Kreuztal. Alle leiden mit Kreuztal: Kulturamtsleiter Holger Glasmachers erzählt, wie es nach den Stadthallenbrand weitergeht. Und wie treu das Publikum ist.

Kulturamtsleiter Holger Glasmachers hat die Politik davor gewarnt, nach der Zerstörung der Stadthalle an den Ausgaben für Kultur zu sparen. „Es kann nicht sein, dass wir mit Kultur und Veranstaltungen aussetzen“, sagte Glasmachers. „Jetzt erst recht“, müsse die Devise sein, „eine Alternative gibt es nicht.“ Im Kulturausschuss gab Jochen Schreiber (SPD) den Arbeitsauftrag vor, den Wiederaufbau der durch ein Feuer zerstörten Stadthalle zu betreiben: „Wir müssen das bis zum Ende der Wahlperiode in den Stiefel stellen.“ 2025 sind die nächsten Wahlen.

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„Wir erfahren sehr viel Solidarität“, berichtete Holger Gasmachers. Künstler, die in Kreuztal auftreten, haben sich gemeldet: „Wilfried Schmickler hat fast mehr geweint als ich.“ Andere Veranstalter haben Solidarität bekundet, sogar Benefizkonzerte für Kreuztal seien angeboten worden. „Das wird so weit nicht kommen.“

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So geht es nach dem Brand in Kreuztal weiter

Das Bürgerforum, in das sich die Stadthalle verwandeln sollte, wäre im Programm der neuen Spielzeit von Kreuztal Kultur „eine feste Größe“ gewesen, erinnerte der Kulturamtsleiter. „Innerhalb von wenigen Tagen“ habe Kreuztal Kultur nun das bis Dezember geplante Programm der neuen Spielzeit veröffentlicht – zunächst digital, in der nächsten Woche auch gedruckt –, rechtzeitig zum Start des Vorverkaufs. „Damit haben wir erst einmal Zeit gewonnen.“ Die wird gebraucht, um etwa 20 Veranstaltungen neu anzusetzen, die vom 7. Januar an bis in den Mai 2023 ­hinein im Bürgerforum stattfinden sollen.

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Dabei ist es nicht damit getan, neue Veranstaltungsorte zu finden. Auch an den Terminen wird geschraubt. Vor allem die montags bis freitags terminierten Shows sollen auf die Wochenenden verlegt werden, um den Schul- und Vereinssport nicht weiter zu beeinträchtigen. „Das sieht im Moment ganz gut aus.“ Einige Veranstaltungen müssen allerdings auch ganz abgesagt werden, weil die Ausweich-Spielstätten zu klein für sie sind. „Wir werden auf jeden Fall eine vernünftige zweite Halbzeit auf die Beine stellen“, verspricht Holger Glasmachers – im Herbst wird das geänderte Programm veröffentlicht.

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Noch ein paar Jahre „Tour der Kultur“ in Kreuztal

„Tour der Kultur“ heißt das 2019 mit der Schließung der Stadthalle begonnene Provisorium, das nun noch einige Jahre länger dauern wird. Holger Glasmachers glaubt, dass das Publikum die Touren zwischen Kirchen, Otto-Flick- und Turn- und Festhalle Buschhütten und irgendwann vielleicht auch einmal wieder dem Eichener Hamer weiterhin mitmacht. „Ich bin mir sicher, dass wir hohe Akzeptanz erzielen.“ Das zeige auch der planmäßige Start des Vorverkaufs genau eine Woche nach dem Stadthallenbrand: „Wir haben eine sehr gute Resonanz. Das stimmt uns zuversichtlich.“ Auch mit den Eigenheiten der Spielstätten kann das Team gut leben. „Wir kennen mittlerweile alle Hallen aus dem Effeff, nur die Krombachhalle noch nicht.“

Sommer-Höhepunkt im August

Ein Sommer-Höhepunkt wird das zweite August-Wochenende in Dreslers Park. Am Donnerstag, 11. August, findet dort zum dritten Mal „Dance & Sing“ der städtischen Kreuztaler Tanzschule „Spitzentanz“ statt. 280 Mitwirkende zwischen sechs und 25 Jahren sind bei „Awakening“ dabei.

Am Freitag. 12. August, steigt das zwei Mal verschobene LaBrassBanda. „Das geht richtig in die Beine“, verspricht Kulturamtsleiter Holger Glasmachers.

Kreuztal Klassik folgt am Samstag, 13. August. „Sommerträume“ sind das Thema des 23. Philharmonie-Open Air.

So lief die letzte Spielzeit in Kreuztal

Zusätzlich erschwert wurde die Tour der Kultur vom zweiten Jahr an durch die Pandemie. Immerhin haben in der gerade zu Ende gegangenen Spielzeit 2021/22 29 von 32 geplanten Veranstaltungen stattfinden können, gestrichen wurden lediglich die Teddybärenkonzerte und das Neujahrskonzert. Durchweg wurden Programme angeboten, die in der Saison davor abgesagt werden mussten. Der große Teil des Publikums hat seine Eintrittskarten nach den Absagen behalten, nur 12,5 Prozent wurden zurückgegeben,. 6114 Besucherinnen und Besucher wurden gezählt, im Schnitt 211 je Veranstaltung. „Mehr als ordentlich“ nennt das Kulturamtsleiter Holger Glasmachers – immerhin war die Kapazität im Saal zeitweise um 50 Prozent reduziert. In der letzten vollen Stadthallen-Spielzeit 2017/18 waren rund 15.000 Gäste zu 39 Veranstaltungen gekommen, im Schnitt 378 je Veranstaltungsabend. Sechs Veranstaltungen wurden mit 17.500 Euro Bundesmitteln gefördert. „Das hat uns geholfen, dass wir finanziell nicht völlig ins Tal gerutscht sind.“

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So geht es der Stadtbibliothek Kreuztal

Die Stadtbibliothek hat gerade ihr Jubiläumswochenende zum 25-jährigen Bestehen gefeiert. „Das Wetter hätte nicht besser bestellt werden können“, sagte Leiterin Linda Donalies. Die Besucherzahlen ziehen an, „so langsam kommt wieder Schwung in die Sache.“ Im vorigen Jahr war die Bibliothek erst ab Mai wieder durchgehend geöffnet. 7132 Besucher wurden gezählt, sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Neuanmeldungen ging, weil die Besuche der Grundschulklassen nicht stattfinden konnten, sogar um 23 Prozent zurück. Mit 114.717 Ausleihen hielt sich dank der To-Go-Angebote der Rückgang in Grenzen: nur 1,56 Prozent weniger bei gleichzeitiger Zunahme der Onleihe von E-Medien um 4,16 Prozent.

Das macht die Musikschule Kreuztal

Die Musikschule startet nach den Sommerferien wieder mit Jekiss, den Chören in den Grundschulen. Vier von fünf Schulen sind wieder dabei. 70 Grundschulkinder haben Instrumental-Gruppenunterricht, an einem Musikschulprojekt mit dem Gymnasium nehmen 24 Schülerinnen und Schüler teil. Angebote macht die Musikschule auch für Erwachsene (Gitarrenkurse) und für Senioren und speziell für Senioren, für letztere nun auch in Tagespflegen und Wohneinrichtungen. Jugendliche würde Musikschulleiter Ralf Stiebig gern für Bands gewinnen: Ein „Selbstläufer“ sei das aber nicht. „Ich bin immer wieder traurig, wenn das nicht klappt. Wofür lerne ich Schlagzeug, wenn ich nicht in eine Band will?“

Marion Kleis (CDU) regte an, nicht nur den Chören („Jekiss“) und den Tanzschülern („Dance & Sing“) eine große Bühne zu geben, sondern auch den Instrumentalschülern: „Die üben und üben – und außer der Oma hört sie keiner.“ Ein Handicap, so Ralf Stiebig, seien auch die nötigen Räume – in Zukunft noch viel mehr. Er berichtete von Belegungsversuchen in der Weißen Villa: „Wir kommen nicht rein.“

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