Geisweid. Auf 27 Quadratmetern hat Harold Krämer in seiner Wohnung in Geisweid das kleinste Beatles-Museum der Welt. Am 9. August wird es 20 Jahre alt.

Fan wurde er früh. Mit „Please please me“ von 1963 ging es für Harold Krämer los. „Die Beatles brachten für mich – für die Welt! – etwas Neues: Die Viererbesetzung, der mehrstimmige Gesang, dieser Rhythmus, dieser Beat!“ Sammler von wirklich allem, was mit der Band aus Liverpool zu tun hat, wurde er aber erst Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre. Und das so umfang- und erfolgreich, dass das mit 27 Quadratmetern kleinste öffentliche Beatles-Museum der Welt in seinem ehemaligen Esszimmer jetzt 20-jähriges Bestehen feiert: Am 9. August 1999 kam die Urkunde von den Machern des Guinness-Buchs der Rekorde, die den Superlativ offiziell anerkennt.

B wie „Besucher“

Rund 2000 Exponate auf 27 Quadratmetern: Da ist optimale Raumausnutzung gefragt.
Rund 2000 Exponate auf 27 Quadratmetern: Da ist optimale Raumausnutzung gefragt. © Florian Adam

Mehr als 2000 Gäste hat Harold Krämer in den vergangenen 20 Jahren durch die Ausstellung geführt – aus ganz Deutschland, aber auch aus Großbritannien, den USA, China, Brasilien, der Mongolei, eigentlich von überall her. „99 Prozent waren unheimlich sympathisch und nett“, sagt der 72-Jährige. Es ist eine sehr besondere Situation, denn die Krämers lassen wildfremde Leute in ihre Wohnung, öffnen ihnen ihre Privatsphäre. Er kenne viele Sammler, „die schließen drei bis vier Mal die Haustür ab, wenn sie rausgehen“, sagt der Beatles-Experte. Sein Ding wäre das nicht, „von meiner Sammlung kann man ruhig wissen“. Und seine Frau Ilona zieht mit: „Ohne sie wäre das nicht möglich gewesen.“

E wie „Exponate“

Es gibt wirklich nichts, auf dem das Bild der Fab Four nicht gut aussähe. Hier ist es ein Brot. Und ja: Man könnte es essen.
Es gibt wirklich nichts, auf dem das Bild der Fab Four nicht gut aussähe. Hier ist es ein Brot. Und ja: Man könnte es essen. © Florian Adam | Florian Adam

Rund 2000 Stücke hat Harold Krämer in seiner Sammlung, „und ich kann dir zu jedem einzelnen Teil etwas erzählen“. Die etwa 2000 Beatles-Schallplatten sind dabei noch nicht einmal mitgerechnet, die zählen zur Sammlung der circa 19.000 Schallplatten. Harold Krämer ist Beatles-Fan, aber kein fanatischer: „Die gesamte Musik der 60er war toll und hat mich inspiriert.“ Als der Umfang der Plattensammlung allerdings aus dem Ruder lief, „sagte meine Frau: überall Schallplatten, das geht nicht so weiter. Sie wusste ja nicht, was daraus wird …“ Er selbst aber auch nicht, räumt er ein: „Als Jäger und Sammler konnte ich nicht einfach so von heute auf morgen aufhören.“ Er konzentrierte sich also auf seine Lieblingsband. Und inzwischen hat er wirklich alles, was es mit dem Konterfei der Fab Four nur geben könnte: Plakate, Zeitschriftencover, Starschnitte, Unmengen von Puppen und Figuren, Kartenspiele, Hampelmänner, Autogramme, Klamotten, Zigarren-Banderolen. Und sogar ein Brot. Kein Witz!

Mit Hingabe dabei

Über den finanziellen Wert seiner Sammlung sagt Harold Krämer nichts. „Was ich bezahlt habe, weiß keiner. Außer meiner Frau.“

Um materielle Werte geht es ihm aber auch gar nicht: „Das kleinste Teil ist für mich genauso wichtig wie die großen Teile.“

Harold Krämer ist unter Sammlern bekannt, geht auf Sammlerbörsen. „Aber ich bin kein großer Ebayer.“

Live gesehen hat er die Beatles übrigens nie – aber dafür Paul McCartney und Ringo Starr auf Solo-Tourneen.

Sein Lieblings-Beatle: Paul.

Kontakt: harold.kraemer@cityweb.de und www.the-beatles.de

A wie „Atmosphäre“

„Das ist hier ,Sie’-freie Zone“, empfängt der Museums-Chef die Gäste schon an der Tür. Harold und Ilona Krämer – auch wenn diese sich eher im Hintergrund hält – schaffen völlig authentisch eine Ebene, dass man sich selbst dann nicht wie bei Fremden fühlt, wenn man sie zum ersten Mal trifft. Es ist wie ein Besuch bei Freunden, die man seit Jahrzehnten kennt. Das gibt der doch recht ungewöhnlichen Situation in den Privaträumen eine absolut unverkrampfte Natürlichkeit.

T wie „total schräg“

Ringo macht auch als Marionette eine gute Figur. Sogar an die Ludwig-Drums ist gedacht!
Ringo macht auch als Marionette eine gute Figur. Sogar an die Ludwig-Drums ist gedacht! © Florian Adam

In 20 Jahren ist einiges passiert. Aber an eine Begebenheit erinnert sich Harold Krämer besonders. An einem 9. Oktober klingelt es abends überraschend an der Tür. Museumsgäste kündigen sich eigentlich vorher an. „Doch da stand plötzlich jemand in einem kompletten Sergeant-Pepper-Kostüm mit bayrischem Filzhut vor der Tür.“ Es sei doch Johns Geburtstag, erklärte der Herr aus Hamm. Eigentlich habe er deshalb nach Liverpool fliegen wollen, aber kein Ticket gekriegt. Da sei ihm eingefallen, dass es doch in Siegen das Beatles-Museum gibt. „Der ist dann mal nach Siegen gefahren und hat rumgefragt, bis er hier ankam“, berichtet Harold Krämer. „,Na gut’, sagte ich, ,wo Du nun schon mal hier bist ...’“

L wie „Lieblingslieder“

Im zweiten Raum (die 27 Quadratmeter sind auf zwei miteinander verbundene Räume verteilt) steht eine stilechte Jukebox mit Vinyl-Singles, so dass Gäste und Gastgeber den passenden Beatles-Soundtrack für jeden Besuch abspielen können. Harold Krämer wählt – na klar: „Please please me“.

E wie „Eintritt“

Der ist frei. Nur eine vorherige Terminabsprache ist erforderlich. Seit der Hausherr – früher Marketing-Mann bei einem Siegerländer Unternehmen – im Ruhestand ist, ist er da flexibler. Aber da sein muss er natürlich schon.

S wie „super“

Kann ein Beatles-Museum auf so wenig Fläche in einer Privatwohnung etwas taugen? Aber sowas von! Wer es sich nicht vorstellen kann: Harold Krämer wird selbst die ärgsten Zweifler binnen Sekunden überzeugen. All you need is love!

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