Siegen. Aus angedachter Kultureller Markthalle mit Ständen und Gastronomie wird nichts. Leerstand in zentraler Siegener Oberstadt-Lage ist keine Option.

Das Erdgeschoss des Krönchen-Centers wird in absehbarer Zeit leerstehen; perspektivisch verfügbar sind dann 2000 Quadratmeter Fläche in zentraler Oberstadt-Lage. Aus der Idee einer „Kulturellen Markthalle“, die die CDU-SPD-Ratmehrheit vorgeschlagen hatte (wir berichteten), wird allerdings wohl nichts; gleichwohl will man die grundsätzliche Stoßrichtung nicht aufgeben und die bestehende Nähe zu Stadtbibliothek, Volkshochschule und Archiv nutzen.

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Oberstes Ziel der Stadt ist es, dass das Erdgeschoss hochwertig gewerblich genutzt wird – würde aber, wenn daraus nichts wird, selbst in die Bresche springen und einen sogenannten „dritten Ort“ einrichten.

Kulturelle Markthalle im Krönchen-Center Siegen: Für Eigentümer nicht lohnend

Eine Kulturelle Markthalle in der vorgeschlagenen Form lehnen die Eigentümer der Fläche im Krönchen-Center ab. CDU und SPD hatten sich auf Vorbilder aus anderen Städten bezogen, wo eine Mischung aus Frischemarkt und Gastronomie privat in städtischen Gebäuden betrieben werden. Dafür müsste, so die Erwartung der Eigentümergesellschaft, so viel in die Gebäudeinfrastruktur, in Personal und Verwaltung investiert werden, dass die Mietkosten die übliche Marktstandgebühr – die Zielgruppe der Händlerschaft ist die selbe oder zumindest eine ähnliche – um ein Vielfaches übersteigen würde. Zudem fehle bislang das Interesse aus der Privatwirtschaft.

„Wir bedauern es sehr, dass es nicht dazu kommt“, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Frank Weber für die antragstellenden Fraktionen. Die Ratsmehrheit begrüße aber das alternative Konzept und bitte darum zu prüfen, ob eine Kulturelle Markthalle vorgeschlagenen Zuschnitts an einem anderen Standort umgesetzt werden könnte. Er sehe indes die Vorteile einer hochwertigen gewerblichen Nutzung des Erdgeschosses.

Im Krönchen-Center-Erdgeschoss tun sich Siegener Institutionen zusammen

Da die Stadt, wollte sie eine solche Markthalle selbst betreiben, vor der gleichen Herausforderung stünde, legt sie ein alternatives Nutzungskonzept vor – das Krönchen-Center als dritten Ort (siehe Infobox). Das ist es bislang nicht, auch wenn sich die Stadtbibliothek verschiedentlich versucht, sich in eine solche Richtung zu entwickeln.

Was ist ein dritter Ort?

Das Krönchen-Center ist bereits seit 2007 ein Kultur- und Bildungszentrum ähnlichen Zuschnitts, für das sich inzwischen der Begriff „dritter Ort“ etabliert hat.

Dabei handelt es sich laut NRW-Kulturministerium um im Kern kulturell geprägte Einrichtungen, die um weitere Angebote – Aufenthaltsbereiche, Gastronomie, Begegnung – ergänzt wird. Dabei geht es um eine Abkehr von „Kultur in Schubladen“, etwa nach Interessensgebieten oder Altersschichten; „Wohnzimmer“ wird dabei häufig als Metapher genannt.

Dort können sich unterschiedliche Generationen und soziale Gruppen aufhalten, ihren Interessen nachgehen, dabei aber auch Menschen begegnen, mit denen sie sich ohne diesen Ort nicht austauschen würden. Es gibt weder die Maßgabe, zu konsumieren oder sich kulturell zu betätigen, gleichwohl macht Kultur in diesem Kontext auf sich aufmerksam.

Mit dem Erdgeschoss des Krönchen-Centers könnte die benötigte Fläche zur Verfügung stehen – für die Stadtbibliothek (417 m) und auch für die Touristeninformation des Stadtmarketings (etwa 100 m), die Jugendkunstschule (80 bis 90 m) und das Bruchwerk-Theater (668 m), das perspektivisch das Hettlage-Gebäude verlassen muss, weil die Uni einzieht. Macht in Summe 1265 m, weitere Nutzungen sind möglich und gewünscht, alle Beteiligten und die Politik begrüßen das Konzept, das gewissermaßen als „Notnagel“ weiterverfolgt wird.

Siegen zöge hochwertige gewerbliche Nutzung des Krönchen-Centers vor

Das nun vorliegende Alternativkonzept soll dann greifen, wenn sich kein Interessent findet, der die Fläche wie derzeit vollständig in Eigenregie gestaltet und betreibt. Man stehe in Konkurrenz zu einer möglichen rein gewerblichen Nutzung, sagte Stadtrat Arne Fries im Rat. Wenn sich eine vernünftige, nachhaltige, belebende Nutzung der Fläche abzeichne, „dann wären wir die letzten, die dem im Wege stehen würden“, betonte Bürgermeister Steffen Mues. „Wir wären ja wahnsinnig.“ Aber sollte sich eben keine Nachnutzung ergeben, sei eine vernünftige kulturelle Nutzung besser als ein kompletter Leerstand dieses riesigen Bereichs.

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Grünen-Fraktionsvorsitzender Michael Groß hingegen erachtet dies als nicht gleichwertig: Der Standort im Krönchen-Center sei „herausragend gut“ für einen kulturellen Mittelpunkt in der Stadt, „das müsste schon ein Premium-Kandidat sein“, der in dieser Preisklasse bislang eher nicht in Sicht sei. Lena Schmidt (Grüne) regte an, Senioren-, Ausländer- und Integrationsbeirat sowie Jugendparlament hinsichtlich eines dritten Ortes einzubinden. Auch eine Bürgerbeteiligung sei möglich.