Helgersdorf. Die teuren Energiepreise sorgen vielerorts für erhitzte Gemüter. Die Bauunternehmung Günther in Netphen kümmert das kaum. Die Gründe.
Die Energiepreise steigen – das würde wohl auch die Kosten bei der Bauunternehmung Günther in Helgersdorf massiv in die Höhe treiben, wenn sich die Firma nicht unabhängig von fossilen Brennstoffen gemacht hätte: „Wir können unseren eigenen Strombedarf decken“, betont Firmenchef Werner Günther. Seit vergangenem Jahr sorgt eine große Photovoltaik-Anlage dafür, dass die benötigte Energie jederzeit zur Verfügung steht. Ein Bild von der Firma machten sich nun die CDU-Mitglieder aus Netphen bei ihrer Sommereise.
Bauunternehmung Günther in Netphen: Das stellt das Unternehmen her
„Wir kümmern uns um die Projektentwicklung, -planung bis hin zur Schlüsselübergabe“, erläutert Werner Günther. Die Bauunternehmung Günther kümmert sich seit Jahrzehnten (siehe Box) um die Betonfertigteilproduktion sowie Hochbau, Tiefbau und Stahlbetonbau. So werden zum Beispiel Treppen, Wände und Fassaden dort gefertigt, zählt Werner Günther auf.
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Mehr als 130 Mitarbeiter sind derzeit im Einschichtbetrieb im Unternehmen tätig. 98 Prozent sind Kunden aus der Privatwirtschaft, 95 Prozent der Bauprojekte des Unternehmens sind Neubauten. „Wir haben viele Stammkunden im Industrie- und Gewerbebau“, betont Werner Günther.
Bauunternehmung Günther in Netphen kümmert sich selbst um die Energiezufuhr
Der Großteil der Energie für das Unternehmen käme aus einer 300-kWp-Photovoltaikanlage, die sich mit ihren 800 Modulen über eine Generatorfläche von rund 1500 Quadratmetern erstreckt, wie es auf der Homepage des Helgersdorfer Unternehmens heißt, die sich wiederum auf einen Bericht im IHK-Wirtschaftsreport stützt. Damit würde nicht nur der Betrieb mit eigens produziertem Grünstrom versorgt, sondern auch eine CO2-freie Beheizung der Produktionsfläche ermöglicht. Ein Batteriespeicher sorgt dafür, dass die Energie auch nachhaltig genutzt werden kann, so Werner Günther. Hinzu kommt eine Wärmepumpe für ein nachhaltiges Heizkonzept.
„Unser Ziel ist es, unabhängiger zu werden.“ Die halbe Halle sei mit Photovoltaik belegt, mehr sei nicht möglich gewesen. Die Strom-Infrastruktur sei dafür nicht ausreichend ausgelegt in Helgersdorf, ein komplettes Dach würde das Netz überfordern, so Werner Günther. Doch damit nicht genug: „Wir schreddern auch unsere Holzabfälle und setzen sie für die Energiegewinnung ein.“
Baubranche in Netphen: Das sind die Probleme
Im Bereich der nachhaltigen Energie hat die Bauunternehmung Günther die Nase vorne – andere Probleme bekommt sie aber wie viele weitere Unternehmen in der Region zu spüren. Auszubildende zu finden, gestaltet sich auch in Helgersdorf schwer. „Wir bieten jedes Jahr acht Ausbildungsplätze an“, betont Werner Günther. Sie seien glücklich, wenn sie zwei bis drei davon besetzt kriegen würden. „Wenn einer die Lehre abschließt und bleibt, sind wir gut dran.“ Auch hier sorgt die Infrastruktur für Probleme: „Die Busanbindung ist eine Katastrophe.“
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Hinzu komme, dass die Berufe im Baugewerbe vor zwanzig Jahren noch einen anderen Stellenwert gehabt hätten. „Heutzutage möchte sich keiner mehr die Hände dreckig machen“, stellt Werner Günther fest. Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach erkundigte sich, wie viele Frauen es im Betrieb gäbe. „Im Werk haben viele Frauen ein Praktikum gemacht“, so Werner Günther, „richtiges Interesse“ sei dabei aber leider nicht aufgekommen. Frauen seien vor allem im Büro beschäftigt.
Auch der Mangel an Facharbeitern sei groß. „Seit Corona haben wir Facharbeiterschwund. 30 bis 40 Prozent sind krank“, so Werner Günther. Sein Sohn, Maximilian Günther, habe bei der Dienstplaneinteilung jede Woche damit zu kämpfen. Dabei ist die Auslastung gut, Fachkräfte würden dringend benötigt: Der Auftragsbestand sei bis Mitte nächsten Jahres sichergestellt, der Umsatz bis Ende nächsten Jahres, betont Werner Günther.
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Hinzu kommen die steigenden Kosten im Baugewerbe, die Kostenkalkulationen unvorhersehbar machen. „Keiner kann sagen, was wir für Stahl bezahlen müssen. Wenn wir in einem halben Jahr bestellen, wissen wir nicht, was wir bezahlen“, so Werner Günther.
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Bei den Altaufträgen vor 2022 habe die Bauunternehmung Günther „keine rechtliche Grundlage, nachfordern zu können. Wir haben auch keine unerschöpflichen Möglichkeiten, Geld dazuzugeben“, betont der Firmenchef. Eine weitere Belastung sei die CO-Abgabe. Bei der Verarbeitung von einer Tonne Zement würden 800 Kilo CO entstehen. Die Abgabe würde die Preise weiter in die Höhe treiben.
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