Freudenberg. Vor dem tödlichen Messer-Angriff in Freudenberg soll der Angeklagte Passanten mit Buschmessern aufgelauert haben. Zeugin: „Ich hatte Todesangst.“

„Das hat geklickt und plötzlich waren da Macheten in deren Händen“, erzählt die Zeugin vor Gericht. Der 20-jährige Mann, der sich für die tödlichen Folgen einer Messerstecherei in Freudenberg im März diesen Jahres vor dem Landgericht Siegen verantworten muss (wir berichteten), soll in einen weiteren Vorfall in Freudenberg verwickelt gewesen sein.

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Dazu befragte die Vorsitzende Richterin Metz-Horst am vierten Verhandlungstag zwei Zeuginnen. Laut deren Aussage hat der Angeklagte am 30. Januar, zusammen mit zwei weiteren Männern, drei Passanten mit „Buschmessern“, die aussahen wie Macheten, auf dem Alten Marktplatz in Freudenberg bedroht.

Massive Drohung mitten in Freudenberg: „Ohne Pfefferspray nicht mehr aus dem Haus“

Die drei mutmaßlichen Täter seien sehr aggressiv auf die Frau und die zwei Männer zugekommen und hätten gefragt, ob diese ein Problem haben, ob sie Stress wollen, oder warum sie sonst so gucken würden. Die Bedrohten sollen sich zunächst nicht angesprochen gefühlt haben und hätten daher nicht auf die Drohungen reagiert. Als sie bemerkten, dass sie gemeint waren, hätten sie zuerst versucht, deeskalierend auf die drei Männer einzuwirken, mit den Worten: „Geht doch einfach weiter.“

Daraufhin sollen diese in einer bedrohlichen Tonlage erwidert haben: „Und was ist, wenn nicht?“ Im selben Moment hätten nach Aussagen der Zeugin zwei der Täter die Macheten mit einer Klingenlänge von 30 Zentimeter aus einem Holster gezogen. Diese hätten sie gezielt in einem Abstand von etwa einem Meter auf die drei Freunde gerichtet. „Sie drohten uns: Wir schlachten euch und euren Hund ab“, erinnert sich die Zeugin, noch sichtlich fassungslos über die Geschehnisse. „Ich hatte Todesangst.“ Der Schock der Zeugin sitzt tief: „Ohne Pfefferspray geh ich nicht mehr aus dem Haus.“

Zeugin: Angeklagter hat es nicht geschafft, seine Waffe aus dem Holster zu holen

Eine weitere Zeugin, die zum Tatzeitpunkt vom Kurpark herunterkam und das Geschehen beobachte, sagt: „Das war eine total surreale Situation und kam mir vor wie ein Schauspiel.“ Aus dem Nichts hätte die Männer-Gruppe angefangen, die Freunde massiv zu bedrohen.

Der in dem Totschlags-Verfahren angeklagte 20-Jährige soll es nicht geschafft haben, seine Waffe aus dem Holster zu lösen. Als die Zeugin damit drohte, die Polizei zu rufen, seien die Täter mit den Worten „dann mach doch“ in Richtung Kurpark geflogen, die Waffen noch in den Händen. Die Mittäter konnten noch nicht identifiziert werden. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand. Aber für die Zeugin sei es eine sehr brenzlige Situation gewesen: „Das war wirklich bedrohlich. Die drei haben einfach nur jemanden gesucht, dem sie wehtun können.“

Bruder des Angeklagten online bedroht: „Sprich deine letzten Gebete“

Darüber hinaus wurde während der Verhandlung ein Polizeibeamter der Siegener Dienststelle als Zeuge vernommen, zu den Bedrohungen gegen den Bruder des Angeklagten. Diese seien eine Folge der Taten des Beschuldigten. So habe jemand im sozialen Netzwerk Snapchat dem Bruder geschrieben: „Sprich deine letzten Gebete. Das, was ihr uns angetan habt, werden wir auch euch antun.“

Auch die Bewährungshelferin des Beschuldigten wurde zum psychischen Zustand des Angeklagten angehört. Demnach wurde er vergangenes Jahr bereits für zwei Tage stationär ins Kreisklinikum Weidenau eingewiesen, musste das Krankenhaus aber wegen seines aggressiven Verhaltens und Verstößen gegen die Corona-Maßnahmen wieder verlassen.

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Er habe sich außerdem im „Ambulanten Zentrum Albertus-Magnus“ vorgestellt und wurde dort medikamentös eingestellt. Die verschiedenen Therapeuten des Angeklagten sollen als Zeugen befragt werden.