Siegen. Die freie Szene in Siegen sucht ein eigenes Haus – sie möchte die Stadtkultur weiterentwickeln. Der Ringlokschuppen ist eine der Wunschadressen.

Die freie Kunst- und Kulturszene möchte ein gemeinsames und festes Domizil in Siegen haben. Ein Initiativkreis, der ein Handlungskonzept für das Projekt erarbeitet hat, nennt als Wunsch-Adressen den Ringlokschuppen hinter dem Bahnhof oder den Emmy-Noether-Campus am Fischbacherberg. Die Verwaltung empfiehlt der Politik in einer Vorlage, den Zusammenschluss aus verschiedenen Gruppen und Einrichtungen „aktiv bei der Suche nach geeigneten Standorten für ein ,Haus der Stadtkultur’ zu unterstützen und das Vorhaben in Förderszenarien aufzunehmen“. Als erstes Gremium wird sich damit am 16. August der Kulturausschuss befassen.

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Das Vorhaben ist der Nachfolger des Projekts „Kulturelle Markthalle im Krönchen-Center“. Der Rat hatte im November vergangenen Jahres die Verwaltung beauftragt, für die Erdgeschossfläche des ehemaligen Kaufhofs ein Nutzungskonzept „im Sinne eines kulturellen Begegnungsortes“ aufzustellen. Kurz darauf ließen die Eigentümer allerdings wissen, dass sie eine solche Nutzung nicht wünschten. Inzwischen, so die Verwaltung, seien die Flächen außerdem für einen gewerblichen Zweck vermietet worden.

Der Initiativkreis „Kultur Quartier Siegen“ bringt auch den Emmy-Noether-Campus als Standort für das Haus der Stadtkultur ins Gespräch.
Der Initiativkreis „Kultur Quartier Siegen“ bringt auch den Emmy-Noether-Campus als Standort für das Haus der Stadtkultur ins Gespräch. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Siegen: „Haus der Stadtkultur“ als Beitrag zur Stadtentwicklung

Die am Initiativkreis Beteiligten, unter anderem das Bruchwerktheater, der Kunstverein und die Fritz-Busch-Musikschule (siehe Infobox) blieben allerdings in Abstimmung mit der Verwaltung auch nach dieser Wendung am Thema dran, „da die Notwendigkeit zur Schaffung eines ,Dritten Ortes‘ (...) sich in der geführten Diskussion erwiesen und konkretisiert habe“, wie der Vorlage zu entnehmen ist. Aus Sicht der Kulturverwaltung habe „die Entwicklung der Freien Szene und ihre Verortung in einem ,Haus der Stadtkultur’ nicht nur eine kultur-, sondern auch eine stadtentwicklungspolitische Komponente“.

Die Beteiligten

Der Initiativkreis erarbeitete das Konzept in mehreren Sitzungen. Teilgenommen haben Vertreterinnen und Vertreter des Bruckwerktheaters, des Jungen Theaters Siegen, der Waldritter, der Gruppe 3/55, des Kunstvereins Siegen, der Jugendkunstschule Siegen-Wittgenstein, der Fritz-Busch-Musikschule, der Stadtbibliothek, des Stadtarchivs, der VHS sowie zeitweise der Stadtmarketing Siegen GmbH und des Vereins Spielkultur Siegen.

Siegens freie Szene ist vielfältig, groß und rührig. Doch „die Kulturlandschaft ist zerklüftet, was langfristig inhaltlicher Strahlkraft und einer kulturellen Anbindung an die Stadtgesellschaft entgegensteht“, wie es im Handlungskonzept des Initiativkreises formuliert ist. Anders ausgedrückt: Wären die verschiedenen Akteurinnen und Akteure unter einem Dach vereint, würde das vielversprechende Möglichkeiten von Zusammenarbeit eröffnen, die Sichtbarkeit erhöhen und viel mehr Publikum erreichen.

Siegen: „Kultur Quartier“ mit Aufenthaltsqualität – chillen, essen, Leute kennenlernen

In dem Papier, das den Arbeitstitel „Kultur Quartier Siegen“ für das angestrebte Haus verwendet, ist deshalb auch explizit von „Synergien“ die Rede. „Interaktive und interdisziplinäre Projekte wie z.B. Aufführungen, Ausstellungen, Spiele etc.“ sollen aber nicht nur im Miteinander der Szene-Angehörigen entstehen, sondern auch in Austausch und Kooperation mit Gästen und überhaupt allen Interessierten. „Das Haus soll einladende Räume für Kommunikation und Begegnung bieten“, schildert der Initiativkreis seine Vorstellungen. „Es soll ein Treffpunkt mit Aufenthaltsqualität werden, der sowohl zum ,Chillen’, Zeitung lesen oder zu einem Imbiss mit Getränken einlädt.“ Kommen kann, wer möchte: „Hier findet man Anschluss, hier entstehen Projekte, Beziehungen und Netzwerke.“

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Damit das Konzept funktioniert, benötige es „einen zentral gelegenen, öffentlichen Ort in direkter Innenstadtnähe, gut erreichbar für ,Laufkundschaft’“ mit „stadtgeschichtlicher Atmosphäre“. Es soll „eine technisch voll ausgestattete Bühne mit 100 bis 200 Plätzen für Schauspiel, Musik und Events, mindestens zwei Proben- und Produktionsräume, kleinere Ateliers, Büros für Verwaltung und Administration, eine Werkstatt sowie einen durchgängig besetzten Gastro-Bereich“ geben. Dafür sei „eine stadtbildprägende, Identifikation fördernde Immobilie ideal“, betont das Konzept; Ausgangspunkt waren schließlich Überlegungen für das Krönchen-Center. „Gespräche in Richtung Ringlokschuppen oder Emmy-Noether-Campus sollen so schnell wie möglich aufgenommen werden“, wünscht sich der Initiativkreis und unterstreicht, dass ein „Aushängeschild einer vielseitigen Stadtkultur und Anlaufstelle für Touristen“ entstehen könne.

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