Kreuztal. Schnellstmöglich abreißen und wieder neu bauen: Nach dem Großbrand will Kreuztal nicht auf eine Stadthalle verzichten, auch wenn es Jahre dauert

  • Die Stadthalle in Kreuztal ist abgebrannt.
  • Schulen in der Nachbarschaft wurden geräumt
  • Zwei Personen wurden leicht verletzt
  • Leben ohne Stadthalle nicht vorstellbar.

Nach dem verheerenden Brand des Kreuztaler Bürgerforums hat Bürgermeister Walter Kiß am Dienstag, 17. Mai, angekündigt, die Stadthalle wiederaufzubauen. Das allerdings werde Jahre dauern. Ein Leben ohne Stadthalle sei in Kreuztal nicht vorstellbar.

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Trotzdem würde Kiß die verkohlte Ruine am Tag danach am liebsten nicht anblicken. Der erste Schock ist abgeklungen, sagt der Verwaltungschef, der beim allerersten Foto am Montag noch dachte, dass es wohl nicht so schlimm werden würde. Aber es wurde deprimierend. „Diesen Trümmerhaufen zu sehen, tut weh“, sagt Kiß. Nicht nur wegen der bislang verbauten 3 Millionen Euro, die sich bis Fertigstellung auf 4 Millionen Euro Fördermittel von Land und EU summiert hätten – vor allem wegen der langen, intensiven Arbeit, die kurz vor dem Ziel so zunichte gemacht wurde. Spätestens im Januar hätte eröffnet werden sollen, das Programm stand schon.

Sobald die Brandermittler die Stadthallen-Ruine freigeben, soll abgerissen werden

Stattdessen: Klärungsbedarf. Die Brandermittler der Polizei haben den Unglücksort noch beschlagnahmt, in der Kreuztaler Verwaltung wird währenddessen viel telefoniert in diesen Tagen, mit den Fördergebern, den Versicherungen; wer was bezahlt, ist aktuell noch völlig offen. Klar ist lediglich: Die Ruine wird abgerissen werden müssen – komplett, schon aus Sicherheitsgründen, so schnell wie möglich, sobald die Ruine freigegeben ist. „Das kann nicht lange so bleiben.“ Selbst die Beton-Bodenplatte könnte durch die große Hitze in Mitleidenschaft gezogen worden sein, vor allem der darin verbaute Stahl. Die Ergebnisse muss die Stadt abwarten.

Brandspezialisten der Polizei untersuchen die Ruine der Stadthalle Kreuztal.
Brandspezialisten der Polizei untersuchen die Ruine der Stadthalle Kreuztal. © Hendrik Schulz

Klar ist aber auch: Die Stadthalle wird wieder aufgebaut. Das wird Jahre dauern angesichts der derzeitigen Lage im Baugewerbe, steigenden Preisen, Fachkräftemangel im Handwerk, Materialknappheit, dazu Ausschreibungs- und Vergabeverfahren. „Aber ein Leben ohne Stadthalle in Kreuztal ist nicht vorstellbar“, betont der Bürgermeister.

Aufgeben kommt für Kreuztal nicht in Frage: Stadthalle wird neu gebaut

So deprimierend das Ganze gerade auch für die Beschäftigten der Stadt sei: „Wir haben eine sehr leistungsfähige Verwaltung“, betont Walter Kiß. Das Projekt wurde mit eigenen Kräften – Planern, Architekten – umgesetzt. Sie alle haben viel Herzblut ins Bürgerforum gesteckt und benötigen wahrscheinlich noch ein paar Tage, um den Schock zu verdauen. Und bis dahin liegen vielleicht genug Informationen vor, um aufs neue ans Werk zu gehen. Aufgeben kommt nicht in Frage.

Sobald die Polizei den Unglücksort freigibt, sollen die Überreste der Kreuztaler Stadthalle abgerissen werden.
Sobald die Polizei den Unglücksort freigibt, sollen die Überreste der Kreuztaler Stadthalle abgerissen werden. © Hendrik Schulz

Bis dahin nehmen die angrenzenden Schulen sukzessive ihren Betrieb auf. Im Gymnasium wird Dienstag und Mittwoch Abitur geschrieben, Gutachter geben die von Brandauswirkungen betroffenen Räume frei oder ordnen Reinigungen an, „wir müssen jede Gesundheitsgefährdung ausschließen“, betont Walter Kiß. Die Schulen organisieren die Nutzung ihrer freigegebenen Räume dann selbst.

Kreuztaler Bürgermeister stolz auf die leistungsfähige Feuerwehr beim Stadthallen-Brand

„Das Allerwichtigste bei all dem Elend ist doch, dass niemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist“, sagt auch der Bürgermeister und lobt die Schulen für die geordnete, schnelle Evakuierung und die leistungsfähige, gut ausgebildete und mit allem Nötigen ausgestattete Feuerwehr Kreuztal. Alle Kräfte hätten beeindruckend gut zusammengearbeitet. Er sei stolz auf die Ehrenamtlichen, die eine solche Großlage hervorragend gemeistert hätten. Das konnte auch der Bezirksbrandmeister bestätigen, der wegen der Betroffenheit der Schulen extra aus Arnsberg angereist war.

Die verheerende Kraft des Feuers wird beim Blick ins Innere der Stadthalle deutlich.
Die verheerende Kraft des Feuers wird beim Blick ins Innere der Stadthalle deutlich. © Hendrik Schulz

Und wie der Zufall so spielt: Am Tag nach dem Großbrand traf im Rathaus die Ausnahmegenehmigung ein: Eigentlich müsste Kreuztal nämlich eine hauptamtliche Feuerwache vorhalten. Alle paar Jahre muss die Stadt nachweisen, dass sie mit ihrer freiwilligen Wehr gut aufgestellt ist. Das hat sie, unfreiwillig.

Der Großbrand: Das ist beim Feuer auf dem Dach der Kreuztaler Stadthalle passiert

Auf dem Dach des Kreuztaler Bürgerforums war am Montagvormittag ein Brand ausgebrochen und hat das Gebäude zerstört. Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot von rund 150 Kräften im Einsatz. Aus Arfeld wurde nach der Alarmierung gegen 11.30 Uhr der Container für eine mobile Einsatzleitung herbeigeschafft. Auch die Feuerwehr Siegen schickte Kräfte zur Unterstützung, ebenso die Netphener Wehr.

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Gegen 13 Uhr zeichnet sich ab, dass das Gebäude, das gerade zum Bürgerforum erweitert wird, nicht mehr zu retten ist: Die Scheiben des Foyers barsten, das Dach war kurz vor dem Einsturz.

Die Stadthalle Kreuztal brennt komplett ab
Die Stadthalle Kreuztal brennt komplett ab © Feuerwehr Kreuztal | Feuerwehr Kreuztal

Vor dem Gymnasium hatte die Feuerwehr eine Riegelstellung aufgebaut, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Das gelang auch weitgehend, bis auf Verrußungen und geborstene Scheiben. Die Abiturprüfungen können Dienstag und Mittwoch stattfinden, die Stufen 5 bis 11 erhalten Distanzunterricht. Zwei Personen hatten sich bei der Räumung der Gebäude leicht verletzt. Am Nachmittag gingen Verantwortliche der Schule zusammen mit Feuerwehrleuten zurück, um persönliche Gegenstände zu sichern, die bei der Evakuierung zurückgelassen wurden.

Rund 600 Schülerinnen und Schüler des Städtischen Gymnasiums und etwa 820 Schülerinnen und Schüler der Clara-Schumann-Gesamtschule mussten die Schulgebäude verlassen; sie wurden nach Hause geschickt.

Hunderte Schülerinnen und Schüler wurden wegen des Feuers nach Hause geschickt.
Hunderte Schülerinnen und Schüler wurden wegen des Feuers nach Hause geschickt. © Kai Osthoff

Die Straße Zum Erbstollen ist gesperrt. Geräumt wurde später auch die Realschule.

Das Dach stürzte am Nachmittag ein, damit ist das Gebäude ein Totalverlust und muss abgerissen werden. Die Feuerwehr schäumte den Brandort über die Drehleiter ein, um Glutnester zu ersticken. Die Polizei schickt Brandsachverständige zur Untersuchung der Ursache nach Kreuztal – möglicherweise hatten Schweißbahnarbeiten zu dem Feuer geführt.

Baustelle des Bürgerforum schon einmal beschädigt

Erst vor wenigen Wochen hatten unbekannte Täter die neu verlegte Dachhaut des Bürgerforums beschädigt. Es drang Regenwasser ein, das Wand und Boden beschädigte. Der neu verlegte Estrich muss entfernt werden. Die Stadt erweitert derzeit die Stadthalle zum Bürgerforum. „Es ist zum Heulen“, sagte ein sichtlich erschütterter Bürgermeister Walter Kiß, der sich vor Ort ein Bild von den verheerenden Auswirkungen des Feuers machte.

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Die Stadthalle in Kreuztal brennt.
Die Stadthalle in Kreuztal brennt. © Kai Osthoff