Siegen. Bei der Sanierung wurde Arbeitsabläufe verbessert, um das Berufsfeld zukünftig attraktiver zu machen. Das ändert sich für die Patienten

Nach fast einem Jahr Bauzeit steht die neue Station in den Startlöchern und soll Anfang Oktober eröffnet werden. Zimmer, Arbeitsplätze und Technik werden momentan eingerichtet. Insgesamt investierte die Marien Gesellschaft nach eigenen Angaben etwa neun Millionen Euro in den Ausbau.

„Es war eine echte Kernsanierung. Über Wochen und Monate sind hier Bagger durchgefahren und haben bis auf die Mauern alles rausgeholt“, berichtet Projektleiter, Stefan Leiendecker. Nichts habe mehr an eine Station erinnert. Eine umfängliche Sanierung sei mehr als überfällig gewesen: „Es gab so viele Faktoren, die diesen Umbau notwendig gemacht haben“, betont Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann.

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„Daher haben wir uns auch in diesen doch schwierigen Zeiten der Pandemie, trotz aller Belastung, die so ein Projekt im laufenden Betrieb verursacht, dazu entscheiden, die Erneuerung nun vollumfänglich umzusetzen.“ Die Fläche der neuen Station umfasst mit dem errichteten Anbau insgesamt etwa 1000 Quadratmeter, so der verantwortliche Architekt und Bauleiter, Stefan Haupt.

Die Anmeldung und Informationszentrale auf der neuen Intensivstation im St. Marien-Krankenhaus Siegen. Die Abteilung wurde mit großem Aufwand modernisiert.
Die Anmeldung und Informationszentrale auf der neuen Intensivstation im St. Marien-Krankenhaus Siegen. Die Abteilung wurde mit großem Aufwand modernisiert. © WP | Verena Schlüter

St. Marien-Krankenhaus: Der Umbau der Intensivstation

Während der Bauphase wurde durch Zufall ein alter zugemauerter Fahrstuhl freigelegt, dieser sei wiederbelebt und diene nun als Direktverbindung. „Die Patienten können nun vom OP oder den einzelnen Abteilungen aus direkt in die Intensivstation überführt werden“, erklärt der Projektleiter. Die Mitarbeitenden haben sich von Anfang an in der Projektgruppe einbringen und Ideen, Anregungen und Wünsche äußern können. „Wenn einer Ahnung hat, dann die Menschen vor Ort auf den Stationen“, sagt Stefan Leiendecker. „Wir können nur den Rahmen vorgeben und die bauliche Situation fachlich einschätzen. Aber inhaltlich sind wir auf die langjährige Erfahrung der Mitarbeiter in der Intensivmedizin angewiesen.“

Es seien viele Baumaßnahmen umgesetzt worden, die die Arbeit des Personals zukünftig einfacher machen sollen. So sei die Öffnungsfunktion der Türen angepasst worden. Die Geometrie der Station ist von der Länge zwar unveränderbar gewesen. Dank der neuen Anordnung konnte der Flur aber verbreitert werden, sodass dort nun zwei Betten parallel nebeneinander herfahren können. Außerdem soll zunehmend digitaler gearbeitet werden können. Dafür seien die Patienten-Akten digitalisiert worden und können nun auf den vielen verbauten Monitoren eingesehen werden.

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Auf der Station wurden auch viele digitale Anzeigetafeln installiert. Das erleichtere es den Mitarbeitenden zu jeder Zeit alles, was auf der Station passiert, sowie die Patientendaten im Blick zu haben. Das Herz der neuen Intensivstation sei die Informationszentrale, die mittig auf dem Flur an die Anmeldung angegliedert wurde. „Von dort aus ist alles auf der Station schnell zu erreichen und durch die Anzeigetafeln einzusehen“, schildert Stefan Leiendecker. Die Wege seien so kurz wie möglich gehalten worden und Informationen von überall verfügbar.

St. Marien-Krankenhaus: Die Weiterentwicklung der Intensivstation

Bei der Planung der neuen Station habe Corona der Projektgruppe noch einmal vor Augen geführt, wie wichtig manche Dinge werden können. So verfügen nun alle Zimmer über eigene Schleusen mit Waschbecken zum Desinfizieren. Aus der Pandemie konnten noch weitere Lehren gezogen werden. „Jedes Zimmer wurde mit einer Über- und Unterdruck-Anlage ausgestattet“, erzählt Stefan Haupt. „Wenn die Anlage auf Unterdruck eingestellt wird, können Keime nicht aus dem Patientenzimmer entweichen.“ So können in den Einzelzimmern neun Corona-Patienten gleichzeitig betreuen werden, ohne diese isolieren zu müssen.

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Den Medizinern und Pflegekräften war auch das Delirmanagement wichtig. Damit die Patienten so früh wie möglich wieder die Chance haben, am Leben teilhaben zu können. Man wisse heute, dass Patienten auf der Intensivstation, die durch einen geregelten Tag-Nacht-Rhythmus (Lichtverhältnisse) oder einen Blick nach Draußen ins Grüne mehr Dinge wahrnehmen und deutlich schneller genesen. Die gesamte Farbauswahl, die Fensteranbringung und das Mobiliar seien darauf abgestimmt worden.

St. Marien-Krankenhaus: Die Aufteilung der neuen Intensivstation

„Auf der neuen Station haben wir neun Einzelzimmer und drei Zweibettzimmer und somit Kapazitäten für insgesamt 15 Patienten“, berichtet Hans-Jürgen Winkelmann. Die Zimmer seien alle ähnlich aufgebaut und verfügen über Fenster mit Blick auf die Parkanlage des Krankenhauses. Auch in den zwei Eckzimmern konnte der vorhandener Raum perfekt genutzt werden, so der Architekt. „Dafür haben wir im Vorfeld Betten rumgeschoben und geguckt, wie das mit der Schleuse und der Aufteilung alles passend aufgebaut werden kann.“ Wenn man mit einem Bestandsgebäude arbeite, wäre das immer ein bisschen wie Tetris spielen.

Es sei unheimlich viel Material verbaut worden: „Man unterschätzt das immer, wie viel Material man für so eine hoch moderne Intensivstation benötigt, seien es Steckdosen, Anschlüsse oder Kabel“, erzählt der Projektleiter. Die gesamte Netzwerktechnik und IT für die vielen Rechner sind in einem gesonderten Raum untergebracht. Insgesamt seien etwa 10 Kilometer Kabel verlegt und 700 Netzwerkanschlüsse in der Station angebracht worden. Technisch sei die Station auf dem neusten Stand. Von Beatmung bis zur Dialyse seien alle Geräte vorhanden, die für eine moderne intensivmedizinische Versorgung benötigt werden. Das viele Technikzubehör sei in den Zimmern hängend angebracht worden, damit die Pflegekräfte keine schweren Maschinen bewegen müssen. Auch der Überwachungsbereich konnte erweitert werden.

Die Eröffnung

Fast genau ein Jahr nach Baubeginn soll am 10. Oktober die neue Intensivstation in Betrieb genommen werden.

Das Parkhaus am Krankenhaus ist aufgrund der Bauarbeiten noch gesperrt. Es soll ab Ende September aber wieder normal befahrbar sein.

Die Parkanlage soll auch noch aufbereitet werden. Es sollen neue Sitzgelegenheiten geschaffen und neue Pflanzen gesetzt werden.

Die Mariengesellschaft ist den direkten Nachbarn dankbar dafür, dass diese die lautstarken baulichen Maßnahmen so mitgetragen haben.

In die Station integriert wurde auch ein Abschiedsraum, in dem sich Angehörige von Patienten verabschieden können. Dieser wird vom dem Künstler Lutz Dransfeld besonders gestaltet, damit er nicht so steril wirkt. Dransfeld habe sich auch um die künstlerische Gestaltung in anderen Abteilungen wie der Kardiologie des Krankenhauses gekümmert und ist seit 2002 immer mal wieder im Haus aktiv. Seine Arbeit in der Intensivstation sei die Fortsetzung des Gesamtkunstwerks, das sich auf das ganze Haus erstrecke.

Über die Liegendanfahrt neben dem Parkhaus gibt es nun auch einen direkten Eingang für die Intensivstation mit einem Wartebereich, wo die Angehörigen Platz nehmen können. Die Mariengesellschaft will Menschen für die Arbeit in der Intensivmedizin begeistern und den Mitarbeitenden, die jetzt schon und auch langfristig dort arbeiten wollen, Anreize bieten. Damit das gelingen kann, seien vor allem die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsklima ausschlaggebend. „Wie wir alle wissen, ist das kein einfacher Job, und wir müssen gucken, wie wir unser qualifiziertes Personal hier halten können“, betont Hans-Jürgen Winkelmann. Durch den Umbau und Modernisierung der Station habe man jetzt ganz andere Voraussetzungen dafür.

St. Marien-Krankenhaus Siegen: Sanierung war mehr als überfällig

Die alte Station sei ziemlich in die Jahre gekommen und eine zeitgemäße Versorgung nicht mehr möglich gewesen. „Das war nicht mehr besonders patientenfreundlich“, sagt Hans-Jürgen Winkelmann. Das letztes Mal sei die Station vor 30 Jahren in den 80ern saniert worden. Bei den jetzigen Umbaumaßnahmen wurde die Station komplett neu ausgerichtet.

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Ein besonderer Fokus lag auf der Barrierefreiheit, alles sei nun ebenerdig erreichbar. „Das ist jetzt alles eine ganz andere Liga. Wir haben tolle Möglichkeiten geschaffen, um super Intensivmedizin machen zu können“, erklärt Winkelmann. „Es musste viel Hightech verbaut werden“, erzählt Stefan Leiendecker. Der teuerste Posten sei dabei die Klima-, Luft- und Heiztechnik gewesen.

St. Marien-Krankenhaus: Die Planung für die neue Intensivstation

Der Anbau ist hinter der eigentlichen Station entstanden und verfügt über 200 Quadratmeter Nutzfläche. Er beinhaltet einen Sitzungsraum, in dem Fälle besprochen werden können, mehrere Büros und die Lüftungs- wie auch Heizanlage. Die große Anlagen befindet sich im Keller fünf Meter unter Erde und ist weitaus energieeffizienter als die vorherige, so Architekt Stefan Haupt. Für den Anbau war ein spezieller Tiefbau notwendig, da das gesamte Krankenhaus auf Pfählen stehe, weil es im Überschwemmungsgebiet der Sieg liegt.

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Der Projektauftrag wurde 2020 ausgeschrieben. Im Juni 2020 habe die Projektgruppe mit der konkreten Planung angefangen. „2021 sind die Bagger durchgerollt und 2022 kommen die Patienten wieder“, freut sich Leiendecker. Ein wesentlicher Punkt bei der Planung sei die Unterbringung der 15 Patienten für den Übergang gewesen. „Es musste vieles umgebaut werden, damit das Krankenhaus für diese Zeit in drei anderen Bereichen Intensivmedizin betreiben durfte“, berichtet der Projektleiter. „Das war ziemlich aufwendig, hat aber gut funktioniert.“ Für die Mitarbeitenden sei das keine leichte Situation gewesen. Im Oktober komme das gesamte Personal wieder auf einer Station zusammen. Das sei ein Gewinn für alle.

St. Marien-Krankenhaus Siegen: Die Freude über die neue Intensivstation

„Die Freude darüber, dass es nach so einer langen Umbauphase bald endlich losgehen kann, ist nicht nur bei den Mitarbeitern, die da sehnsüchtig drauf gewartet haben, riesengroß, sondern auch im Hinblick auf die Zukunft des gesamten Unternehmens“, so der Hauptgeschäftsführer. Denn für die Zukunftsfähigkeit des Krankenhauses sei es eine enorm wichtige Investition gewesen. „Jetzt können wir unsere medizinischen Leistungen ausweiten und Intensivmedizin auf dem modernsten Stand anbieten.“ Das sei ein großer Schritt nach vorne.