT’s los“ vermitteln Kai Heimann und Markus Köhler Balkonkraftwerke ins Siegerland. Durch diese Solaranlagen können Bürger Geld sparen.

Photovoltaikanlagen werden häufig mit aufwendigen Installationen und hohen Kosten verbunden. Dem muss aber gar nicht so sein: Kai Heimann (33) und Markus Köhler (34) haben einen leichteren und kostengünstigeren Weg gefunden. Sie bieten sogenannte Balkonkraftwerke an: Strom kann so unkompliziert durch eine Mini-Solaranlage auf dem Balkon erzeugt werden und per Steckdose in den Stromkreislauf eingespeist werden. In der Energiekrise interessieren sich nun immer mehr Menschen für Balkonkraftwerke. Mehrere hundert davon konnten Kai Heimann und Markus Köhler mit ihrer Firma „WATT’s los“ bereits verkaufen.

Balkonkraftwerke verkaufen im Siegerland: So liefen die Anfänge bei „WATT’s los“

„Das Geschäft ist extrem durch die Decke gegangen“, sagt Kai Heimann. Dabei haben er und sein Freund Markus Köhler erst vor ein paar Monaten mit dem Vertrieb von Balkonkraftwerken angefangen. Die beiden Ingenieure wollten sich neben ihren Berufen im Projektmanagement und Vertrieb selbstständig machen. „Wir haben ein Projekt für eine Selbstständigkeit gesucht, wo wir vollkommen hinterstehen“, sagt Kai Heimann. Er und Markus Köhler kennen sich durch das Maschinenbaustudium, hatten immer schon eine Begeisterung für Technik und erneuerbare Energien. Im Frühjahr fassten sie den Entschluss, die „WATT’s los - Köhler & Heimann oHG“ zu gründen.

Je nach Balkon fallen die Photovoltaikmodule des Balkonkraftwerks mehr oder weniger auf.
Je nach Balkon fallen die Photovoltaikmodule des Balkonkraftwerks mehr oder weniger auf. © siegen | Ina Carolin Pfau

Dass die Nachfrage und das Interesse für Balkonkraftwerke in Zeiten der Energiekrise stark gestiegen ist, konnten sie im Frühjahr, als der Ukraine-Krieg begann, noch gar nicht absehen. Sie hätten aber auch vorher schon an Balkonkraftwerke geglaubt, „nur kannte die da noch kein Mensch“. Im Juni meldeten sie dann das Kleingewerbe an. Ihr Ziel: Das Sieger- und Sauerland mit Balkonkraftwerken ausstatten. „Wir wollen keinen Kunden im Regen stehen lassen“, sagt Markus Köhler, der sich vor allem um die Materialbeschaffung und die Logistik kümmert.

Balkonkraftwerke im Siegerland: So groß sind sie und das ist zu beachten

Die Balkonkraftwerke, die manche auch unter dem Begriff „Steckersolargeräte“ kennen, können auch Laien anschließen. Die 1769 mal 1052 mal 35 Millimeter großen Photovoltaikmodule von „WATT’s los“ können gleichermaßen an Fassaden oder auf (Flach-)Dächern angeschlossen werden, erläutert Markus Köhler. Das Balkonkraftwerk der Kreuztaler Firma beinhaltet immer zwei Photovoltaikmodule und einen Wechselrichter. Letzterer ist notwendig, weil die Photovoltaikmodule Gleichstrom erzeugen, in Deutschland aber mit Wechselstrom gearbeitet wird. Zudem verkaufen Kai Heimann und Markus Köhler in der Regel immer zwei Module, weil gerade bei Photovoltaik der Grundsatz „Viel hilft viel“ gelte.

Ein Photovoltaikmodul kann ganz leicht an einem Balkon und auf einem Garagendach montiert werden.  
Ein Photovoltaikmodul kann ganz leicht an einem Balkon und auf einem Garagendach montiert werden.   © siegen | Ina Carolin Pfau

Die Anlagen sind genehmigungsfrei, der Netzbetreiber ist nur zu informieren, betont Markus Köhler. „Auch für Mieter ist ein Balkonkraftwerk ideal“, sagt der Mudersbacher. Dabei ist es aber ratsam, die Installation und Nutzung mit dem Wohnungs- oder Hausbesitzer vorher abzusprechen. Die beiden Ingenieure wollen viele Hausverwaltungen in der Region in der nächsten Zeit proaktiv anschreiben, um auf ihr Angebot aufmerksam zu machen. „Was man braucht, ist nur eine Steckdose, im Idealfall im Außenbereich“, betont Kai Heimann, der sich vor allem um Technik und Fragen der Montage im Unternehmen kümmert.

Balkonkraftwerke von „WATT’s los“ im Siegerland: Das können die Geräte leisten

740 Watt könne das Balkonkraftwerk „Premium“ (ab 829 Euro) von „WATT’s los“ im Peak produzieren, erläutert Kai Heimann. Der Wechselrichter sei aber immer auf 600 Watt limitiert. Überschreitet ein Wechselrichter die 600 Watt, zählt die Anlage nicht mehr zu den genehmigungsfreien Balkonkraftwerken. Mit 740 Watt-Peak bietet „WATT’s los“ trotzdem ein Balkonkraftwerk an, dass die 600 Watt überschreiten kann, aber durch den Wechselrichter auf 600 Watt begrenzt wird. „Das hilft in den Abendstunden, mehr einzuspeisen“, erläutert Markus Köhler.

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Auch wenn der Winkel, in dem das Balkonkraftwerk installiert wurde, nicht ideal sei, schaffe dies einen Ausgleich, so Kai Heimann. Notwendig ist beim Anschluss auch ein Stromzähler mit Rücklaufsperre – hierfür kommt der Netzbetreiber aber auf, wenn er noch nicht vorhanden ist. Ein Steckersolargerät ist pro Stromzählerkreis erlaubt. Das zweite Balkonkraftwerk („Premium+“, ab 849 Euro) von „WATT’s los“ macht eine Maximalleistung von 790 Watt möglich.

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Grundvoraussetzung ist natürlich, dass die Photovoltaikanlage zur Sonne ausgerichtet ist. „Norden-Flächen sind nicht geeignet“, unterstreicht Kai Heimann. Ansonsten reicht einfach der Anschluss an die Steckdose. „Wir nutzen das Leitungsnetz, was vorhanden ist“, erläutert der Kreuztaler. Die Grundlasten würden dann über das Balkonkraftwerk teilweise oder vollständig gedeckt werden können. Grundlasten sind zum Beispiel die ständig laufende Gefriertruhe und der Kühlschrank, aber auch der WLAN-Router und mehr.

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Den Strom aus dem Balkonkraftwerk zu speichern, lohne sich nicht, erläutert Kai Heimann. 600 bis 700 Kilowattstunden produziere ein Balkonkraftwerk im Jahr. Bei den aktuellen Strompreisen könne man damit bis zu 245 Euro im Jahr sparen, meint Markus Köhler. „Und man nutzt tote Fläche, die sonst meist eh nicht genutzt wird.“

„WATT’s los“ in Kreuztal und Burbach: So läuft die Beratung ab

Das Kreuztaler Unternehmen verkauft die Photovoltaikmodule, für die Installation sind die Kundinnen und Kunden zuständig. „Das scheint aber keine Hürde zu sein“, sagt Kai Heimann. Und auch die Verletzungsgefahr sei aufgrund der niedrigen Spannung gegenüber großen Photovoltaik-Anlagen gering. Ob sich ein Balkonkraftwerk überhaupt bei einem Kunden oder einer Kundin anbietet, wird per telefonischer, schriftlicher oder persönlicher Beratung vorab abgeklärt.

Mehr Infos im Netz

In Burbach lagern Kai Heimann und Markus Köhler den Großteil ihrer Waren. Mit Lieferengpässen, mit denen viele Photovoltaik-Anbieter derzeit zu kämpfen haben, hätten sie keine Probleme. Man habe lange im Voraus geplant, so Kai Heimann.

Er und Markus Köhler bieten regelmäßig Abhol- und Beratungstermine in Burbach und Kreuztal an. Mehr Infos dazu gibt es unter www.wattslos.com.

Außer den Balkonkraftwerken verkauft „WATT’s los“ auch weitere Photovoltaikmodule. Für Fragen rund um die Thematik stehen die beiden Kreuztaler per E-Mail an info@wattslos.de zur Verfügung.

Mittlerweile läuft „WATT’s los“ so gut, dass bereits Familienmitglieder aus dem Hause Köhler und Heimann mitwirken. „Auch alle Kunden, die bisher da waren, freuen sich“, sagt Markus Köhler. Sie würden bei Anfragen schnell reagieren, faire Konditionen und eine hochwertige Qualität anbieten. Kai Heimann und Markus Köhler wollen ihr Angebot bei „WATT’s los“ bald weiter ausbauen. „Wir wollen aber auch gucken, was die Politik macht“, sagt Kai Heimann und spielt auf Förderungen für erneuerbare Energien an. Mittlerweile würden ganze Straßenzüge mit ihren Balkonkraftwerken eingedeckt, freut sich Markus Köhler.

Balkonkraftwerk-Unternehmen „WATT’s los“: So blickt die Firma in die Zukunft

Bei den Balkonkraftwerken würden sie mit zu den größten Anbietern im Siegerland gehören, unterstreicht Kai Heimann. Er und Markus Köhler wollen am liebsten noch in diesem Jahr aus ihrer offenen Handelsgesellschaft (oHG) eine GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) machen. Aufgrund der Energiekrise rechnen sie nicht mit der handelsüblichen Saisonbuße im Photovoltaikgeschäft. „Auch unsere Preise versuchen wir so lange wie möglich so zu halten, wie sie sind“, macht Kai Heimann deutlich.

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Derzeit schlagen sich die beiden Ingenieure die Abende und Wochenenden um die Ohren, um dem Andrang und ihren Hauptjobs in der Woche gerecht zu werden. Allerdings ist für sie alles rund um „WATT’s los“ keine Arbeit. „Für mich bedeutet das, einen schönen Samstag mit meinem besten Freund zu verbringen“, sagt Kai Heimann. Und auch Markus Köhler erzählt: „Wir treffen uns auf ein Bier, schmieden Pläne und sehen uns durch das Ganze einfach extrem häufig.“ Auch wenn Balkonkraftwerke ein Trend seien, würde dieser sicher anhalten, meint Kai Heimann. Das Thema erneuerbare Energien erledigt sich eben nicht von heute auf morgen.

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