Burbach. Inflation, Energiekrise, Konflikte: Die Folgen des Ukrainekriegs könnten noch schlimmer werden, fürchtet Siegen-Wittgensteins MdB Volkmar Klein.

Am Slogan, mit dem er bei der Bundestagswahl 2021 antrat, hält Volkmar Klein fest. „Weiterhin prägt genau das meine Arbeit“, sagt der CDU-Politiker über den Dreiklang „Verwurzelt in der Heimat. Zuhause in Deutschland. Vernetzt in der Welt“. Er sei „von der Vernetzung dieser drei Ebenen begeistert“, sagt der Träger des Direktmandats für Siegen-Wittgenstein. Die Begeisterung, das wird beim „Sommergespräch im Garten“ schnell klar, bezieht sich auf die Art, wie diese Ebenen in seinem beruflichen Alltag ineinandergreifen. Die derzeitigen Probleme hingegen geben dem Abgeordneten keinen Grund zur Euphorie – obwohl auch da deutlich wird, dass alles mit allem zusammenhängt.

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Innerhalb weniger Tage habe er Termine im Hauberg in Fellinghausen und beim Spatenstich für den Glasfaserausbau in Bad Laasphe gehabt, habe sich in Berlin mit Ukrainekrieg, Rezession und Inflationsangst befasst und am Forum der Internationalen Demokratischen Union (IDU) teilgenommen, wo es ebenfalls primär um den russischen Krieg gegen die Ukraine ging. Dessen Folgen sind wirtschaftlich auch in Deutschland unmittelbar zu spüren. „Eine Inflationsrate von 8 Prozent muss uns schon große Sorgen machen“, sagt Volkmar Klein.

Siegen: Volkmar Klein (MdB) warnt vor langfristig möglichen Folgen des Ukrainekriegs

Vor allem stehen die Energiekosten im Fokus. „Es muss sehr engagiert etwas gegen die Inflation getan werden.“ Es gehe auch ganz wesentlich um die Frage nach Energiesicherheit. „Da muss man selbstkritisch sagen: Man hätte die Risiken anders einschätzen müssen“, räumt der Christdemokrat bezüglich des Bezugs von russischem Gas ein – die CDU war bis Ende 2021 immerhin 16 Jahre lang in der Regierungsverantwortung. Das treffe nicht nur auf Deutschland zu. „Das Risiko, von Russland abhängig zu sein, hat man in Europa lange mit Null bewertet.“

Ungewohnte Rolle

„In der Regierungsfraktion zu sein ist schöner“, sagt Volkmar Klein über seine neue Rolle in der Opposition. Er habe sich aber schnell arrangiert.

„Das Gefühl von Verantwortung für die Region bleibt ja unverändert“, betont der direkt gewählte Abgeordnete, der Siegen-Wittgenstein weiterhin im Bundestag vertritt. „Man man kann auch in der Opposition gute Beiträge leisten.“

Es sei aber nicht nur das, was zur gegenwärtigen Krisensituation beigetragen habe. „Wir haben Anlass zur Eskalation gegeben, weil wir zu wenig getan haben“, fährt Volkmar Klein mit Verweis auf die russische Annexion der Krim fort. „Wir sind 2014 zu schnell zur Tagesordnung übergegangen“. Wladimir Putin habe offensichtlich „daraus den Schluss gezogen: ,Es geht ja’“. Ein Ergebnis sei der Überfall auf die Ukraine, und „wenn Putin damit durchkommt, wird kaum noch jemand glauben, dass das das Ende der Fahnenstange ist. Da muss man sich Sorgen um die baltischen Staaten machen.“ Und auch da sieht der Abgeordnete noch nicht das Ende der damit in Verbindung stehenden Gefahren erreicht. Es sei auch zu bedenken, „welche Lehren andere daraus ziehen“. Wenn China daraus beispielsweise ableite, „sich Taiwan einverleiben zu können: Dann war die Ukraine nur ein Vorgeplänkel“. Volkmar Klein sagt das nicht in despektierlichem Ton – sondern mit klar herauszuhörender Sorge vor dem, was potenziell noch kommen könnte.

Siegen-Wittgenstein: Hohe Exportquote macht Region derzeit wirtschaftlich anfälliger

Siegen-Wittgenstein sei wegen seiner stark exportorientierten Wirtschaft „viel abhängiger von funktionierenden internationalen Handelsbeziehungen als andere Regionen“. Dieses Beziehungsgeflecht wiederum könnte darunter leiden, dass der Ukrainekrieg „die Aufmerksamkeit von anderen Konfliktherden abzieht“, in denen sich die Lage genau deshalb verschlimmert, weil die Staatengemeinschaft ihre Konzentration momentan Richtung Osten lenkt. Die Konsequenzen würden sich mitunter vielleicht erst in Jahren bemerkbar machen.

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In Deutschland sei es dringend an der Zeit, „alle Energiequellen zu nutzen“, um zumindest der Inflation größtmöglichst Einhalt zu gebieten. Volkmar Klein plädiert neben Wind- vor allem für die Nutzung von Wasserkraft. Auch Flüssiggas, etwa aus Australien, sei vielversprechend. Dafür bräuchte es aber Terminals, die in der Vergangenheit nicht gebaut wurden, weil diese Lösung teurer gewesen wäre als russisches Gas. Zumindest gingen Teile der Politik bis vor relativ kurzer Zeit davon aus – was zu den falsch eingeschätzten Risiken zurückführt.

Erneuerbare Energien: Siegen-Wittgensteins MdB Volkmar Klein will schnellere Abläufe

Dem Ausbau der erneuerbaren Energien stehen in Deutschland bisher oft die höchst zeitaufwendigen und teuren Verfahren entgegen, die vor der Errichtung etwa von Windkraft- oder Photovoltaikflächenanlagen zu durchlaufen sind. Im Laufe der Jahre seien immer mehr Auflagen und Klagegründe hinzugenommen worden, die die Prozesse verlangsamen oder sogar verhindern. Die Aufstellung von Vorgaben „ist ja auch nicht falsch“, betont Volkmar Klein, schließlich seien Natur- und Umweltschutz sehr wichtig. Problematisch werde es, „wenn es dazu führt, dass gar nichts mehr passiert“. Die Frage, ob sich diese Entwicklung zurückdrehen lässt, „erfüllt mich leider ein bisschen mit Pessimismus“. Dort, wo es absurde Blüten trägt, brauche es aber Lösungen: „So etwas können wir uns einfach nicht erlauben.“

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