Weidenau. Die Hausaufgabenhilfe Zinsenbach bringt Grundschulkindern in den Ferien bei, wie sie reagieren können, wenn sie von Mitschülern geärgert werden.
„Geh’ mal runter von dem Stuhl, du fauler Sack“, wirft Jared Steffi Kramer entgegen. Die Pädagogin aber lässt sich nicht provozieren: „Nein, ich gehe nicht weg. Nerv’ mich nicht.“ Doch Jared lässt nicht locker und Steffi Kramer wird deutlich: „Wenn du nicht aufhörst, gehe ich zu Frau Mikota, dann bekommst du Ärger. Wenn du aufhörst, mache ich das nicht.“ Was die Pädagogin beispielhaft vorführt, ist eine Konfliktsituation, die die Grundschulkinder im Deeskalationstraining zu lösen lernen. Die Hausaufgabenhilfe Zinsenbach in Weidenau bietet regelmäßig Schulungen zur Sozialen Kompetenz, Selbstbehauptung und Deeskalationstraining für Kinder jeden Alters an.
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Gerade in der Corona-Zeit, in der die Kinder „wenig draußen“ gewesen seien, ist Nadine Mikota von der Hausaufgabenhilfe Zinsenbach aufgefallen, dass „der Ton untereinander harscher geworden ist. Da wollten wir entgegenarbeiten.“
Da wird’s kritisch
In vielen unterschiedlichen Situationen stellt sich immer wieder die Frage, wann Kinder am besten Hilfe holen und wo die Grenze zum Petzen verläuft: „Petzen kann man nennen, wenn man will, dass der andere Ärger bekommt, aber eigentlich tut er mir gar nichts“, erläutert Steffi Kramer. Die Pädagogin zählt im Deeskalationstraining einige konfliktreiche Beispiele auf, mit denen sich die Kinder auseinandersetzen sollen:
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1. Mobbing und Hänseleien
Max ist neu in der Schule, die anderen mögen ihn nicht, ärgern ihn. Mittlerweile hat er schon Angst, in die Schule zu kommen. Die klare Meinung aller Kinder in der Runde: Man muss Hilfe holen. Hier, bestätigt Kramer, ist es „wichtig, Hilfe zu holen. Max kann sich ja nicht wehren“. Eine andere Situation: Maria wird von Mitschülerinnen und Mitschülern geärgert und als Streberin beschimpft. Ihre Freundin Leonie merkt, dass sie darunter leidet. Auch bei diesem Fall sind sich die Kinder einig, dass sie Hilfe holen sollen.
2. Schummeln und Abschreiben
Während der Klassenarbeit merkt Hannah, dass Leon einen Spickzettel benutzt. Sollte sie das dem Lehrer melden oder ist das gepetzt? Die Kinder in der Runde sind unentschlossen. Aya ist der Meinung, dass sich Leon nur selbst schadet, wenn er schummelt: Bei der nächsten Klassenarbeit weiß er dann nicht, was er machen muss. Ein anderer Fall: Es ist Matheunterricht und Marie merkt, dass Annika die Hausaufgaben nicht gemacht hat. Auch in diesem Fall sind die Kinder der Meinung, dass es gepetzt ist, das der Lehrerin zu melden.
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3. Sachbeschädigung
Luca kümmert sich im Schulgarten um die Tomatenpflanzen. Als sich Daniel unbeobachtet fühlt, geht er in den Garten und zerstört die Pflanzen. Die Kinder sind der klaren Meinung: Luca muss zum Lehrer gehen und ihm sagen, was er gesehen hat.
So können Kinder reagieren
Wie also sollen sich Kinder verhalten, wenn sie Ärger mit Mitschülerinnen und Mitschülern haben? Steffi Kramer nennt in ihrer Strategie drei Schritte, mit denen Kinder deeskalierend auf die Situation einwirken können.
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1. Ignorieren
Ein Beispiel: Lisa geht in der Pause zu Sophia und ärgert sie, macht sich lustig über ihre Kleidung. Was Sophia unbedingt vermeiden sollte, ist, sich provozieren zu lassen und Lisa wiederum zu ärgern. Die Situation kann sich auch dadurch verschärfen, dass Sophia etwa belehrend antwortet oder sie auf ihr Recht pocht, die Kleidung zu tragen, die ihr gefällt. Sinnvoll ist es, zunächst gar nicht auf die Worte des anderen einzugehen und den Blick abzuwenden. Manche Mitschüler verlieren nach kurzer Zeit das Interesse und hören mit dem Ärgern auf.
2. Stopp sagen
Möglich ist, dass Lisa nicht aufhört, Sophia zu ärgern und ihr jeden Tag wieder auf die Nerven geht. In diesem Fall reicht es nicht mehr aus, den anderen zu ignorieren – Sophia muss sich verteidigen und selbstbewusst Stopp sagen. „Hör auf zu nerven, ich trage, was ich will“, ist eine Antwort, die Sophia geben könnte. Hilfreich kann auch sein, mit der Konsequenz zu drohen, zur Lehrerin oder dem Lehrer zu gehen – darüber hinaus aber auch eine Lösung anzubieten: „Wenn du aufhörst, mich zu ärgern, sage ich es der Lehrerin nicht.“
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3. Hilfe holen
Es kann auch sein, dass Lisa so penetrant Sophia ärgert, dass sie sich von ihr nicht davon abbringen lässt: „Wenn gar nichts hilft, dann habe ich immer noch die Möglichkeit, bei den Lehrern oder der Hausaufgabenhilfe einen Erwachsenen zur Hilfe zu holen“, erläutert Steffi Kramer. Der Vorteil: „Ihr seid dann zu zweit und der, der ärgert, ist dann allein.“
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