Siegen. In der Barbershop-Musik haben es die „Ringmasters“ zu Weltmeister-Status gebracht. Im Schlosshof Siegen wird klar, wie sie das geschafft haben.
Wer als europäisches Ensemble in den USA die Weltmeisterschaft der Barbershop-Chöre gewinnt und das als erstes nicht amerikanisches Ensemble, muss richtig gut sein. Denn Amerika ist das Stammland dieser speziellen Form der A-cappella-Kunst, die ohne technischen Schnick-Schnack wie dem modischen Loopen (eine Stimme wird aufgenommen und durch mehrmaliges Darübersingen erweitert) auskommt und auch nicht mit übertriebener Mouth-Percussion-Show beeindrucken will. Zwei Richtmikrofone in der Mitte der Bühne genügen, um dem Publikum beim Konzert der „Ringmasters“ im Schlosshof einen berauschenden Hörgenuss zu bieten und sich auf das Wichtigste an diesem Abend konzentrieren zu können: Vier Männerstimmen, die am besten klingen, wenn sie gemeinsam ertönen. Wobei im Laufe des Programms jeder Sänger des Quartetts reichlich Gelegenheit hat, auch solistisch zu glänzen – und diese auch beeindruckend nutzt.
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Die Ringmasters sind zwei Tenöre, von denen der eine gleichzeitig auch der Arrangeur vieler Titel ist, ein Bariton und der Bass, der nicht nur wegen seiner Körpergröße von zwei Metern herausragend ist. Die Melodiestimme eines Barbershop-Liedes ist dabei immer die zweite Stimme von oben, wie sie durch ein Hörbeispiel anschaulich erklären.
Sommerfestival Siegen: Ringmasters spannen Bogen von Beach Boys zu Michael Bublé
Barbershop-Songs haben eine lange Tradition und sich in Friseur-Läden entwickelt, als sich wartende Kunden durch Gesang die Zeit vertrieben. Dass daraus eine vokale, konzerttaugliche Kunstform werden sollte, gehört zu den Glücksfällen der Musik.
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Die Ringmasters legen sich musikalisch nicht fest. Da wechselt sich ein Gute-Laune-Sommerlied der Beach Boys ab mit dem fast andächtig gesungenen „Sverige“, einer Hymne auf ihre Heimat, „Feeling groovy“ von Simon & Garfunkel mit einem Hit von Michael Bublé oder Elvis Presleys „Teddybear“ mit einem schwedischen Trinklied. Natürlich mit ironisch-lässigem Augenzwinkern auf eine heimische Leidenschaft nicht nur zur langen Winterzeit angekündigt.
Siegen: Ringmasters punkten nicht nur als Sänger, sondern auch als Moderatoren
Das ist das Schöne: Jeder im Quartett ist auch als Moderator an Bord und jeder macht dies auf seine Art. Einmal müssen die Ringmasters besonders aufpassen: Beim „Dimdidibammdidibimmdammdamm“, einem Zungenbrecher aus Georgia, bei einer ihrer vielen Reisen in die USA entdeckt, den sie mit atemloser Geschwindigkeit, unfassbarer Synchronität und dennoch so lässig ins Mikrofon zaubern, als hätten sie nie etwas Anderes gesungen. Um dann beim nächsten Lied wieder zum federleichten Swing zurückzukehren.
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Vielleicht die schönsten Momente des Abends: „Dream River“, mit einem hauchzarten Tenor-Solo, wobei die Musiker einen flauschigen, mehrstimmigen Klangteppich legen und dabei die typischen gezogenen Töne des amerikanischen Folks zelebrieren.
Sommerfestival Siegen: Bei „All you need is love“ singt das Publikum im Schlosshof mit
Und schön auch ihre stetige Nähe zum Publikum, die sie genussvoll ausleben. Vor allem, als sie bei ihrer Zugabe „All you need is love“ von den Beatles die Menschen im Schlosshof zum Mitsingen einladen. Die lassen sich nicht lange bitten, und so wird aus dem Abend mit einem Spitzenquartett in den letzten fünf Minuten ein musikalischer Schlusspunkt mit mehr als 100 Stimmen.
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