Siegen-Wittgenstein. OPs in Siegen-Wittgenstein werden seit Wochen verschoben. Infektionen auf Allzeit-Höchststand. Impfungen erreichen bisher Ungeimpfte. Die Lage:

Die Intensivstationen sind saisonal bedingt ziemlich ausgelastet, gleichzeitig ist das Infektionsgeschehen auch in Siegen-Wittgenstein auf dem höchsten Stand seit Beginn der Corona-Pandemie. Das ist die Lage im Kreis.

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„Eine sehr dramatische Situation“, berichtet Gesundheitsdezernent Thiemo Rosenthal im Gesundheitsausschuss. Wegen des hohen Infektionsgeschehens habe das Kreisgesundheitsamt seine Standards bei der Kontaktverfolgung reduzieren müssen, konzentriere sich nun laut Empfehlung des RKI auf besonders gefährdete Fälle – Ungeimpfte oder Vorerkrankte.

4527 Impfungen in den Impfstellen in Siegen-Wittgenstein seit dem Neustart

Die Menschen hätten deutlich mehr Kontakte als in früheren Stadien der Pandemie, beobachtet Dr. Christoph Grabe, Leiter des Kreisgesundheitsamts. Bei 200 Neuinfizierten pro Tag kämen durchaus 600 Kontaktpersonen dazu, und mehr. „40 Kontakte pro Fall hatten wir im Lockdown nicht.“ Die Behörde ruft die Infizierten an, die dann ihre Kontakte selbst informieren sollen; das Kreisgesundheitsamt verfahre bei engen und gefährdeten Kontaktpersonen wie bisher, auch mit Quarantäneanordnungen über die Ordnungsämter. „Wir sind auf den guten Willen der Betroffenen angewiesen, sonst ist das irgendwann nicht mehr zu leisten“, so der Amtsleiter mit Blick auf die personellen Kapazitäten.

Mit der Öffnung der Impfstellen habe man einen „Neustart“ hingelegt, so Rosenthal: 4527 Impfungen seien seither verabreicht worden, den größten Anteil machten mit 2784 die Booster aus. Erstimpfungen, 1572 an der Zahl, seien zwar etwas aufwendiger, „aber wir erreichen endlich Leute, die wir bisher nicht erreicht haben“, Ausländer etwa.

Ein Tag ohne freien Platz auf Intensivstationen in Siegen-Wittgenstein

Im Vergleich zum April wirke die Lage in den Kliniken vielleicht entspannter – trügerisch, so Rosenthal. 27 Covid-19-Patienten müssen laut Gesundheitsamt am Donnerstag, 2. Dezember, in einem Krankenhaus behandelt werden, acht davon intensivpflichtig. Es gab Tage, an denen im gesamten Kreis kein Intensivbett mehr frei war, „wir hätten mit Verlegungen beginnen müssen.“ Insgesamt habe sich die Lage aktuell auf hohem Niveau leicht entspannt. Das bestätigen die Kliniken:

Die Intensivstationen seien voll, sagt Stefan Nitz, Pressesprecher der Diakonie in Südwestfalen. Generell sei die Klinikbelegung im Herbst höher – in diesem Jahr aber sei sie besonders hoch, „das Krankenhaus platzt aus allen Nähten.“ Die allgemeine Erkältungswelle habe auch das Klinikpersonal erfasst, die Situation sei sehr fordernd. Nicht alle planmäßig vorhandenen Intensiv-Kapazitäten seien aktuell nutzbar – nicht weil Betten fehlen, sondern Personal. „Wir können alles behandeln, was akut zwingend erforderlich und nicht aufschiebbar ist“, betont Nitz, „es wird niemand abgewiesen“, man habe einen Versorgungsauftrag für Notfälle im Dreiländereck. Dennoch würden bereits seit Wochen Eingriffe quer durch alle medizinischen Fachgebiete verschoben.

Jung-Stilling in Siegen: Alle Corona-Patienten auf Normalstation – bis auf 1 Ungeimpften

Stand Donnerstag werden im Klinikum Jung-Stilling 18 Covid-19-Patienten behandelt, alle im Alter zwischen 71 und 95 Jahren – alle geimpft, bis auf eine Person, alle auf Normalstation mit wenig oder gar keinen Symptomen – bis auf die ungeimpfte Person, die auf der Intensivstation liegt. In den vergangenen Tagen seien es auch mal zwei oder drei Corona-Patienten auf Intensivstation gewesen.

Im Kreisklinikum sind 13 von 20 Intensivbetten belegt, davon 7 mit Covid-19-Patienten, von denen 6 nicht geimpft sind. Im Schnitt sind sie in den 50ern und 60ern.

Im St.-Marien-Krankenhaus sind 15 Intensivbetten im Einsatz und „stark belegt“, wie Dr. Christian Stoffers, Pressesprecher der Mariengesellschaft mitteilt. Ein ungeimpfter Covid-19-Patient werde aktuell auf Intensivstation behandelt. Die Auslastung des Krankenhauses sei hoch, man habe das Operationsgeschehen angepasst, um Kapazitäten vorhalten zu können. Der Spielraum sei allerdings nicht sehr groß. Die Beschäftigten „laufen auf der Felge“, sagt Dr. Stoffers: „Die Leute sind in einer Dauerschleife gefangen, die permanente Belastung macht es sehr schwer.“ Denn hinzu kämen die aktuelle Grippezeit sowie krankheits- oder quarantänebedingte Ausfälle beim Personal.

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Die Celenus-Klinik Hilchenbach hat sich wieder bereiterklärt, Covid-19-Patienten aufzunehmen, die nicht mehr auf Intensivstation behandelt werden müssen, aber auch noch nicht nach Hause können. Das habe vergangenes Jahr gut funktioniert, so Dr. Grabe, er habe das Krankenhaus entsprechend wieder beim Land gemeldet; man warte nun auf die Bestätigung deren Status’ als Akutklinik.