Netphen. An der Sekundarschule Netphen entstehen Bilder, von denen wir hier eine Reihe zeigen. Und erzählen, was der Krieg in der Ukraine mit ihnen macht.
„Ich kann mir das gar nicht vorstellen", sagt Emily, „nicht mehr in die Schule zu gehen, meine Freundinnen nicht mehr zu sehen.“ Mitschüler der Sechstklässlerin an der Sekundarschule schon: Barbara Schmidt, die didaktische Leiterin, weiß von einem Jungen aus Syrien, der als Dreijähriger mit seiner Familie fliehen musste. Und Leyla aus der 8 c hat Olena kennen gelernt, die seit einer Woche eine Parallelklasse besucht. Sie stammt aus ist vor einer Woche mit ihrer Mutter aus Lwiw gekommen, der großen Stadt in der Westukraine, die vor drei Kriegen noch Lemberg hieß und zu Österreich gehörte.
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Eine Friedensstunde an der Sekundarschule Netphen
Fünf Mädchen und Jungen sind mit Barbara Schmidt und Rektorin Andrea Benito von der Sekundarschule oben heruntergekommen ins Heimatmuseum. Dort liegt die kleine Auswahl an Zeichnungen auf dem Boden ausgebreitet – ihre Bilder für Kinder in der Ukraine werden zunächst hier ausgestellt: Friedenstaube, Peace-Zeichen, Hände, Herzen, den Appell „Stoppt den Krieg“. Die 5 b hat aus ausgeschnittenen Händen eine Friedenstaube gestaltet, die 9 a die Farben von Flaggen auf Hände gemalt und daraus ein Friedenszeichen geformt. Von den 6. Klassen kommt ein Triptychon über Krieg und Frieden – auf der Kriegsseite ist auch der Fußballplatz auseinandergeschnitten. „Das passiert, wenn die Welt zerbricht“, erklärt Emily.
Die Nachrichten über den Krieg machen Angst, das geschehen ist Thema in der Schule. Vorigen Freitag ab es für alle rund 350 Schülerinnen und Schüler zum ersten Mal eine Friedensstunde, in der auch die kleinen Kunstwerke entstanden: „Die Kinder bekommen die Möglichkeit, sich auszudrücken“, erklärt Barbara Schmidt, „und das Gefühl, etwas tun zu können.“ Unter den Arbeiten ist auch eine Willkommensschachtel. Drinnen ist eine Zeichnung mit einer Taube und der Unterzeile „Keine Sorgen“, der blau-gelben Flagge der Ukraine und diesem Text: „Hi, wir freuen uns auf euch. Willkommen in der Sekundarschule Netphen. Vergesst die Sorgen, hier lebt ihr in Frieden, wir sind für euch da.“
Besuch und Spenden
Die Ausstellung im Heimatmuseum Netpherland wird am Donnerstag, 24. März, 19 Uhr, eröffnet. Besuch nach Anmeldung: heimatmuseum@heimatverein-netpherland.de. Weitere Bilder sind in der Volksbank und in der Buchhandlung Weinaug ausgestellt. Wer die Aktion unterstützen will, kann Geld an den Förderverein der Sekundarschule mit dem Verwendungszweck „Kinder für die Ukraine“ überweisen. Info auf sekundarschule-netphen.de
Ausstellung in Museum und Kirche
Netphener Schüler malen für Kinder in der Ukraine
Es werden viele kommen. „Wir werden sehen, dass wir alle gut aufnehmen“, sagt Lina Marie Reuter, die Referentin des Bürgermeisters, die mit zum Termin im Museum gekommen ist. Einige Kinder werden auch die Sekundarschule besuchen. „Wir wissen nicht, in welcher Verfassung sie hier ankommen“, sagt Andrea Benito. Wenige Fakten genügen. „Das allein reicht schon, dass es einem die Tränen in die Augen treibt“, den Kindern wie den Erwachsenen. Wir werden immer wieder darüber sprechen.“
Nicole Schmallenbach von Museumsteam greift die Initiative der Schülerinnen und Schüler auf: Besucher der Ausstellung sollen spenden können – und nicht nur die: Am Mittwoch, 30. März, 19.30 Uhr, wird es einen besonderen Gottesdienst in der evangelischen Kirche geben, zu dem die Bilder auch mitgenommen werden – die Kopien sind dann längst schon unterwegs zu Kindern in der Ukraine.
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Sie freuen sich auf die anderen, die nun kommen
Olena und ihre Mutter sind 14 Stunden zu Fuß bis an die polnische Grenze gelaufen. „Wir wollten sie erst nicht darauf ansprechen“, erinnert Leyla. Dann haben sie aber doch gesprochen, auf Englisch und mit Unterstützung der Übersetzungsapp des Smartphones. Und nun freuen sie sich auf die anderen, die noch kommen, sagt Emily: „Wir wären auch froh. wenn wir irgendwo aufgenommen würden.“
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