Kreuztal/Büschergrund. Das Kreiszeltlager der Jugendfeuerwehren aus Siegen-Wittgenstein stößt auf riesige Resonanz – und macht vor, wie Inklusion bestens funktioniert.

Für Adelisa Fazlic gibt es in diesen Tagen nur wenige äußerliche Barrieren, obwohl sie zum ersten Mal so lang von zu Hause weg ist. Die 13-jährige Jugendfeuerwehrfrau aus Fellinghausen weiß, dass sie sich auf „ihre“ Mannschaft verlassen kann – „ganz ohne die Befürchtung, nicht akzeptiert oder stehen gelassen zu werden“, erklärt sie strahlend. Die Jugendliche ist die erste Teilnehmerin eines Kreiszeltlagers der Jugendfeuerwehren aus Siegen-Wittgenstein, „die auf den Rollstuhl angewiesen ist und trotzdem bestens klarkommt“, wie es in einer Mitteilung der Kreuztaler Feuerwehr heißt.

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Generell ist bei allen Beteiligten die Begeisterung über das Kreiszeltlager in Büschergrund groß, gerade auch bei der Kreuztaler Jugendfeuerwehr. 460 Feuerwehrbegeisterte campten diese Woche auf der geräumigen Wiese an der Hermann-Vomhof-Straße in ein paar dutzend Zelten, darunter 130 Betreuer.

Die Kreuztaler Feuerwehrjugend nimmt beim Kreiszeltlager der Jugendfeuerwehren aus Siegen-Wittgenstein an den „Spielen ohne Grenzen“ teil.
Die Kreuztaler Feuerwehrjugend nimmt beim Kreiszeltlager der Jugendfeuerwehren aus Siegen-Wittgenstein an den „Spielen ohne Grenzen“ teil. © Feuerwehr Kreuztal | Björn Hadem

Siegen-Wittgenstein: Beim Kreiszeltlager der Jugendfeuerwehren

„Ich finde es total schön, dass die hier meinen Rollstuhl einfach ignorieren“, sagt Adelisa Fazlic. Überhaupt: Jugendfeuerwehr ist für sie „die einzige Freizeitbeschäftigung, die barrierefrei ist.“ Für Kreisjugendfeuerwehrwart Marco Wirtz war es eine Selbstverständlichkeit, bei der Vorbereitung des Camps rund um das Büschergrunder Schulzentrum eine sanitäre Anlage extra für Adelisa zu besorgen. Und als sie beim ersten Anlauf noch Mühe hatte, ruckelfrei auf die Zeltwiese zu gelangen, „dauerte es nur zehn Minuten und dann lagen da Teppiche“, erklärt ihre Zeltmitbewohnerin Lara Pfannkuche und ergänzt: „Die im Rollstuhl sitzen, haben meinen großen Respekt.“

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Die zweite „Premiere“ des Zeltlagers, das coronabedingt nun erst im dritten Anlauf Wirklichkeit geworden ist, genießen die Mädchen und Jungen der Netphener Kinderfeuerwehr, die zum ersten Mal im Camp der Jugendfeuerwehr ebenfalls willkommen sind. „Die haben geratzt, ohne einen Mucks zu machen“, verrät Christine Domnick, Kinderfeuerwehrwartin für das Dreisbachtal, über die nächtliche Todesstille im Schlafzelt „ihrer“ Kinderfeuerwehr nach der Nachtwanderung durch Büschergrunder Gemarkung. Und auch am Morgen danach seien alle noch „knitterschlagkaputt“, weiß der achtjährige Maximilian Larisch. Die sechsjährige Serafina Boakye ist ein bisschen stolz auf sich selbst – das anfängliche Heimweh hat sie tapfer verwunden: „Ich war ja noch nie zelten.“

Auch für gutes Essen ist beim Kreiszeltlager der Jugendfeuerwehren aus Siegen-Wittgenstein gesorgt. Bei 460 Teilnehmenden sind die Pfannen natürlich etwas größer.
Auch für gutes Essen ist beim Kreiszeltlager der Jugendfeuerwehren aus Siegen-Wittgenstein gesorgt. Bei 460 Teilnehmenden sind die Pfannen natürlich etwas größer. © Feuerwehr Kreuztal | Björn Hadem

Großer Andrang

„Wir haben mehr Teilnehmer als vor Corona“, freut sich Kreisjugendfeuerwehrwart Marco Wirtz. „Die Infrastruktur ist super und die Freudenberger sind toporganisiert.“ Gut 50 Freudenberger Wehrleute hatten Stadtjugendfeuerwehrwart André Hess und seinen Stellvertreter Peter Badziong bei der Organisation unterstützt; auch das Miteinander mit der Stadtverwaltung klappte reibungslos. Dass der neue Gerätewagen Logistik für die Stadtfeuerwehr in der Woche des Aufbaus als Transporthilfe eintraf, passte obendrein perfekt.

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Stadtrallye, kostenloser Freibadbesuch, Kletterwald-Spektakel, „Spiel ohne Grenzen“ und viel Zeit zum Herumtollen auf dem Lagerplatz – all das ist die eine Seite der abenteuerlichen Tage in der Zeltstadt. Doch Zeltlager ist auch ein Trainingscamp für Pflichtaufgaben: Wer Spüldienst hat, kann sich nicht drücken. Bad Laasphes Stadtjugendfeuerwehrwartin bringt es auf den Punkt: „Hier ist alles kein all inclusive.“

Die Kreuztalerinnen und Kreuztaler besuchen auch das Technikmuseum in Freudenberg. 
Die Kreuztalerinnen und Kreuztaler besuchen auch das Technikmuseum in Freudenberg.  © Feuerwehr Kreuztal | Ann-Christin Meier

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Glücklich, aber erschöpft, sind die Mädchen und Jungen der Kreuztaler Jugendfeuerwehr mittlerweile von ihrem Kreiszeltlager in Büschergrund zurückgekommen. Das Camp wurde mit einem Konzert der Gruppe „Unart“ sowie einem kleinen Feuerwerk beendet. Dann erfolgten nur noch Abbau und Abreise.

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