Siegen. Steht ein Windrad in Flammen, weiß die Feuerwehr Siegen genau, was zu tun ist. Löschen gehört aber nicht dazu – aus ganz speziellen Gründen.

Die Siegener Feuerwehr ist auf brennende Windräder eingestellt: sie würde die Anlagen kontrolliert abbrennen lassen. Wieso ein solches Vorgehen das Mittel der Wahl ist, legte Feuerwehrchef Matthias Ebertz nun im Ausschuss für Feuerschutz, Sicherheit und Ordnung da: „Man kann Windräder nicht löschen.“

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Generell gerieten Windräder nur sehr selten in Brand, sagte der Experte. In Siegen gibt es zudem derzeit lediglich zwei Stück, nämlich jeweils eins in Breitenbach und in Meiswinkel. Das Thema Windkraft werde aber in Zukunft verstärkt in den Blickpunkt rücken, wie Ausschussvorsitzender Frank Weber (CDU) zur Einleitung des Tagesordnungspunkts hervorhob. Angesichts der Abhängigkeit Deutschlands und Europas von russischem Gas nimmt die Diskussion um alternative Energien schließlich derzeit neuen und drängenden Schwung auf.

Siegen: Bisher erst zwei Windräder im Stadtgebiet – aber weitere werden kommen

Aufgehängt war der mündliche Bericht im Ausschuss am Beispiel Kreuzeiche. Das Gebiet nahe der südöstlichen Stadtgrenze zu Mudersbach und Brachbach ist einer der wenigen Siegener Bereiche, die als „geeignete Vorschlagsflächen“ für die Errichtung von Windkraftanlagen eingestuft sind. Die Abstandsregeln zu Wohnbebauung – in Nordrhein-Westfalen mindestens 1000 Meter – führt zwangsläufig dazu, dass als Standorte für Windräder oft nur Flächen in Wäldern in Betracht kommen. Und in Wäldern gibt es in aller Regel keine Hydranten und keine ausgebauten Straßen, dafür aber je nach Jahreszeit eine Menge trockenes Holz: Alles keine idealen Voraussetzungen für die Arbeit der Feuerwehr.

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Den Einsatzplan zum Löschen eines brennenden Windrads skizzierte Matthias Ebertz ebenso knapp wie präzise: „Wir haben keinen.“ Dennoch gebe es sehr genaue Vorgaben, wie in einem solchen Fall vorzugehen sei: „Wir sperren in einem Umkreis von 500 Metern ab und warten, bis das Windrad abgebrannt ist.“ Zentral seien dabei zwei Punkte: Menschen dürften den abgesperrten Bereich um das Windrad herum nicht betreten. Und Brände, die in Folge des Geschehens am Boden entstehen, müssten bekämpft werden.

Siegen: Brennendes Windrad – Gefahr von weiteren Bränden am Boden ringsherum

• Der Feuerchef zeigte Videos von Windradbränden an anderen Orten. In Flammen standen dabei die Gondeln, an denen die Nabe mit den Rotorblättern befestigt ist. Das Problem: Die Nabe befindet sich in bis zu 180 Metern Höhe. „Unsere längste Leiter misst 30 Meter. Da fehlt ein bisschen was“, sagte Matthias Ebertz. Es sei quasi unmöglich, Löschmittel in eine solche zu bekommen. Brennendes Öl, das von den Flügeln tropft, oder Teile, die herabfallen und den Boden entzünden, würden deshalb unten gelöscht.

• Gefährlicher wird es im Umkreis der Anlage noch einmal, falls die Notbremse nicht greift. Normalerweise würde diese das Windrad im Brandfall stoppen. Passiere dies nicht, könne eine Unwucht entstehen: Die Bewegung der Rotorblätter gerät in Folge des Feuers aus dem Gleichgewicht und der gesamte Turm stürzt um.

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• Über automatische Löschanlagen verfügen die Windräder in aller Regel nicht, wie Matthias Ebertz erläuterte. Eine solche Ausstattung wäre so teuer, dass ein wirtschaftlicher Betrieb nicht mehr möglich sei – schließlich müssten auch hier das Löschmittel in enorme Höhe transportiert werden. Es seien lediglich sogenannte Inertgas-Löschanlagen in den Schaltschränken verbaut. Diese haben aber nur eine sehr begrenzte Kapazität.

Siegen: Risiko für Windrad-Brände ist gering – und kein Argument gegen die Technik

Das Risiko, dass ein Windrad in Flammen aufgeht, sei gering. „Wenn es dazu kommt, brennt es ab. Damit muss man leben“, resümierte Matthias Ebertz. Er ordnete das Szenario darüber hinaus ein: „Ich fahre lieber zu einem brennenden Windrad als zu einem Störfall im Atomkraftwerk.“

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